Gotthelf, Jeremias: Bilder und Sagen aus der Schweiz. Bdch. 1. Die schwarze Spinne. - Ritter von Brandis - Das gelbe Vögelein und das arme Margrithli. Solothurn, 1842.Glück im Kriege machen. Mehr als halben Weges wa¬ Aber auf einmal ist's, als ob Jemand die starke Glück im Kriege machen. Mehr als halben Weges wa¬ Aber auf einmal iſt’s, als ob Jemand die ſtarke <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0024" n="14"/> Glück im Kriege machen. Mehr als halben Weges wa¬<lb/> ren ſie gegangen, als ihnen die Jungfrau nachgeſprun¬<lb/> gen kam, welche das Kind nach Hauſe zu tragen hatte,<lb/> ſobald es getauft war, während Eltern und Gevatter¬<lb/> leute nach alter ſchöner Sitte noch der Predigt bei¬<lb/> wohnten. Die Jungfrau hatte auch anwenden wollen<lb/> nach Kräften, um auch ſchön zu ſein; ob dieſer hand¬<lb/> lichen Arbeit hatte ſie ſich verſpätet und wollte jetzt der<lb/> Gotte das Kind abnehmen; aber dieſe ließ es nicht,<lb/> wie man ihr auch zuredete. Das war eine gar zu gute<lb/> Gelegenheit dem ſchönen ledigen Götti zu zeigen, wie<lb/> ſtark ihre Arme ſeien und wie viel ſie erleiden möchten.<lb/> Starke Arme an einer Frau ſind einem rechten Bauer<lb/> viel anſtändiger als zarte, als ſo liederliche Stäbchen,<lb/> die jeder Bysluft, wenn er ernſtlich will, auseinander<lb/> wehen kann; ſtarke Arme an einer Mutter ſind ſchon<lb/> vielen Kindern zum Heil geweſen, wenn der Vater<lb/> ſtarb, und die Mutter die Ruthe allein führen, alleine<lb/> den Haushaltungswagen aus allen Löchern heben mußte,<lb/> in die er gerathen wollte.</p><lb/> <p>Aber auf einmal iſt’s, als ob Jemand die ſtarke<lb/> Gotte an den Züpfen halte, oder ſie vor den Kopf<lb/> ſchlage; ſie prallt ordentlich zurück, gibt der Jungfrau<lb/> das Kind, bleibt dann zurück und ſtellt ſich, als ob ſie<lb/> mit dem Strumpfband zu thun hätte. Dann kömmt ſie<lb/> nach, geſellt ſich den Männern bei, miſcht ſich in die Ge¬<lb/> ſpräche, will den Großvater unterbrechen, ihn bald mit<lb/> dieſem bald mit jenem ablenken von dem Gegenſtand,<lb/> den er gefaßt hat. Der aber hält, wie alte Leute meiſt<lb/> gewohnt ſind, ſeinen Gegenſtand feſt, und knüpft un¬<lb/> verdroſſen den abgeriſſenen Faden immer neu wieder an.<lb/> Nun macht ſie ſich an des Kindes Vater, und verſucht<lb/> dieſen durch allerlei Fragen zu Privatgeſprächen zu ver¬<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [14/0024]
Glück im Kriege machen. Mehr als halben Weges wa¬
ren ſie gegangen, als ihnen die Jungfrau nachgeſprun¬
gen kam, welche das Kind nach Hauſe zu tragen hatte,
ſobald es getauft war, während Eltern und Gevatter¬
leute nach alter ſchöner Sitte noch der Predigt bei¬
wohnten. Die Jungfrau hatte auch anwenden wollen
nach Kräften, um auch ſchön zu ſein; ob dieſer hand¬
lichen Arbeit hatte ſie ſich verſpätet und wollte jetzt der
Gotte das Kind abnehmen; aber dieſe ließ es nicht,
wie man ihr auch zuredete. Das war eine gar zu gute
Gelegenheit dem ſchönen ledigen Götti zu zeigen, wie
ſtark ihre Arme ſeien und wie viel ſie erleiden möchten.
Starke Arme an einer Frau ſind einem rechten Bauer
viel anſtändiger als zarte, als ſo liederliche Stäbchen,
die jeder Bysluft, wenn er ernſtlich will, auseinander
wehen kann; ſtarke Arme an einer Mutter ſind ſchon
vielen Kindern zum Heil geweſen, wenn der Vater
ſtarb, und die Mutter die Ruthe allein führen, alleine
den Haushaltungswagen aus allen Löchern heben mußte,
in die er gerathen wollte.
Aber auf einmal iſt’s, als ob Jemand die ſtarke
Gotte an den Züpfen halte, oder ſie vor den Kopf
ſchlage; ſie prallt ordentlich zurück, gibt der Jungfrau
das Kind, bleibt dann zurück und ſtellt ſich, als ob ſie
mit dem Strumpfband zu thun hätte. Dann kömmt ſie
nach, geſellt ſich den Männern bei, miſcht ſich in die Ge¬
ſpräche, will den Großvater unterbrechen, ihn bald mit
dieſem bald mit jenem ablenken von dem Gegenſtand,
den er gefaßt hat. Der aber hält, wie alte Leute meiſt
gewohnt ſind, ſeinen Gegenſtand feſt, und knüpft un¬
verdroſſen den abgeriſſenen Faden immer neu wieder an.
Nun macht ſie ſich an des Kindes Vater, und verſucht
dieſen durch allerlei Fragen zu Privatgeſprächen zu ver¬
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