Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. Justine. Sie haben Recht. Verzeihen Sie ihm unter acht Tagen nicht! Seinem Mädchen nicht einmal Familiensachen zu vertrauen. Und mancher Mann macht seine Frau zum Reichs- und Staatsarchive -- Aber mich nehmen Sie doch zur Schwester an? Therese. Mein Herz sagt: ja! Justine (sie schnell umarmend.) Und das meini- ge flog Ihnen schon diesen Morgen entgegen. Sternberg (will indessen Theresens Hand küssen.) Justine (ihn schalkhaft zurück stoßend.) Will Er gehen, mit seiner Advokatenpolitik! Sternberg (bittend.) Schwester! Justine (indem sie seine Linke und Theresens rechte Hand unvermerkt einander nähert.) Ich heiße Justine und halte auf Gerechtigkeit. Und Sie sollen se- hen, daß ich Ihnen immer gegen den Menschen beystehen werde, wenn er - - - Sternberg (hascht Theresens Hand und küßt sie.) Justine (tritt auf die Seite.) Sie ergeben sich? Nun scheid' ich davon. Therese. Böses Mädchen! Justine. Ja, die Eifersüchtigen sind immer die Schwächsten. Therese. Und die Witzigen --? Die Erbſchleicher. Juſtine. Sie haben Recht. Verzeihen Sie ihm unter acht Tagen nicht! Seinem Maͤdchen nicht einmal Familienſachen zu vertrauen. Und mancher Mann macht ſeine Frau zum Reichs- und Staatsarchive — Aber mich nehmen Sie doch zur Schweſter an? Thereſe. Mein Herz ſagt: ja! Juſtine (ſie ſchnell umarmend.) Und das meini- ge flog Ihnen ſchon dieſen Morgen entgegen. Sternberg (will indeſſen Thereſens Hand küſſen.) Juſtine (ihn ſchalkhaft zurück ſtoßend.) Will Er gehen, mit ſeiner Advokatenpolitik! Sternberg (bittend.) Schweſter! Juſtine (indem ſie ſeine Linke und Thereſens rechte Hand unvermerkt einander nähert.) Ich heiße Juſtine und halte auf Gerechtigkeit. Und Sie ſollen ſe- hen, daß ich Ihnen immer gegen den Menſchen beyſtehen werde, wenn er - - - Sternberg (haſcht Thereſens Hand und küßt ſie.) Juſtine (tritt auf die Seite.) Sie ergeben ſich? Nun ſcheid’ ich davon. Thereſe. Boͤſes Maͤdchen! Juſtine. Ja, die Eiferſuͤchtigen ſind immer die Schwaͤchſten. Thereſe. Und die Witzigen —? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0160" n="154"/> <fw place="top" type="header">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </speaker> <p>Sie haben Recht. Verzeihen Sie<lb/> ihm unter acht Tagen nicht! Seinem Maͤdchen<lb/> nicht einmal Familienſachen zu vertrauen. Und<lb/> mancher Mann macht ſeine Frau zum Reichs-<lb/> und Staatsarchive — Aber mich nehmen Sie<lb/> doch zur Schweſter an?</p> </sp><lb/> <sp who="#THE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Thereſe.</hi> </speaker> <p>Mein Herz ſagt: ja!</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(ſie ſchnell umarmend.)</stage> <p>Und das meini-<lb/> ge flog Ihnen ſchon dieſen Morgen entgegen.</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg</hi> </speaker> <stage>(will indeſſen Thereſens Hand küſſen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(ihn ſchalkhaft zurück ſtoßend.)</stage> <p>Will Er<lb/> gehen, mit ſeiner Advokatenpolitik!</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg</hi> </speaker> <stage>(bittend.)</stage> <p>Schweſter!</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(indem ſie ſeine Linke und Thereſens rechte<lb/> Hand unvermerkt einander nähert.)</stage> <p>Ich heiße Juſtine<lb/> und halte auf Gerechtigkeit. Und Sie ſollen ſe-<lb/> hen, daß ich Ihnen immer gegen <hi rendition="#g">den</hi> Menſchen<lb/> beyſtehen werde, wenn er - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#STE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Sternberg</hi> </speaker> <stage>(haſcht Thereſens Hand und küßt ſie.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </speaker> <stage>(tritt auf die Seite.)</stage> <p>Sie ergeben ſich?<lb/> Nun ſcheid’ ich davon.</p> </sp><lb/> <sp who="#THE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Thereſe.</hi> </speaker> <p>Boͤſes Maͤdchen!</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </speaker> <p>Ja, die Eiferſuͤchtigen ſind immer<lb/> die <hi rendition="#g">Schwaͤchſten.</hi></p> </sp><lb/> <sp who="#THE"> <speaker> <hi rendition="#fr">Thereſe.</hi> </speaker> <p>Und die Witzigen —?</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [154/0160]
Die Erbſchleicher.
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mancher Mann macht ſeine Frau zum Reichs-
und Staatsarchive — Aber mich nehmen Sie
doch zur Schweſter an?
Thereſe. Mein Herz ſagt: ja!
Juſtine (ſie ſchnell umarmend.) Und das meini-
ge flog Ihnen ſchon dieſen Morgen entgegen.
Sternberg (will indeſſen Thereſens Hand küſſen.)
Juſtine (ihn ſchalkhaft zurück ſtoßend.) Will Er
gehen, mit ſeiner Advokatenpolitik!
Sternberg (bittend.) Schweſter!
Juſtine (indem ſie ſeine Linke und Thereſens rechte
Hand unvermerkt einander nähert.) Ich heiße Juſtine
und halte auf Gerechtigkeit. Und Sie ſollen ſe-
hen, daß ich Ihnen immer gegen den Menſchen
beyſtehen werde, wenn er - - -
Sternberg (haſcht Thereſens Hand und küßt ſie.)
Juſtine (tritt auf die Seite.) Sie ergeben ſich?
Nun ſcheid’ ich davon.
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Zitationshilfe: | Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/160>, abgerufen am 16.02.2025. |