Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.was Legrand's Sammlung für Frankreich ist: eine Sammlung von historisch-romantischen Erzählungen nicht bloß zur Unterhaltung in den Stunden der Muße, sondern auch für den Menschenbeobachter und den philosophischen Geschichtsforscher. Daß hierbei manche Sage mit unterlaufen wird, die eben kein Dichtergeist belebt, die sich nicht durch charakteristische Züge auszeichnet, ist gewiß, aber bei dem mir vorgesteckten Ziele nicht wohl zu vermeiden. Da jede Volkssage an Eigenthümlichkeit verlöre, und die wenigen historischen Goldkörner, die sie vielleicht besitzt, rein verflüchtigt würden, wenn man sie nicht in der Sprache des Volks, mit Vermeidung aller fremdartigen Zusätze und ohne eine willkürliche Ausdehnung, geben wollte, so müssen auch diese Rücksichten durchaus beachtet, und niemals verlassen werden. Sie sollen daher in der ihnen eignen schmucklosen Sprache und möglichst so, wie sie unterm Volke lauten, erzählt werden, und wer mir einen dankenswerthen Beitrag liefern will, den bitte ich, dieß nicht zu vernachlässigen. Durch fremdartige Zusätze, durch weiteres was Legrand’s Sammlung für Frankreich ist: eine Sammlung von historisch-romantischen Erzählungen nicht bloß zur Unterhaltung in den Stunden der Muße, sondern auch für den Menschenbeobachter und den philosophischen Geschichtsforscher. Daß hierbei manche Sage mit unterlaufen wird, die eben kein Dichtergeist belebt, die sich nicht durch charakteristische Züge auszeichnet, ist gewiß, aber bei dem mir vorgesteckten Ziele nicht wohl zu vermeiden. Da jede Volkssage an Eigenthümlichkeit verlöre, und die wenigen historischen Goldkörner, die sie vielleicht besitzt, rein verflüchtigt würden, wenn man sie nicht in der Sprache des Volks, mit Vermeidung aller fremdartigen Zusätze und ohne eine willkürliche Ausdehnung, geben wollte, so müssen auch diese Rücksichten durchaus beachtet, und niemals verlassen werden. Sie sollen daher in der ihnen eignen schmucklosen Sprache und möglichst so, wie sie unterm Volke lauten, erzählt werden, und wer mir einen dankenswerthen Beitrag liefern will, den bitte ich, dieß nicht zu vernachlässigen. Durch fremdartige Zusätze, durch weiteres <TEI> <text> <front> <div type="preface" n="1"> <p><pb facs="#f0010" n="VII"/> was <hi rendition="#g">Legrand’s</hi> Sammlung für Frankreich ist: eine Sammlung von historisch-romantischen Erzählungen nicht bloß zur Unterhaltung in den Stunden der Muße, sondern auch für den Menschenbeobachter und den philosophischen Geschichtsforscher. Daß hierbei manche Sage mit unterlaufen wird, die eben kein Dichtergeist belebt, die sich nicht durch charakteristische Züge auszeichnet, ist gewiß, aber bei dem mir vorgesteckten Ziele nicht wohl zu vermeiden.</p> <p>Da jede Volkssage an Eigenthümlichkeit verlöre, und die wenigen historischen Goldkörner, die sie vielleicht besitzt, rein verflüchtigt würden, wenn man sie nicht in der Sprache des Volks, mit Vermeidung aller fremdartigen Zusätze und ohne eine willkürliche Ausdehnung, geben wollte, so müssen auch diese Rücksichten durchaus beachtet, und niemals verlassen werden. Sie sollen daher in der ihnen eignen schmucklosen Sprache und möglichst so, wie sie unterm Volke lauten, erzählt werden, und wer mir einen dankenswerthen Beitrag liefern will, den bitte ich, dieß nicht zu vernachlässigen. Durch fremdartige Zusätze, durch weiteres </p> </div> </front> </text> </TEI> [VII/0010]
was Legrand’s Sammlung für Frankreich ist: eine Sammlung von historisch-romantischen Erzählungen nicht bloß zur Unterhaltung in den Stunden der Muße, sondern auch für den Menschenbeobachter und den philosophischen Geschichtsforscher. Daß hierbei manche Sage mit unterlaufen wird, die eben kein Dichtergeist belebt, die sich nicht durch charakteristische Züge auszeichnet, ist gewiß, aber bei dem mir vorgesteckten Ziele nicht wohl zu vermeiden.
Da jede Volkssage an Eigenthümlichkeit verlöre, und die wenigen historischen Goldkörner, die sie vielleicht besitzt, rein verflüchtigt würden, wenn man sie nicht in der Sprache des Volks, mit Vermeidung aller fremdartigen Zusätze und ohne eine willkürliche Ausdehnung, geben wollte, so müssen auch diese Rücksichten durchaus beachtet, und niemals verlassen werden. Sie sollen daher in der ihnen eignen schmucklosen Sprache und möglichst so, wie sie unterm Volke lauten, erzählt werden, und wer mir einen dankenswerthen Beitrag liefern will, den bitte ich, dieß nicht zu vernachlässigen. Durch fremdartige Zusätze, durch weiteres
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