Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Dieser Schlag endete den Kampf, wie oft ein gewaltiger Donnerschlag der Schluß eines Gewitters ist. Die Verfolgung der Fliehenden dauerte noch fort, doch nicht lange, in der dunklen Nacht nützte sie nicht viel und war gefährlich. Der Ritter von Luthernau entkam glücklich, die Hitzigsten wendeten um und fanden die Behaglicheren um die Fässer geschaart und bemüht, zu retten, was zu retten war, d. h. vor Allem zum eigenen Genuß; ob dann noch Etwas für das Kloster übrig blieb, überließen sie der Vorsehung. Als die Langenthaler den Ausgang merkten, fanden sie sich auch wieder ein, vor Allem war die Familie Durstig zahlreich auf dem Platze, rühmte sich ihrer Heldenthaten und wie sie dem Barthli heiß gemacht und wie sie ihm noch heißer gemacht hätten, wenn die Herren nicht selbst gekommen wären, so daß es wirklich ein himmelschreiendes Unglück für Langenthal schien für ewige Zeiten, daß die Herren gekommen und die Heldenthaten der Einwohner, welche sie im Sinne gehabt, nun im Sacke blieben. Im Glück ist man nicht mißgünstig, man tröstete die guten Leute mit vollen Bechern und ein lustiger Morgen ging über den Ort auf, denn da war Mancher, der zwei Sonnen am Himmel sah, Viele noch dazu Mond und Sterne; die Glücklichsten merkten noch, daß er voll Geigen war, konnten kein Bein mehr feststellen, sondern liefen wie Sonne, Mond und Sterne rund um.

Als endlich der Wein nicht mehr laufen wollte,

Dieser Schlag endete den Kampf, wie oft ein gewaltiger Donnerschlag der Schluß eines Gewitters ist. Die Verfolgung der Fliehenden dauerte noch fort, doch nicht lange, in der dunklen Nacht nützte sie nicht viel und war gefährlich. Der Ritter von Luthernau entkam glücklich, die Hitzigsten wendeten um und fanden die Behaglicheren um die Fässer geschaart und bemüht, zu retten, was zu retten war, d. h. vor Allem zum eigenen Genuß; ob dann noch Etwas für das Kloster übrig blieb, überließen sie der Vorsehung. Als die Langenthaler den Ausgang merkten, fanden sie sich auch wieder ein, vor Allem war die Familie Durstig zahlreich auf dem Platze, rühmte sich ihrer Heldenthaten und wie sie dem Barthli heiß gemacht und wie sie ihm noch heißer gemacht hätten, wenn die Herren nicht selbst gekommen wären, so daß es wirklich ein himmelschreiendes Unglück für Langenthal schien für ewige Zeiten, daß die Herren gekommen und die Heldenthaten der Einwohner, welche sie im Sinne gehabt, nun im Sacke blieben. Im Glück ist man nicht mißgünstig, man tröstete die guten Leute mit vollen Bechern und ein lustiger Morgen ging über den Ort auf, denn da war Mancher, der zwei Sonnen am Himmel sah, Viele noch dazu Mond und Sterne; die Glücklichsten merkten noch, daß er voll Geigen war, konnten kein Bein mehr feststellen, sondern liefen wie Sonne, Mond und Sterne rund um.

Als endlich der Wein nicht mehr laufen wollte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="0">
        <pb facs="#f0078"/>
        <p>Dieser Schlag endete den Kampf, wie oft ein gewaltiger Donnerschlag der Schluß                     eines Gewitters ist. Die Verfolgung der Fliehenden dauerte noch fort, doch nicht                     lange, in der dunklen Nacht nützte sie nicht viel und war gefährlich. Der Ritter                     von Luthernau entkam glücklich, die Hitzigsten wendeten um und fanden die                     Behaglicheren um die Fässer geschaart und bemüht, zu retten, was zu retten war,                     d. h. vor Allem zum eigenen Genuß; ob dann noch Etwas für das Kloster übrig                     blieb, überließen sie der Vorsehung. Als die Langenthaler den Ausgang merkten,                     fanden sie sich auch wieder ein, vor Allem war die Familie Durstig zahlreich auf                     dem Platze, rühmte sich ihrer Heldenthaten und wie sie dem Barthli heiß gemacht                     und wie sie ihm noch heißer gemacht hätten, wenn die Herren nicht selbst                     gekommen wären, so daß es wirklich ein himmelschreiendes Unglück für Langenthal                     schien für ewige Zeiten, daß die Herren gekommen und die Heldenthaten der                     Einwohner, welche sie im Sinne gehabt, nun im Sacke blieben. Im Glück ist man                     nicht mißgünstig, man tröstete die guten Leute mit vollen Bechern und ein                     lustiger Morgen ging über den Ort auf, denn da war Mancher, der zwei Sonnen am                     Himmel sah, Viele noch dazu Mond und Sterne; die Glücklichsten merkten noch, daß                     er voll Geigen war, konnten kein Bein mehr feststellen, sondern liefen wie                     Sonne, Mond und Sterne rund um.</p><lb/>
        <p>Als endlich der Wein nicht mehr laufen wollte,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0078] Dieser Schlag endete den Kampf, wie oft ein gewaltiger Donnerschlag der Schluß eines Gewitters ist. Die Verfolgung der Fliehenden dauerte noch fort, doch nicht lange, in der dunklen Nacht nützte sie nicht viel und war gefährlich. Der Ritter von Luthernau entkam glücklich, die Hitzigsten wendeten um und fanden die Behaglicheren um die Fässer geschaart und bemüht, zu retten, was zu retten war, d. h. vor Allem zum eigenen Genuß; ob dann noch Etwas für das Kloster übrig blieb, überließen sie der Vorsehung. Als die Langenthaler den Ausgang merkten, fanden sie sich auch wieder ein, vor Allem war die Familie Durstig zahlreich auf dem Platze, rühmte sich ihrer Heldenthaten und wie sie dem Barthli heiß gemacht und wie sie ihm noch heißer gemacht hätten, wenn die Herren nicht selbst gekommen wären, so daß es wirklich ein himmelschreiendes Unglück für Langenthal schien für ewige Zeiten, daß die Herren gekommen und die Heldenthaten der Einwohner, welche sie im Sinne gehabt, nun im Sacke blieben. Im Glück ist man nicht mißgünstig, man tröstete die guten Leute mit vollen Bechern und ein lustiger Morgen ging über den Ort auf, denn da war Mancher, der zwei Sonnen am Himmel sah, Viele noch dazu Mond und Sterne; die Glücklichsten merkten noch, daß er voll Geigen war, konnten kein Bein mehr feststellen, sondern liefen wie Sonne, Mond und Sterne rund um. Als endlich der Wein nicht mehr laufen wollte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:57:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T09:57:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/78
Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/78>, abgerufen am 23.11.2024.