Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Erbschleicher.
Sternberg. Sie hat sonst Glück bey ihren
Streichen, die Frau Muhme. Es ist eben das
Weib, das ihren Mann durch Untreue und Un-
frieden unter die Erde brachte, um sein Vermö-
gen mit einem Abentheurer zu verschleudern.
Justine. Denkt doch! die schöne Lukrezia!
Und der Abentheurer - - -?
Sternberg (einfallend.) Zog aus, als das
Geldchen alle war. Ich denke, Weinhold wirds
nicht besser machen.
Justine. Das mag er. Aber wetten
wollt' ich, daß der ganze Gaunerplan von ihr
allein herrührt.
Sternberg (spöttisch.) Ihr habt immer mehr
Partheylichkeit für unser Geschlecht.
Justine. Es gehört nur unpartheyischer Be-
obachtungsgeist dazu, um ihm weniger Erfahren-
heit in Ränken zuzutrauen, als ihr.
Sternberg. Studentenkniffe können ihm
nicht fremd seyn. Er ist von zwey Universitäten
relegirt worden. Was er jetzt treibt, weiß ich
nicht.
Justine. Er schwärmt, und quacksalbert.
Sternberg. Ha? so eine Art Monddoktor,
Wunderthäter, etcetera? -- Nicht übel ausge-
Die Erbſchleicher.
Sternberg. Sie hat ſonſt Gluͤck bey ihren
Streichen, die Frau Muhme. Es iſt eben das
Weib, das ihren Mann durch Untreue und Un-
frieden unter die Erde brachte, um ſein Vermoͤ-
gen mit einem Abentheurer zu verſchleudern.
Juſtine. Denkt doch! die ſchoͤne Lukrezia!
Und der Abentheurer - - -?
Sternberg (einfallend.) Zog aus, als das
Geldchen alle war. Ich denke, Weinhold wirds
nicht beſſer machen.
Juſtine. Das mag er. Aber wetten
wollt’ ich, daß der ganze Gaunerplan von ihr
allein herruͤhrt.
Sternberg (ſpöttiſch.) Ihr habt immer mehr
Partheylichkeit fuͤr unſer Geſchlecht.
Juſtine. Es gehoͤrt nur unpartheyiſcher Be-
obachtungsgeiſt dazu, um ihm weniger Erfahren-
heit in Raͤnken zuzutrauen, als ihr.
Sternberg. Studentenkniffe koͤnnen ihm
nicht fremd ſeyn. Er iſt von zwey Univerſitaͤten
relegirt worden. Was er jetzt treibt, weiß ich
nicht.
Juſtine. Er ſchwaͤrmt, und quackſalbert.
Sternberg. Ha? ſo eine Art Monddoktor,
Wunderthaͤter, etcetera? — Nicht uͤbel ausge-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0154" n="148"/>
          <fw place="top" type="header">Die Erb&#x017F;chleicher.</fw><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg.</hi> </speaker>
            <p>Sie hat &#x017F;on&#x017F;t Glu&#x0364;ck bey ihren<lb/>
Streichen, die Frau Muhme. Es i&#x017F;t eben das<lb/>
Weib, das ihren Mann durch Untreue und Un-<lb/>
frieden unter die Erde brachte, um &#x017F;ein Vermo&#x0364;-<lb/>
gen mit einem Abentheurer zu ver&#x017F;chleudern.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Denkt doch! die &#x017F;cho&#x0364;ne <hi rendition="#g">Lukrezia!</hi><lb/>
Und der Abentheurer - - -?</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg</hi> </speaker>
            <stage>(einfallend.)</stage>
            <p>Zog aus, als das<lb/>
Geldchen alle war. Ich denke, Weinhold wirds<lb/>
nicht be&#x017F;&#x017F;er machen.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Das mag er. Aber wetten<lb/>
wollt&#x2019; ich, daß der ganze Gaunerplan von <hi rendition="#g">ihr</hi><lb/>
allein herru&#x0364;hrt.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg</hi> </speaker>
            <stage>(&#x017F;pötti&#x017F;ch.)</stage>
            <p>Ihr habt immer mehr<lb/>
Partheylichkeit fu&#x0364;r <hi rendition="#g">un&#x017F;er</hi> Ge&#x017F;chlecht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Es geho&#x0364;rt nur unpartheyi&#x017F;cher Be-<lb/>
obachtungsgei&#x017F;t dazu, um ihm weniger Erfahren-<lb/>
heit in Ra&#x0364;nken zuzutrauen, als ihr.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg.</hi> </speaker>
            <p>Studentenkniffe ko&#x0364;nnen ihm<lb/>
nicht fremd &#x017F;eyn. Er i&#x017F;t von zwey Univer&#x017F;ita&#x0364;ten<lb/>
relegirt worden. Was er jetzt treibt, weiß ich<lb/>
nicht.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#JUS">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Ju&#x017F;tine.</hi> </speaker>
            <p>Er &#x017F;chwa&#x0364;rmt, und quack&#x017F;albert.</p>
          </sp><lb/>
          <sp who="#STE">
            <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg.</hi> </speaker>
            <p>Ha? &#x017F;o eine Art Monddoktor,<lb/>
Wundertha&#x0364;ter, etcetera? &#x2014; Nicht u&#x0364;bel ausge-<lb/></p>
          </sp>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[148/0154] Die Erbſchleicher. Sternberg. Sie hat ſonſt Gluͤck bey ihren Streichen, die Frau Muhme. Es iſt eben das Weib, das ihren Mann durch Untreue und Un- frieden unter die Erde brachte, um ſein Vermoͤ- gen mit einem Abentheurer zu verſchleudern. Juſtine. Denkt doch! die ſchoͤne Lukrezia! Und der Abentheurer - - -? Sternberg (einfallend.) Zog aus, als das Geldchen alle war. Ich denke, Weinhold wirds nicht beſſer machen. Juſtine. Das mag er. Aber wetten wollt’ ich, daß der ganze Gaunerplan von ihr allein herruͤhrt. Sternberg (ſpöttiſch.) Ihr habt immer mehr Partheylichkeit fuͤr unſer Geſchlecht. Juſtine. Es gehoͤrt nur unpartheyiſcher Be- obachtungsgeiſt dazu, um ihm weniger Erfahren- heit in Raͤnken zuzutrauen, als ihr. Sternberg. Studentenkniffe koͤnnen ihm nicht fremd ſeyn. Er iſt von zwey Univerſitaͤten relegirt worden. Was er jetzt treibt, weiß ich nicht. Juſtine. Er ſchwaͤrmt, und quackſalbert. Sternberg. Ha? ſo eine Art Monddoktor, Wunderthaͤter, etcetera? — Nicht uͤbel ausge-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/154
Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/154>, abgerufen am 24.11.2024.