Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.Die Erbschleicher. W Ungew. (empfindlich.) Gleich macht er mirs zur Gewohnheit. So übereilt schließen die Herren Gelehrten. Gerhard. Ey, fangt einander nicht die Wor- te auf! -- Ich war in dreyßig Jahren nicht so vergnügt, als heute Frisch, ihr Leutchen! Wer weiß eine Schnacke? Wer bringt ein Histörchen aufs Tapet? Ich will lachen. W. Ungew. O, um zu lachen, beleuchten Sie nur die Figur des Vetters Weinhold! Weinhold. Lassen Sie sich nur vom Witze der Muhme Ungewitter kitzeln! Gerhard. Nicht so spitzig, ich bitt' euch! Aus Scherz wird oft Ernst. W. Ungew. Für mich seyn Sie außer Sor- gen! Ich weiß in den Schranken zu bleiben! Im Hause meines Wohlthäters habe ich für Alles Re- spekt -- bis zum Schoshunde. Weinhold. So denk' ich auch, Frau Muh- me. Die kleinen Kneffer sind immer die falsche- sten. W. Ungew. O, ich fürchte mich sonst vor keinem Cerberus. Weinhold. Puh! Das heißt man Katzen- courage! Die Erbſchleicher. W Ungew. (empfindlich.) Gleich macht er mirs zur Gewohnheit. So uͤbereilt ſchließen die Herren Gelehrten. Gerhard. Ey, fangt einander nicht die Wor- te auf! — Ich war in dreyßig Jahren nicht ſo vergnuͤgt, als heute Friſch, ihr Leutchen! Wer weiß eine Schnacke? Wer bringt ein Hiſtoͤrchen aufs Tapet? Ich will lachen. W. Ungew. O, um zu lachen, beleuchten Sie nur die Figur des Vetters Weinhold! Weinhold. Laſſen Sie ſich nur vom Witze der Muhme Ungewitter kitzeln! Gerhard. Nicht ſo ſpitzig, ich bitt’ euch! Aus Scherz wird oft Ernſt. W. Ungew. Fuͤr mich ſeyn Sie außer Sor- gen! Ich weiß in den Schranken zu bleiben! Im Hauſe meines Wohlthaͤters habe ich fuͤr Alles Re- ſpekt — bis zum Schoshunde. Weinhold. So denk’ ich auch, Frau Muh- me. Die kleinen Kneffer ſind immer die falſche- ſten. W. Ungew. O, ich fuͤrchte mich ſonſt vor keinem Cerberus. Weinhold. Puh! Das heißt man Katzen- courage! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0172" n="166"/> <fw place="top" type="header">Die Erbſchleicher.</fw><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W Ungew.</hi> </speaker> <stage>(empfindlich.)</stage> <p><hi rendition="#g">Gleich</hi> macht er<lb/> mirs zur <hi rendition="#g">Gewohnheit</hi>. So uͤbereilt ſchließen<lb/> die Herren Gelehrten.</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Ey, fangt einander nicht die Wor-<lb/> te auf! — Ich war in dreyßig Jahren nicht ſo<lb/> vergnuͤgt, als heute Friſch, ihr Leutchen! Wer<lb/> weiß eine Schnacke? Wer bringt ein Hiſtoͤrchen<lb/> aufs Tapet? Ich will lachen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>O, um zu lachen, beleuchten<lb/> Sie nur die Figur des Vetters Weinhold!</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker> <p>Laſſen Sie ſich nur vom Witze<lb/> der Muhme Ungewitter kitzeln!</p> </sp><lb/> <sp who="#GER"> <speaker> <hi rendition="#fr">Gerhard.</hi> </speaker> <p>Nicht ſo ſpitzig, ich bitt’ euch! Aus<lb/> Scherz wird oft Ernſt.</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>Fuͤr mich ſeyn Sie außer Sor-<lb/> gen! Ich weiß in den Schranken zu bleiben! Im<lb/> Hauſe meines Wohlthaͤters habe ich fuͤr Alles Re-<lb/> ſpekt — bis zum Schoshunde.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker> <p>So denk’ ich auch, Frau Muh-<lb/> me. Die kleinen Kneffer ſind immer die falſche-<lb/> ſten.</p> </sp><lb/> <sp who="#WUNGE"> <speaker> <hi rendition="#fr">W. Ungew.</hi> </speaker> <p>O, ich fuͤrchte mich ſonſt vor<lb/> keinem Cerberus.</p> </sp><lb/> <sp who="#WEIN"> <speaker> <hi rendition="#fr">Weinhold.</hi> </speaker> <p>Puh! Das heißt man Katzen-<lb/><hi rendition="#aq">courage</hi>!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [166/0172]
Die Erbſchleicher.
W Ungew. (empfindlich.) Gleich macht er
mirs zur Gewohnheit. So uͤbereilt ſchließen
die Herren Gelehrten.
Gerhard. Ey, fangt einander nicht die Wor-
te auf! — Ich war in dreyßig Jahren nicht ſo
vergnuͤgt, als heute Friſch, ihr Leutchen! Wer
weiß eine Schnacke? Wer bringt ein Hiſtoͤrchen
aufs Tapet? Ich will lachen.
W. Ungew. O, um zu lachen, beleuchten
Sie nur die Figur des Vetters Weinhold!
Weinhold. Laſſen Sie ſich nur vom Witze
der Muhme Ungewitter kitzeln!
Gerhard. Nicht ſo ſpitzig, ich bitt’ euch! Aus
Scherz wird oft Ernſt.
W. Ungew. Fuͤr mich ſeyn Sie außer Sor-
gen! Ich weiß in den Schranken zu bleiben! Im
Hauſe meines Wohlthaͤters habe ich fuͤr Alles Re-
ſpekt — bis zum Schoshunde.
Weinhold. So denk’ ich auch, Frau Muh-
me. Die kleinen Kneffer ſind immer die falſche-
ſten.
W. Ungew. O, ich fuͤrchte mich ſonſt vor
keinem Cerberus.
Weinhold. Puh! Das heißt man Katzen-
courage!
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Zitationshilfe: | Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 166. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/172>, abgerufen am 16.02.2025. |