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Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789.

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Die Erbschleicher.
hör' ich bessere Musik des Abends, als mein
Spinnrad, Ihr Geschnarche und das Schnurren
unsrer alten Katze. Nun heißts: Justine hier!
Justine dort! Justine in allen Ecken! Heysa!

(Hüpft und will ab)
Gerhard. Wo willst du hin?
Justine. Hüpfen will ich von Stube zu Kam-
mer und von Treppe zu Treppe; Feuer und Bann
ankündigen unserm wurmstichigen Hausrathe --
Verwandelung der ganzen Barake; an Ihre
Geldkasten klopfen, und den Gefangenen zuru-
fen: Freut euch! Eure Befreyerinn ist nahe!
Gerhard. Schwärmst du?
Justine. Ohne Schwärmerey. Ich will die
Leute bestellen, die unser Kloster zum Pallast der
Freude umschaffen sollen.
(Will ab.)
Gerhard. Bleib!
Justine. Meine neue Herrschaft hats befohlen.
Gerhard. Die alte geht vor.
Justine. Haben Sies nicht gehört?
Gerhard. Man muß nicht alles hören.
Justine (singend.)
"Nicht alles hören, noch alles sehen,
Ist das Geheimniß glücklicher Ehen."
Behalten Sie das Reimgebetchen.
E 2
Die Erbſchleicher.
hoͤr’ ich beſſere Muſik des Abends, als mein
Spinnrad, Ihr Geſchnarche und das Schnurren
unſrer alten Katze. Nun heißts: Juſtine hier!
Juſtine dort! Juſtine in allen Ecken! Heyſa!

(Hüpft und will ab)
Gerhard. Wo willſt du hin?
Juſtine. Huͤpfen will ich von Stube zu Kam-
mer und von Treppe zu Treppe; Feuer und Bann
ankuͤndigen unſerm wurmſtichigen Hausrathe —
Verwandelung der ganzen Barake; an Ihre
Geldkaſten klopfen, und den Gefangenen zuru-
fen: Freut euch! Eure Befreyerinn iſt nahe!
Gerhard. Schwaͤrmſt du?
Juſtine. Ohne Schwaͤrmerey. Ich will die
Leute beſtellen, die unſer Kloſter zum Pallaſt der
Freude umſchaffen ſollen.
(Will ab.)
Gerhard. Bleib!
Juſtine. Meine neue Herrſchaft hats befohlen.
Gerhard. Die alte geht vor.
Juſtine. Haben Sies nicht gehoͤrt?
Gerhard. Man muß nicht alles hoͤren.
Juſtine (ſingend.)
„Nicht alles hoͤren, noch alles ſehen,
Iſt das Geheimniß gluͤcklicher Ehen.“
Behalten Sie das Reimgebetchen.
E 2
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[67/0073] Die Erbſchleicher. hoͤr’ ich beſſere Muſik des Abends, als mein Spinnrad, Ihr Geſchnarche und das Schnurren unſrer alten Katze. Nun heißts: Juſtine hier! Juſtine dort! Juſtine in allen Ecken! Heyſa! (Hüpft und will ab) Gerhard. Wo willſt du hin? Juſtine. Huͤpfen will ich von Stube zu Kam- mer und von Treppe zu Treppe; Feuer und Bann ankuͤndigen unſerm wurmſtichigen Hausrathe — Verwandelung der ganzen Barake; an Ihre Geldkaſten klopfen, und den Gefangenen zuru- fen: Freut euch! Eure Befreyerinn iſt nahe! Gerhard. Schwaͤrmſt du? Juſtine. Ohne Schwaͤrmerey. Ich will die Leute beſtellen, die unſer Kloſter zum Pallaſt der Freude umſchaffen ſollen. (Will ab.) Gerhard. Bleib! Juſtine. Meine neue Herrſchaft hats befohlen. Gerhard. Die alte geht vor. Juſtine. Haben Sies nicht gehoͤrt? Gerhard. Man muß nicht alles hoͤren. Juſtine (ſingend.) „Nicht alles hoͤren, noch alles ſehen, Iſt das Geheimniß gluͤcklicher Ehen.“ Behalten Sie das Reimgebetchen. E 2

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Zitationshilfe: Gotter, Friedrich Wilhelm: Die Erbschleicher. Leipzig, 1789, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotter_erbschleicher_1789/73>, abgerufen am 27.11.2024.