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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher
Benedikt. Lieber Himmel! Ich bescheide
mich ja gern, daß Sie vornehmer sind, als ich.
Ihr Herr Papa war Pfarrer, meiner nur Schul-
meister. Aber am Ende stammen wir doch Alle
von Adam her, wenns (klopft an die Taschen) hier
hohl klingt.
Justine. Pinsel!
Benedikt. Ich kann freylich die Worte nicht
so zierlich setzen, als Sie. Aber ein Pinsel bin
ich darum auch nicht. Ich bin ein frischer Witt-
wer; und im Fall der Noth -- steh' ich meinen
Mann, wie ein Anderer.
Justine (scherzhaft.) Hier im Hause kennen
wir nur die Arzneynoth, und in der läßt uns Herr
Pistorius nicht stecken.
Benedikt (verdrüßlich.) Mit Ihren Einfällen
schneiden Sie Einem immer das Wort ab. --
Aber es muß heraus. Wenn Herr Sternberg --
weil Sie doch selbst davon angefangen haben --
wenn er Universalerbe wird, bekomm' ich fünf
hundert Thaler, das ist schon so gut, als richtig.
-- Geringer kann er Sie fürwahr nicht abfin-
den. Das addirt, und mit einem Nebenver-
dienstchen multiplicirt -- sollte sich davon nicht
leben lassen? --
(Schäkernd.) Mir wäre nicht
Die Erbſchleicher
Benedikt. Lieber Himmel! Ich beſcheide
mich ja gern, daß Sie vornehmer ſind, als ich.
Ihr Herr Papa war Pfarrer, meiner nur Schul-
meiſter. Aber am Ende ſtammen wir doch Alle
von Adam her, wenns (klopft an die Taſchen) hier
hohl klingt.
Juſtine. Pinſel!
Benedikt. Ich kann freylich die Worte nicht
ſo zierlich ſetzen, als Sie. Aber ein Pinſel bin
ich darum auch nicht. Ich bin ein friſcher Witt-
wer; und im Fall der Noth — ſteh’ ich meinen
Mann, wie ein Anderer.
Juſtine (ſcherzhaft.) Hier im Hauſe kennen
wir nur die Arzneynoth, und in der laͤßt uns Herr
Piſtorius nicht ſtecken.
Benedikt (verdrüßlich.) Mit Ihren Einfaͤllen
ſchneiden Sie Einem immer das Wort ab. —
Aber es muß heraus. Wenn Herr Sternberg —
weil Sie doch ſelbſt davon angefangen haben —
wenn er Univerſalerbe wird, bekomm’ ich fuͤnf
hundert Thaler, das iſt ſchon ſo gut, als richtig.
— Geringer kann er Sie fuͤrwahr nicht abfin-
den. Das addirt, und mit einem Nebenver-
dienſtchen multiplicirt — ſollte ſich davon nicht
leben laſſen? —
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[11/0017] Die Erbſchleicher Benedikt. Lieber Himmel! Ich beſcheide mich ja gern, daß Sie vornehmer ſind, als ich. Ihr Herr Papa war Pfarrer, meiner nur Schul- meiſter. Aber am Ende ſtammen wir doch Alle von Adam her, wenns (klopft an die Taſchen) hier hohl klingt. Juſtine. Pinſel! Benedikt. Ich kann freylich die Worte nicht ſo zierlich ſetzen, als Sie. Aber ein Pinſel bin ich darum auch nicht. Ich bin ein friſcher Witt- wer; und im Fall der Noth — ſteh’ ich meinen Mann, wie ein Anderer. Juſtine (ſcherzhaft.) Hier im Hauſe kennen wir nur die Arzneynoth, und in der laͤßt uns Herr Piſtorius nicht ſtecken. Benedikt (verdrüßlich.) Mit Ihren Einfaͤllen ſchneiden Sie Einem immer das Wort ab. — Aber es muß heraus. Wenn Herr Sternberg — weil Sie doch ſelbſt davon angefangen haben — wenn er Univerſalerbe wird, bekomm’ ich fuͤnf hundert Thaler, das iſt ſchon ſo gut, als richtig. — Geringer kann er Sie fuͤrwahr nicht abfin- den. Das addirt, und mit einem Nebenver- dienſtchen multiplicirt — ſollte ſich davon nicht leben laſſen? — (Schäkernd.) Mir waͤre nicht

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/17>, abgerufen am 03.12.2024.