Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottfried, Johann Ludwig: Newe Welt Vnd Americanische Historien. Frankfurt (Main), 1631.

Bild:
<< vorherige Seite

Von Erfindung derselben durch vnterschiedliche Schiffart.
sich von schiffen/ verschaffete alle gequetschete vnd gematzte von denselben/ liessen ein theil begraben/ ein
theil in dem verordneten Hauß der Krancken verbinden. Nach dem vnsere schiff/ außgenommen die
Brandtschiff/ mehrertheils in grund lagen/ deßgleichen auch die Brustwehren/ musten wir endlich in die
strassen Blenden machen.

Am sontag Misericordias zu früh hielt vnser Predicant Predigt/ vnter derselben spielete die Hi-Geschütz
der Widri-
gen thut
Schaden.

spanische Armee so mächtig in die Kirchen/ daß eine grosse Kugel dreyer Matrosen Beine auff einmal
weg name/ dadurch der Pastor an einem andern Ort zu predigen vrsach empfienge. Ebener massen
durch solch grausam schiessen/ ward einem Balbierer/ in der Krancken Gasthauß/ nach dem er dieselben
verbunden/ der Kopff abgeschossen/ viel Patienten vnd Meister Mauritzen von Hamburg gequetschet.Betstun-
den.

Jtem es musten in allen corpe de Guarden des Tages zwo Betstunden gehalten werden.

Der Gegentheil schosse so starck brechee Creutzweiß in die Stadt Tag vnd Nacht/ daß nicht al-
lein vnsere Wercker/ auch die Munde/ Ohre vnd Ruperten von den stücken zu grund giengen/ dadurch
vnd von den splindern vnd spreuseln viel Volck vmbkame.

Wir thäten etliche halbe Cartaunen zu fernerer Rettung absegen/ dergleichen der Hispanischen
Armada auch widerfahren.

Endlichen musten die Kauffleute/ Commisen vnd Assistensäcke machen/ welche die 50. comman-
dirte Männer mit Erden außfülleten/ vnd damit die brechee stopffeten.

Jn werender Bedrangniß lieffe ein Englischer Mann von Capitän Helmuts Compagni/ aus
desperation vber zun Hispaniern/ dergleichen kurtz darauff ex desperatione ein Francois vbete/ dessen
zwey Cammeraten einer ein Portugaleser/ der ander ein Frantzmann/ gegen Abend gefangen in des Ca-
pitän gewältiger Hauß gebracht worden/ welche zwar gütlichen nichts gestehen wollen/ aber endlich in
der Tortur bekennet: Wie sie das Pulver neben der Wacht beym Stache in brandt zu stecken gesinnetMeineydi-
ge werden
gestraffet.

gewesen/ vnd des strandes fördere Wacht bey den höltzernen Schunck den Hispaniern haben vberlieffern
wollen. Darumb diese beyde/ bey nächtlicher weil mit dem Strang gestraffet worden sind.

Nach etlichen Tagen stunde einer vom Adel Ernst Schawer auff Sentinella in einem Horn-
werck bey der Orangienfahnen/ vnd dieweil kein Quartier zu gewarten/ sprang er ex desperatione vber
die sturmpfäl hinweg zu den Hispanischen/ welchen sie/ wie wir gesehen/ stracks mit einer Convoy an des
Admirals von Hispanien Gallions Port brachten.

Vnsere zwey Brandtschiff/ darauff 6. Mann/ solten an den Admiral von Hispanien vnd Portu-Brandt-
schiffe der
vnserigen
was sie
außgerich-
tet.

gal geführet werden/ damit des Gegentheils Armada in brandt zu stecken. Ob nun wol beyde Brandt-
schiffe bey dunckeler Nacht Capitän Keyser von der Artilleri so weit zu recht in Brandt richtete/ daß des
Admirals von Hispanien sein Gallion bey der Gallerey allbereite von Fewer wudelte/ wurde dieses
endlich von vnserm Gegentheil wider gedämpffet/ vnter des am Brandtschiff die Ketten/ daran der
Truckancker mit Widerhacken gemachet/ zerbrach/ vnd von des Admirals Port ablangete/ lag auch
der widrige Hauffe dazumal/ weil er solches Stratagema erkundiget hatte/ mit seinen Barcken/ Cara-
vellen vnd Nachen in gestallt eines halben Circkels/ vor den Gallionen vnd schiffen auff der Wacht/
fienge das eine Brandtschiff/ davon die zwey Matrosen starck gesprungen/ vnd vnter dem Meer ausser
einen Weg geschwummen sind/ welcher von den Hispaniern gefangen/ vnd wie jhm gelohnet worden ist/
kan man leichtlich erachten/ die andern drey/ darbey Capitän von der Artilleri gewesen/ kamen ohne scha-
den auff einem Nachen zu vns angerudert.

Die Hispanische Armada kappete jhre Ancker ab/ vnnd triebe des Nachts in der Bahje herumb
von wegen der Brandtschiff/ es lieffe auch darüber der grosse Admiral von Neapolis sein Gallion auff
den sand schadhafft/ muste zu deme des andern Tages zu der Jnsula Taberic dasselbe widerumb zu
kräncken/ vnd den Kiel daran zuverstopffen/ segeln. Wieder Kriegs gewonheit/ höreten wir etlich malVhr schlä-
get.

auff dem kleinen Klösterlein des Nachts die Vhr schlagen/ welches wir für ein signum periculosum
hielten.

Jn etlichen Tagen hernacher hatte die Hispanische Macht an die Stadt vnd Sertiporten ge-
ringst vmbher solche nahe Trencheen gemacht/ sich verwallet vnd verschantzet/ daß man mit steinen kun-
te zusammen werffen/ dannenhero wir in der Stadt Tag vnd Nacht zu schiessen vnd fechten gezwun-
gen wurden.

Jn zwischen kam Arnt Schout Coronell/ verbote bey Leibes straff/ daß die vnsern nicht mehrGebott daß
wir nicht
mehr fech-
ten solten.

scharmutzieren/ die Constabl keines weges mit jhren stücken gegen die Hispanier spielen solten/ vnd vns
in vnsere Wercker zu gehen nicht erlauben wolte/ in vbung dessen an einem ein Exemplum zu statuiren/
damit die andern sich daran zu stossen hätten. Derenthalben wegen auch augenscheinlicher Leibes vnd
Lebensgefahr/ solchem Vnglück vorzukommen/ erschienen etliche Soldaten auff dem alten Marck/Straff des
Gebots.

den gemeldten Coronell zu suchen/ vnd solches Vnheil zustraffen: Jn dem er dieses jnnen wird/ gehet er
zu den Soldaten/ stoltziglich fragende/ Was begehret jhr Reckel/ brüet euch in ewre Wachten? Dar-
auff sie geantwortet: Dich Verrähter/ haben jhn darauff mit Mußqueten zu boden geschlagen/ der
aber gleichwol/ weil noch etliche Officirer auff dem Marck zum besten geredt haben/ mit blutigem Kopff
darvon kommen ist. Dabey bliebe es nicht/ sondern die Soldaten sucheten zum theil seiner Mitconsor-
ten von den secreten Rath/ namen dieselbe gefangen/ plünderten hernacher jhre Huren/ bey welchen der
Coronell eine Schildwacht zuvor stehen hatte/ aus/ vnd purgireten das Sodomitische Hauß biß auff

auß-
Y y

Von Erfindung derſelben durch vnterſchiedliche Schiffart.
ſich von ſchiffen/ verſchaffete alle gequetſchete vnd gematzte von denſelben/ lieſſen ein theil begraben/ ein
theil in dem verordneten Hauß der Krancken verbinden. Nach dem vnſere ſchiff/ außgenommen die
Brandtſchiff/ mehrertheils in grund lagen/ deßgleichen auch die Bruſtwehren/ muſten wir endlich in die
ſtraſſen Blenden machen.

Am ſontag Miſericordias zu fruͤh hielt vnſer Predicant Predigt/ vnter derſelben ſpielete die Hi-Geſchuͤtz
der Widri-
gen thut
Schaden.

ſpaniſche Armee ſo maͤchtig in die Kirchen/ daß eine groſſe Kugel dreyer Matroſen Beine auff einmal
weg name/ dadurch der Paſtor an einem andern Ort zu predigen vrſach empfienge. Ebener maſſen
durch ſolch grauſam ſchieſſen/ ward einem Balbierer/ in der Krancken Gaſthauß/ nach dem er dieſelben
verbunden/ der Kopff abgeſchoſſen/ viel Patienten vnd Meiſter Mauritzen von Hamburg gequetſchet.Betſtun-
den.

Jtem es muſten in allen corpe de Guarden des Tages zwo Betſtunden gehalten werden.

Der Gegentheil ſchoſſe ſo ſtarck brechee Creutzweiß in die Stadt Tag vnd Nacht/ daß nicht al-
lein vnſere Wercker/ auch die Munde/ Ohre vnd Ruperten von den ſtuͤcken zu grund giengen/ dadurch
vnd von den ſplindern vnd ſpreuſeln viel Volck vmbkame.

Wir thaͤten etliche halbe Cartaunen zu fernerer Rettung abſegen/ dergleichen der Hiſpaniſchen
Armada auch widerfahren.

Endlichen muſten die Kauffleute/ Commiſen vnd Aſsiſtenſaͤcke machen/ welche die 50. comman-
dirte Maͤnner mit Erden außfuͤlleten/ vnd damit die brechee ſtopffeten.

Jn werender Bedrangniß lieffe ein Engliſcher Mann von Capitaͤn Helmuts Compagni/ aus
deſperation vber zun Hiſpaniern/ dergleichen kurtz darauff ex deſperatione ein Francois vbete/ deſſen
zwey Cammeraten einer ein Portugaleſer/ der ander ein Frantzmann/ gegen Abend gefangen in des Ca-
pitaͤn gewaͤltiger Hauß gebracht worden/ welche zwar guͤtlichen nichts geſtehen wollen/ aber endlich in
der Tortur bekennet: Wie ſie das Pulver neben der Wacht beym Stache in brandt zu ſtecken geſinnetMeineydi-
ge werden
geſtraffet.

geweſen/ vnd des ſtrandes foͤrdere Wacht bey den hoͤltzernen Schunck den Hiſpaniern haben vberlieffern
wollen. Darumb dieſe beyde/ bey naͤchtlicher weil mit dem Strang geſtraffet worden ſind.

Nach etlichen Tagen ſtunde einer vom Adel Ernſt Schawer auff Sentinella in einem Horn-
werck bey der Orangienfahnen/ vnd dieweil kein Quartier zu gewarten/ ſprang er ex deſperatione vber
die ſturmpfaͤl hinweg zu den Hiſpaniſchen/ welchen ſie/ wie wir geſehen/ ſtracks mit einer Convoy an des
Admirals von Hiſpanien Gallions Port brachten.

Vnſere zwey Brandtſchiff/ darauff 6. Mann/ ſolten an den Admiral von Hiſpanien vnd Portu-Brandt-
ſchiffe der
vnſerigen
was ſie
außgerich-
tet.

gal gefuͤhret werden/ damit des Gegentheils Armada in brandt zu ſtecken. Ob nun wol beyde Brandt-
ſchiffe bey dunckeler Nacht Capitaͤn Keyſer von der Artilleri ſo weit zu recht in Brandt richtete/ daß des
Admirals von Hiſpanien ſein Gallion bey der Gallerey allbereite von Fewer wudelte/ wurde dieſes
endlich von vnſerm Gegentheil wider gedaͤmpffet/ vnter des am Brandtſchiff die Ketten/ daran der
Truckancker mit Widerhacken gemachet/ zerbrach/ vnd von des Admirals Port ablangete/ lag auch
der widrige Hauffe dazumal/ weil er ſolches Stratagema erkundiget hatte/ mit ſeinen Barcken/ Cara-
vellen vnd Nachen in geſtallt eines halben Circkels/ vor den Gallionen vnd ſchiffen auff der Wacht/
fienge das eine Brandtſchiff/ davon die zwey Matroſen ſtarck geſprungen/ vnd vnter dem Meer auſſer
einen Weg geſchwummen ſind/ welcher von den Hiſpaniern gefangen/ vnd wie jhm gelohnet worden iſt/
kan man leichtlich erachten/ die andern drey/ darbey Capitaͤn von der Artilleri geweſen/ kamen ohne ſcha-
den auff einem Nachen zu vns angerudert.

Die Hiſpaniſche Armada kappete jhre Ancker ab/ vnnd triebe des Nachts in der Bahje herumb
von wegen der Brandtſchiff/ es lieffe auch daruͤber der groſſe Admiral von Neapolis ſein Gallion auff
den ſand ſchadhafft/ muſte zu deme des andern Tages zu der Jnſula Taberic daſſelbe widerumb zu
kraͤncken/ vnd den Kiel daran zuverſtopffen/ ſegeln. Wieder Kriegs gewonheit/ hoͤreten wir etlich malVhr ſchlaͤ-
get.

auff dem kleinen Kloͤſterlein des Nachts die Vhr ſchlagen/ welches wir fuͤr ein ſignum periculoſum
hielten.

Jn etlichen Tagen hernacher hatte die Hiſpaniſche Macht an die Stadt vnd Sertiporten ge-
ringſt vmbher ſolche nahe Trencheen gemacht/ ſich verwallet vnd verſchantzet/ daß man mit ſteinen kun-
te zuſammen werffen/ dannenhero wir in der Stadt Tag vnd Nacht zu ſchieſſen vnd fechten gezwun-
gen wurden.

Jn zwiſchen kam Arnt Schout Coronell/ verbote bey Leibes ſtraff/ daß die vnſern nicht mehrGebott daß
wir nicht
mehr fech-
ten ſolten.

ſcharmutzieren/ die Conſtabl keines weges mit jhren ſtuͤcken gegen die Hiſpanier ſpielen ſolten/ vnd vns
in vnſere Wercker zu gehen nicht erlauben wolte/ in vbung deſſen an einem ein Exemplum zu ſtatuiren/
damit die andern ſich daran zu ſtoſſen haͤtten. Derenthalben wegen auch augenſcheinlicher Leibes vnd
Lebensgefahr/ ſolchem Vngluͤck vorzukommen/ erſchienen etliche Soldaten auff dem alten Marck/Straff des
Gebots.

den gemeldten Coronell zu ſuchen/ vnd ſolches Vnheil zuſtraffen: Jn dem er dieſes jnnen wird/ gehet er
zu den Soldaten/ ſtoltziglich fragende/ Was begehret jhr Reckel/ bruͤet euch in ewre Wachten? Dar-
auff ſie geantwortet: Dich Verꝛaͤhter/ haben jhn darauff mit Mußqueten zu boden geſchlagen/ der
aber gleichwol/ weil noch etliche Officirer auff dem Marck zum beſten geredt haben/ mit blutigem Kopff
darvon kommen iſt. Dabey bliebe es nicht/ ſondern die Soldaten ſucheten zum theil ſeiner Mitconſor-
ten von den ſecreten Rath/ namen dieſelbe gefangen/ pluͤnderten hernacher jhre Huren/ bey welchen der
Coronell eine Schildwacht zuvor ſtehen hatte/ aus/ vnd purgireten das Sodomitiſche Hauß biß auff

auß-
Y y
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0557" n="529"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Von Erfindung der&#x017F;elben durch vnter&#x017F;chiedliche Schiffart.</hi></fw><lb/>
&#x017F;ich von &#x017F;chiffen/ ver&#x017F;chaffete alle gequet&#x017F;chete vnd gematzte von den&#x017F;elben/ lie&#x017F;&#x017F;en ein theil begraben/ ein<lb/>
theil in dem verordneten Hauß der Krancken verbinden. Nach dem vn&#x017F;ere &#x017F;chiff/ außgenommen die<lb/>
Brandt&#x017F;chiff/ mehrertheils in grund lagen/ deßgleichen auch die Bru&#x017F;twehren/ mu&#x017F;ten wir endlich in die<lb/>
&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;en Blenden machen.</p><lb/>
          <p>Am &#x017F;ontag <hi rendition="#aq">Mi&#x017F;ericordias</hi> zu fru&#x0364;h hielt vn&#x017F;er Predicant Predigt/ vnter der&#x017F;elben &#x017F;pielete die Hi-<note place="right">Ge&#x017F;chu&#x0364;tz<lb/>
der Widri-<lb/>
gen thut<lb/>
Schaden.</note><lb/>
&#x017F;pani&#x017F;che Armee &#x017F;o ma&#x0364;chtig in die Kirchen/ daß eine gro&#x017F;&#x017F;e Kugel dreyer Matro&#x017F;en Beine auff einmal<lb/>
weg name/ dadurch der Pa&#x017F;tor an einem andern Ort zu predigen vr&#x017F;ach empfienge. Ebener ma&#x017F;&#x017F;en<lb/>
durch &#x017F;olch grau&#x017F;am &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en/ ward einem Balbierer/ in der Krancken Ga&#x017F;thauß/ nach dem er die&#x017F;elben<lb/>
verbunden/ der Kopff abge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;en/ viel Patienten vnd Mei&#x017F;ter Mauritzen von Hamburg gequet&#x017F;chet.<note place="right">Bet&#x017F;tun-<lb/>
den.</note><lb/>
Jtem es mu&#x017F;ten in allen <hi rendition="#aq">corpe de Guarden</hi> des Tages zwo Bet&#x017F;tunden gehalten werden.</p><lb/>
          <p>Der Gegentheil &#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e &#x017F;o &#x017F;tarck <hi rendition="#aq">brechee</hi> Creutzweiß in die Stadt Tag vnd Nacht/ daß nicht al-<lb/>
lein vn&#x017F;ere Wercker/ auch die Munde/ Ohre vnd Ruperten von den &#x017F;tu&#x0364;cken zu grund giengen/ dadurch<lb/>
vnd von den &#x017F;plindern vnd &#x017F;preu&#x017F;eln viel Volck vmbkame.</p><lb/>
          <p>Wir tha&#x0364;ten etliche halbe Cartaunen zu fernerer Rettung ab&#x017F;egen/ dergleichen der Hi&#x017F;pani&#x017F;chen<lb/>
Armada auch widerfahren.</p><lb/>
          <p>Endlichen mu&#x017F;ten die Kauffleute/ Commi&#x017F;en vnd A&#x017F;si&#x017F;ten&#x017F;a&#x0364;cke machen/ welche die 50. comman-<lb/>
dirte Ma&#x0364;nner mit Erden außfu&#x0364;lleten/ vnd damit die <hi rendition="#aq">brechee</hi> &#x017F;topffeten.</p><lb/>
          <p>Jn werender Bedrangniß lieffe ein Engli&#x017F;cher Mann von Capita&#x0364;n Helmuts Compagni/ aus<lb/><hi rendition="#aq">de&#x017F;peration</hi> vber zun Hi&#x017F;paniern/ dergleichen kurtz darauff <hi rendition="#aq">ex de&#x017F;peratione</hi> ein Francois vbete/ de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
zwey Cammeraten einer ein Portugale&#x017F;er/ der ander ein Frantzmann/ gegen Abend gefangen in des Ca-<lb/>
pita&#x0364;n gewa&#x0364;ltiger Hauß gebracht worden/ welche zwar gu&#x0364;tlichen nichts ge&#x017F;tehen wollen/ aber endlich in<lb/>
der <hi rendition="#aq">Tortur</hi> bekennet: Wie &#x017F;ie das Pulver neben der Wacht beym Stache in brandt zu &#x017F;tecken ge&#x017F;innet<note place="right">Meineydi-<lb/>
ge werden<lb/>
ge&#x017F;traffet.</note><lb/>
gewe&#x017F;en/ vnd des &#x017F;trandes fo&#x0364;rdere Wacht bey den ho&#x0364;ltzernen Schunck den Hi&#x017F;paniern haben vberlieffern<lb/>
wollen. Darumb die&#x017F;e beyde/ bey na&#x0364;chtlicher weil mit dem Strang ge&#x017F;traffet worden &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p>Nach etlichen Tagen &#x017F;tunde einer vom Adel Ern&#x017F;t Schawer auff <hi rendition="#aq">Sentinella</hi> in einem Horn-<lb/>
werck bey der Orangienfahnen/ vnd dieweil kein Quartier zu gewarten/ &#x017F;prang er <hi rendition="#aq">ex de&#x017F;peratione</hi> vber<lb/>
die &#x017F;turmpfa&#x0364;l hinweg zu den Hi&#x017F;pani&#x017F;chen/ welchen &#x017F;ie/ wie wir ge&#x017F;ehen/ &#x017F;tracks mit einer Convoy an des<lb/>
Admirals von Hi&#x017F;panien Gallions Port brachten.</p><lb/>
          <p>Vn&#x017F;ere zwey Brandt&#x017F;chiff/ darauff 6. Mann/ &#x017F;olten an den Admiral von Hi&#x017F;panien vnd Portu-<note place="right">Brandt-<lb/>
&#x017F;chiffe der<lb/>
vn&#x017F;erigen<lb/>
was &#x017F;ie<lb/>
außgerich-<lb/>
tet.</note><lb/>
gal gefu&#x0364;hret werden/ damit des Gegentheils Armada in brandt zu &#x017F;tecken. Ob nun wol beyde Brandt-<lb/>
&#x017F;chiffe bey dunckeler Nacht Capita&#x0364;n Key&#x017F;er von der Artilleri &#x017F;o weit zu recht in Brandt richtete/ daß des<lb/>
Admirals von Hi&#x017F;panien &#x017F;ein Gallion bey der Gallerey allbereite von Fewer wudelte/ wurde die&#x017F;es<lb/>
endlich von vn&#x017F;erm Gegentheil wider geda&#x0364;mpffet/ vnter des am Brandt&#x017F;chiff die Ketten/ daran der<lb/>
Truckancker mit Widerhacken gemachet/ zerbrach/ vnd von des Admirals Port ablangete/ lag auch<lb/>
der widrige Hauffe dazumal/ weil er &#x017F;olches <hi rendition="#aq">Stratagema</hi> erkundiget hatte/ mit &#x017F;einen Barcken/ Cara-<lb/>
vellen vnd Nachen in ge&#x017F;tallt eines halben Circkels/ vor den Gallionen vnd &#x017F;chiffen auff der Wacht/<lb/>
fienge das eine Brandt&#x017F;chiff/ davon die zwey Matro&#x017F;en &#x017F;tarck ge&#x017F;prungen/ vnd vnter dem Meer au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
einen Weg ge&#x017F;chwummen &#x017F;ind/ welcher von den Hi&#x017F;paniern gefangen/ vnd wie jhm gelohnet worden i&#x017F;t/<lb/>
kan man leichtlich erachten/ die andern drey/ darbey Capita&#x0364;n von der Artilleri gewe&#x017F;en/ kamen ohne &#x017F;cha-<lb/>
den auff einem Nachen zu vns angerudert.</p><lb/>
          <p>Die Hi&#x017F;pani&#x017F;che Armada kappete jhre Ancker ab/ vnnd triebe des Nachts in der Bahje herumb<lb/>
von wegen der Brandt&#x017F;chiff/ es lieffe auch daru&#x0364;ber der gro&#x017F;&#x017F;e Admiral von Neapolis &#x017F;ein Gallion auff<lb/>
den &#x017F;and &#x017F;chadhafft/ mu&#x017F;te zu deme des andern Tages zu der Jn&#x017F;ula Taberic da&#x017F;&#x017F;elbe widerumb zu<lb/>
kra&#x0364;ncken/ vnd den Kiel daran zuver&#x017F;topffen/ &#x017F;egeln. Wieder Kriegs gewonheit/ ho&#x0364;reten wir etlich mal<note place="right">Vhr &#x017F;chla&#x0364;-<lb/>
get.</note><lb/>
auff dem kleinen Klo&#x0364;&#x017F;terlein des Nachts die Vhr &#x017F;chlagen/ welches wir fu&#x0364;r ein <hi rendition="#aq">&#x017F;ignum periculo&#x017F;um</hi><lb/>
hielten.</p><lb/>
          <p>Jn etlichen Tagen hernacher hatte die Hi&#x017F;pani&#x017F;che Macht an die <hi rendition="#fr">S</hi>tadt vnd Sertiporten ge-<lb/>
ring&#x017F;t vmbher &#x017F;olche nahe Trencheen gemacht/ &#x017F;ich verwallet vnd ver&#x017F;chantzet/ daß man mit &#x017F;teinen kun-<lb/>
te zu&#x017F;ammen werffen/ dannenhero wir in der Stadt Tag vnd Nacht zu &#x017F;chie&#x017F;&#x017F;en vnd fechten gezwun-<lb/>
gen wurden.</p><lb/>
          <p>Jn zwi&#x017F;chen kam Arnt Schout Coronell/ verbote bey Leibes &#x017F;traff/ daß die vn&#x017F;ern nicht mehr<note place="right">Gebott daß<lb/>
wir nicht<lb/>
mehr fech-<lb/>
ten &#x017F;olten.</note><lb/>
&#x017F;charmutzieren/ die Con&#x017F;tabl keines weges mit jhren &#x017F;tu&#x0364;cken gegen die Hi&#x017F;panier &#x017F;pielen &#x017F;olten/ vnd vns<lb/>
in vn&#x017F;ere Wercker zu gehen nicht erlauben wolte/ in vbung de&#x017F;&#x017F;en an einem ein <hi rendition="#aq">Exemplum</hi> zu &#x017F;tatuiren/<lb/>
damit die andern &#x017F;ich daran zu &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tten. Derenthalben wegen auch augen&#x017F;cheinlicher Leibes vnd<lb/>
Lebensgefahr/ &#x017F;olchem Vnglu&#x0364;ck vorzukommen/ er&#x017F;chienen etliche Soldaten auff dem alten Marck/<note place="right">Straff des<lb/>
Gebots.</note><lb/>
den gemeldten Coronell zu &#x017F;uchen/ vnd &#x017F;olches Vnheil zu&#x017F;traffen: Jn dem er die&#x017F;es jnnen wird/ gehet er<lb/>
zu den Soldaten/ &#x017F;toltziglich fragende/ Was begehret jhr Reckel/ bru&#x0364;et euch in ewre Wachten? Dar-<lb/>
auff &#x017F;ie geantwortet: Dich Ver&#xA75B;a&#x0364;hter/ haben jhn darauff mit Mußqueten zu boden ge&#x017F;chlagen/ der<lb/>
aber gleichwol/ weil noch etliche Officirer auff dem Marck zum be&#x017F;ten geredt haben/ mit blutigem Kopff<lb/>
darvon kommen i&#x017F;t. Dabey bliebe es nicht/ &#x017F;ondern die Soldaten &#x017F;ucheten zum theil &#x017F;einer Mitcon&#x017F;or-<lb/>
ten von den <hi rendition="#aq">&#x017F;ecreten</hi> Rath/ namen die&#x017F;elbe gefangen/ plu&#x0364;nderten hernacher jhre Huren/ bey welchen der<lb/>
Coronell eine Schildwacht zuvor &#x017F;tehen hatte/ aus/ vnd purgireten das Sodomiti&#x017F;che Hauß biß auff<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">Y y</fw><fw place="bottom" type="catch">auß-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[529/0557] Von Erfindung derſelben durch vnterſchiedliche Schiffart. ſich von ſchiffen/ verſchaffete alle gequetſchete vnd gematzte von denſelben/ lieſſen ein theil begraben/ ein theil in dem verordneten Hauß der Krancken verbinden. Nach dem vnſere ſchiff/ außgenommen die Brandtſchiff/ mehrertheils in grund lagen/ deßgleichen auch die Bruſtwehren/ muſten wir endlich in die ſtraſſen Blenden machen. Am ſontag Miſericordias zu fruͤh hielt vnſer Predicant Predigt/ vnter derſelben ſpielete die Hi- ſpaniſche Armee ſo maͤchtig in die Kirchen/ daß eine groſſe Kugel dreyer Matroſen Beine auff einmal weg name/ dadurch der Paſtor an einem andern Ort zu predigen vrſach empfienge. Ebener maſſen durch ſolch grauſam ſchieſſen/ ward einem Balbierer/ in der Krancken Gaſthauß/ nach dem er dieſelben verbunden/ der Kopff abgeſchoſſen/ viel Patienten vnd Meiſter Mauritzen von Hamburg gequetſchet. Jtem es muſten in allen corpe de Guarden des Tages zwo Betſtunden gehalten werden. Geſchuͤtz der Widri- gen thut Schaden. Betſtun- den. Der Gegentheil ſchoſſe ſo ſtarck brechee Creutzweiß in die Stadt Tag vnd Nacht/ daß nicht al- lein vnſere Wercker/ auch die Munde/ Ohre vnd Ruperten von den ſtuͤcken zu grund giengen/ dadurch vnd von den ſplindern vnd ſpreuſeln viel Volck vmbkame. Wir thaͤten etliche halbe Cartaunen zu fernerer Rettung abſegen/ dergleichen der Hiſpaniſchen Armada auch widerfahren. Endlichen muſten die Kauffleute/ Commiſen vnd Aſsiſtenſaͤcke machen/ welche die 50. comman- dirte Maͤnner mit Erden außfuͤlleten/ vnd damit die brechee ſtopffeten. Jn werender Bedrangniß lieffe ein Engliſcher Mann von Capitaͤn Helmuts Compagni/ aus deſperation vber zun Hiſpaniern/ dergleichen kurtz darauff ex deſperatione ein Francois vbete/ deſſen zwey Cammeraten einer ein Portugaleſer/ der ander ein Frantzmann/ gegen Abend gefangen in des Ca- pitaͤn gewaͤltiger Hauß gebracht worden/ welche zwar guͤtlichen nichts geſtehen wollen/ aber endlich in der Tortur bekennet: Wie ſie das Pulver neben der Wacht beym Stache in brandt zu ſtecken geſinnet geweſen/ vnd des ſtrandes foͤrdere Wacht bey den hoͤltzernen Schunck den Hiſpaniern haben vberlieffern wollen. Darumb dieſe beyde/ bey naͤchtlicher weil mit dem Strang geſtraffet worden ſind. Meineydi- ge werden geſtraffet. Nach etlichen Tagen ſtunde einer vom Adel Ernſt Schawer auff Sentinella in einem Horn- werck bey der Orangienfahnen/ vnd dieweil kein Quartier zu gewarten/ ſprang er ex deſperatione vber die ſturmpfaͤl hinweg zu den Hiſpaniſchen/ welchen ſie/ wie wir geſehen/ ſtracks mit einer Convoy an des Admirals von Hiſpanien Gallions Port brachten. Vnſere zwey Brandtſchiff/ darauff 6. Mann/ ſolten an den Admiral von Hiſpanien vnd Portu- gal gefuͤhret werden/ damit des Gegentheils Armada in brandt zu ſtecken. Ob nun wol beyde Brandt- ſchiffe bey dunckeler Nacht Capitaͤn Keyſer von der Artilleri ſo weit zu recht in Brandt richtete/ daß des Admirals von Hiſpanien ſein Gallion bey der Gallerey allbereite von Fewer wudelte/ wurde dieſes endlich von vnſerm Gegentheil wider gedaͤmpffet/ vnter des am Brandtſchiff die Ketten/ daran der Truckancker mit Widerhacken gemachet/ zerbrach/ vnd von des Admirals Port ablangete/ lag auch der widrige Hauffe dazumal/ weil er ſolches Stratagema erkundiget hatte/ mit ſeinen Barcken/ Cara- vellen vnd Nachen in geſtallt eines halben Circkels/ vor den Gallionen vnd ſchiffen auff der Wacht/ fienge das eine Brandtſchiff/ davon die zwey Matroſen ſtarck geſprungen/ vnd vnter dem Meer auſſer einen Weg geſchwummen ſind/ welcher von den Hiſpaniern gefangen/ vnd wie jhm gelohnet worden iſt/ kan man leichtlich erachten/ die andern drey/ darbey Capitaͤn von der Artilleri geweſen/ kamen ohne ſcha- den auff einem Nachen zu vns angerudert. Brandt- ſchiffe der vnſerigen was ſie außgerich- tet. Die Hiſpaniſche Armada kappete jhre Ancker ab/ vnnd triebe des Nachts in der Bahje herumb von wegen der Brandtſchiff/ es lieffe auch daruͤber der groſſe Admiral von Neapolis ſein Gallion auff den ſand ſchadhafft/ muſte zu deme des andern Tages zu der Jnſula Taberic daſſelbe widerumb zu kraͤncken/ vnd den Kiel daran zuverſtopffen/ ſegeln. Wieder Kriegs gewonheit/ hoͤreten wir etlich mal auff dem kleinen Kloͤſterlein des Nachts die Vhr ſchlagen/ welches wir fuͤr ein ſignum periculoſum hielten. Vhr ſchlaͤ- get. Jn etlichen Tagen hernacher hatte die Hiſpaniſche Macht an die Stadt vnd Sertiporten ge- ringſt vmbher ſolche nahe Trencheen gemacht/ ſich verwallet vnd verſchantzet/ daß man mit ſteinen kun- te zuſammen werffen/ dannenhero wir in der Stadt Tag vnd Nacht zu ſchieſſen vnd fechten gezwun- gen wurden. Jn zwiſchen kam Arnt Schout Coronell/ verbote bey Leibes ſtraff/ daß die vnſern nicht mehr ſcharmutzieren/ die Conſtabl keines weges mit jhren ſtuͤcken gegen die Hiſpanier ſpielen ſolten/ vnd vns in vnſere Wercker zu gehen nicht erlauben wolte/ in vbung deſſen an einem ein Exemplum zu ſtatuiren/ damit die andern ſich daran zu ſtoſſen haͤtten. Derenthalben wegen auch augenſcheinlicher Leibes vnd Lebensgefahr/ ſolchem Vngluͤck vorzukommen/ erſchienen etliche Soldaten auff dem alten Marck/ den gemeldten Coronell zu ſuchen/ vnd ſolches Vnheil zuſtraffen: Jn dem er dieſes jnnen wird/ gehet er zu den Soldaten/ ſtoltziglich fragende/ Was begehret jhr Reckel/ bruͤet euch in ewre Wachten? Dar- auff ſie geantwortet: Dich Verꝛaͤhter/ haben jhn darauff mit Mußqueten zu boden geſchlagen/ der aber gleichwol/ weil noch etliche Officirer auff dem Marck zum beſten geredt haben/ mit blutigem Kopff darvon kommen iſt. Dabey bliebe es nicht/ ſondern die Soldaten ſucheten zum theil ſeiner Mitconſor- ten von den ſecreten Rath/ namen dieſelbe gefangen/ pluͤnderten hernacher jhre Huren/ bey welchen der Coronell eine Schildwacht zuvor ſtehen hatte/ aus/ vnd purgireten das Sodomitiſche Hauß biß auff auß- Gebott daß wir nicht mehr fech- ten ſolten. Straff des Gebots. Y y

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottfried_historia_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottfried_historia_1631/557
Zitationshilfe: Gottfried, Johann Ludwig: Newe Welt Vnd Americanische Historien. Frankfurt (Main), 1631, S. 529. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottfried_historia_1631/557>, abgerufen am 24.11.2024.