Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Frau, reich könne sie der Alte machen, und Besseres könnte ihm nicht zu Theil werden auf der Welt. Ja wohl, sagte er, es fiele ihm so was bei, aber er wüßte nicht, was der Junker von Denz dazu sagen würde. Wirst die Brigitte meinen, wie ich merke, schmunzelte der Alte; die sollst du haben sammt vielem Segen und etwas Gut. -- Da machte Kurt schreckliche Glotzaugen, sah ganz dumm drein, endlich sagte er: eben die meine er nicht, möge sie nicht, weder reich noch arm. Das sei ihm leid, sagte der alte Herr, er hätte ihm gerne geholfen, und Brigitte wäre Eine gewesen für die alte Grimhilde. Einstweilen möchte er eine Frau für sich und nicht für die Mutter, sagte Kurt, da wäre ihm die Agnes die Rechte, eine Andere möge er nicht. Da lachte der Herr und sagte: Bist nicht so dumm, als man glauben sollte, wenn ich das Auslesen hätte, wäre es mir auch so; für mich habe ich nichts dawider, hat man Mädchen, sind Töchtermänner ein nothwendiges Uebel. Die Hauptsache ist aber, was das Mädchen meint; zwingen thue ich es nicht; will es dich nicht, mußt du doch mit der Brigitte dir zu helfen suchen; der wäre es recht, denke ich, und sie ist die Aelteste. -- Das sieht man, sagte Kurt; aber ich denke, mit Agnes sei ich doch schneller richtig, sie sieht mich nicht so böse an, wie die Andere, und giebt mir gute Worte, besonders wenn es Niemand hört. Da lachte der Alte und meinte, es habe sich schon Mancher mit den Mädchen getäuscht, und gerade

Frau, reich könne sie der Alte machen, und Besseres könnte ihm nicht zu Theil werden auf der Welt. Ja wohl, sagte er, es fiele ihm so was bei, aber er wüßte nicht, was der Junker von Denz dazu sagen würde. Wirst die Brigitte meinen, wie ich merke, schmunzelte der Alte; die sollst du haben sammt vielem Segen und etwas Gut. — Da machte Kurt schreckliche Glotzaugen, sah ganz dumm drein, endlich sagte er: eben die meine er nicht, möge sie nicht, weder reich noch arm. Das sei ihm leid, sagte der alte Herr, er hätte ihm gerne geholfen, und Brigitte wäre Eine gewesen für die alte Grimhilde. Einstweilen möchte er eine Frau für sich und nicht für die Mutter, sagte Kurt, da wäre ihm die Agnes die Rechte, eine Andere möge er nicht. Da lachte der Herr und sagte: Bist nicht so dumm, als man glauben sollte, wenn ich das Auslesen hätte, wäre es mir auch so; für mich habe ich nichts dawider, hat man Mädchen, sind Töchtermänner ein nothwendiges Uebel. Die Hauptsache ist aber, was das Mädchen meint; zwingen thue ich es nicht; will es dich nicht, mußt du doch mit der Brigitte dir zu helfen suchen; der wäre es recht, denke ich, und sie ist die Aelteste. — Das sieht man, sagte Kurt; aber ich denke, mit Agnes sei ich doch schneller richtig, sie sieht mich nicht so böse an, wie die Andere, und giebt mir gute Worte, besonders wenn es Niemand hört. Da lachte der Alte und meinte, es habe sich schon Mancher mit den Mädchen getäuscht, und gerade

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="chapter" n="0">
        <p><pb facs="#f0091"/>
Frau, reich könne sie der Alte                     machen, und Besseres könnte ihm nicht zu Theil werden auf der Welt. Ja wohl,                     sagte er, es fiele ihm so was bei, aber er wüßte nicht, was der Junker von Denz                     dazu sagen würde. Wirst die Brigitte meinen, wie ich merke, schmunzelte der                     Alte; die sollst du haben sammt vielem Segen und etwas Gut. &#x2014; Da machte Kurt                     schreckliche Glotzaugen, sah ganz dumm drein, endlich sagte er: eben die meine                     er nicht, möge sie nicht, weder reich noch arm. Das sei ihm leid, sagte der alte                     Herr, er hätte ihm gerne geholfen, und Brigitte wäre Eine gewesen für die alte                     Grimhilde. Einstweilen möchte er eine Frau für sich und nicht für die Mutter,                     sagte Kurt, da wäre ihm die Agnes die Rechte, eine Andere möge er nicht. Da                     lachte der Herr und sagte: Bist nicht so dumm, als man glauben sollte, wenn ich                     das Auslesen hätte, wäre es mir auch so; für mich habe ich nichts dawider, hat                     man Mädchen, sind Töchtermänner ein nothwendiges Uebel. Die Hauptsache ist aber,                     was das Mädchen meint; zwingen thue ich es nicht; will es dich nicht, mußt du                     doch mit der Brigitte dir zu helfen suchen; der wäre es recht, denke ich, und                     sie ist die Aelteste. &#x2014; Das sieht man, sagte Kurt; aber ich denke, mit Agnes sei                     ich doch schneller richtig, sie sieht mich nicht so böse an, wie die Andere, und                     giebt mir gute Worte, besonders wenn es Niemand hört. Da lachte der Alte und                     meinte, es habe sich schon Mancher mit den Mädchen getäuscht, und gerade<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0091] Frau, reich könne sie der Alte machen, und Besseres könnte ihm nicht zu Theil werden auf der Welt. Ja wohl, sagte er, es fiele ihm so was bei, aber er wüßte nicht, was der Junker von Denz dazu sagen würde. Wirst die Brigitte meinen, wie ich merke, schmunzelte der Alte; die sollst du haben sammt vielem Segen und etwas Gut. — Da machte Kurt schreckliche Glotzaugen, sah ganz dumm drein, endlich sagte er: eben die meine er nicht, möge sie nicht, weder reich noch arm. Das sei ihm leid, sagte der alte Herr, er hätte ihm gerne geholfen, und Brigitte wäre Eine gewesen für die alte Grimhilde. Einstweilen möchte er eine Frau für sich und nicht für die Mutter, sagte Kurt, da wäre ihm die Agnes die Rechte, eine Andere möge er nicht. Da lachte der Herr und sagte: Bist nicht so dumm, als man glauben sollte, wenn ich das Auslesen hätte, wäre es mir auch so; für mich habe ich nichts dawider, hat man Mädchen, sind Töchtermänner ein nothwendiges Uebel. Die Hauptsache ist aber, was das Mädchen meint; zwingen thue ich es nicht; will es dich nicht, mußt du doch mit der Brigitte dir zu helfen suchen; der wäre es recht, denke ich, und sie ist die Aelteste. — Das sieht man, sagte Kurt; aber ich denke, mit Agnes sei ich doch schneller richtig, sie sieht mich nicht so böse an, wie die Andere, und giebt mir gute Worte, besonders wenn es Niemand hört. Da lachte der Alte und meinte, es habe sich schon Mancher mit den Mädchen getäuscht, und gerade

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T09:57:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T09:57:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/91
Zitationshilfe: Gotthelf, Jeremias [d. i. Albert Bitzius]: Kurt von Koppigen. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 12. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 1–194. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gotthelf_koppingen_1910/91>, abgerufen am 23.11.2024.