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Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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bruder; es ist nicht ein Herr wie der andere Herr und nicht ein Pfaff wie der andere Pfaff; wie in allen Regeln Ausnahmen sind, so sind auch in allen Ständen Solche, welche nicht auf der gleichen Saite geigen, nicht zu den Andern zu gehören scheinen, und um deßwillen bitterlich angefeindet werden von den Andern. So ist der von Luthern rundum von allen Edeln gehaßt, wie alle Pfaffen rundum mich hassen, von wegen wir leben beide auf eigene Faust, und was die Hauptsache ist, wir leben beide Wohl dabei, besser als die Andern, welche nach dem allgemeinen Brauch leben Einer wie der Andere, wie eine Gans der andern nachwatschelt, wie die erste vorwatschelt. Sieh', darum sind ich und der von Luthern Freunde, weil wir auf der gleichen Fährte jagen; Jeder macht was er kann, lebt so gut als möglich nach dieser Regel und fragt den Andern nichts nach; begreifst? Kurt begriff, hatte aber doch gegen den neuen Herrendienst viel einzuwenden. Er sei ihm nicht entlaufen, um ihn von Dornen wieder anzufangen, sagte er. Jost setzte ihm auseinander, wie zwischen allen Dingen ein Unterschied sei; so sei ein Unterschied zwischen Kurt, welcher zum Freiherrn gekommen, und dem Kurt, welcher zu Barthli von Luthernau komme: der erste Kurt sei ein blöder Junge gewesen, der zweite Kurt ein derber Kerl mit Haar ums Maul. Der Freiherr sei halt ein Herr gewesen mit Dienern und einem vornehmen Haushalt, Barthli sei ein Mann, habe Gesellen und einen Haus-

bruder; es ist nicht ein Herr wie der andere Herr und nicht ein Pfaff wie der andere Pfaff; wie in allen Regeln Ausnahmen sind, so sind auch in allen Ständen Solche, welche nicht auf der gleichen Saite geigen, nicht zu den Andern zu gehören scheinen, und um deßwillen bitterlich angefeindet werden von den Andern. So ist der von Luthern rundum von allen Edeln gehaßt, wie alle Pfaffen rundum mich hassen, von wegen wir leben beide auf eigene Faust, und was die Hauptsache ist, wir leben beide Wohl dabei, besser als die Andern, welche nach dem allgemeinen Brauch leben Einer wie der Andere, wie eine Gans der andern nachwatschelt, wie die erste vorwatschelt. Sieh', darum sind ich und der von Luthern Freunde, weil wir auf der gleichen Fährte jagen; Jeder macht was er kann, lebt so gut als möglich nach dieser Regel und fragt den Andern nichts nach; begreifst? Kurt begriff, hatte aber doch gegen den neuen Herrendienst viel einzuwenden. Er sei ihm nicht entlaufen, um ihn von Dornen wieder anzufangen, sagte er. Jost setzte ihm auseinander, wie zwischen allen Dingen ein Unterschied sei; so sei ein Unterschied zwischen Kurt, welcher zum Freiherrn gekommen, und dem Kurt, welcher zu Barthli von Luthernau komme: der erste Kurt sei ein blöder Junge gewesen, der zweite Kurt ein derber Kerl mit Haar ums Maul. Der Freiherr sei halt ein Herr gewesen mit Dienern und einem vornehmen Haushalt, Barthli sei ein Mann, habe Gesellen und einen Haus-

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[0063] bruder; es ist nicht ein Herr wie der andere Herr und nicht ein Pfaff wie der andere Pfaff; wie in allen Regeln Ausnahmen sind, so sind auch in allen Ständen Solche, welche nicht auf der gleichen Saite geigen, nicht zu den Andern zu gehören scheinen, und um deßwillen bitterlich angefeindet werden von den Andern. So ist der von Luthern rundum von allen Edeln gehaßt, wie alle Pfaffen rundum mich hassen, von wegen wir leben beide auf eigene Faust, und was die Hauptsache ist, wir leben beide Wohl dabei, besser als die Andern, welche nach dem allgemeinen Brauch leben Einer wie der Andere, wie eine Gans der andern nachwatschelt, wie die erste vorwatschelt. Sieh', darum sind ich und der von Luthern Freunde, weil wir auf der gleichen Fährte jagen; Jeder macht was er kann, lebt so gut als möglich nach dieser Regel und fragt den Andern nichts nach; begreifst? Kurt begriff, hatte aber doch gegen den neuen Herrendienst viel einzuwenden. Er sei ihm nicht entlaufen, um ihn von Dornen wieder anzufangen, sagte er. Jost setzte ihm auseinander, wie zwischen allen Dingen ein Unterschied sei; so sei ein Unterschied zwischen Kurt, welcher zum Freiherrn gekommen, und dem Kurt, welcher zu Barthli von Luthernau komme: der erste Kurt sei ein blöder Junge gewesen, der zweite Kurt ein derber Kerl mit Haar ums Maul. Der Freiherr sei halt ein Herr gewesen mit Dienern und einem vornehmen Haushalt, Barthli sei ein Mann, habe Gesellen und einen Haus-

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Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/63>, abgerufen am 23.11.2024.