Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

nicht weiter daran zu denken. Doch schwer wurde das dem guten Hans, und nur die Zeit konnte das Andenken daran etwas schwächen. Es verging ein Jahr, es verging noch eins, und da noch immer keine Noth eingetreten war, so ließ der Glaube an die Prophezeihung nach, und kein Mensch im Hause dachte weiter daran.

Nach vier Jahren war Hans an einem Sonntage, wie gewöhnlich, in der Schenke. Er hatte sich's wohl schmecken lassen, und war etwas mehr, als lustig. Da erhob sich vor der Thür des Hauses ein Gezänk zwischen jungen Burschen. Erst war's ein heftiger Wortwechsel, dann raufte man sich bei den Haaren, und endlich schlug man sich. Hans kam gleich andern heraus, Frieden zu stiften, und bediente sich dazu eines ausgerissenen Stuhlbeins. Er schlug derb drein, der Weingeist ließ ihn nicht sehen, wo er hinschlug,

nicht weiter daran zu denken. Doch schwer wurde das dem guten Hans, und nur die Zeit konnte das Andenken daran etwas schwächen. Es verging ein Jahr, es verging noch eins, und da noch immer keine Noth eingetreten war, so ließ der Glaube an die Prophezeihung nach, und kein Mensch im Hause dachte weiter daran.

Nach vier Jahren war Hans an einem Sonntage, wie gewöhnlich, in der Schenke. Er hatte sich’s wohl schmecken lassen, und war etwas mehr, als lustig. Da erhob sich vor der Thür des Hauses ein Gezänk zwischen jungen Burschen. Erst war’s ein heftiger Wortwechsel, dann raufte man sich bei den Haaren, und endlich schlug man sich. Hans kam gleich andern heraus, Frieden zu stiften, und bediente sich dazu eines ausgerissenen Stuhlbeins. Er schlug derb drein, der Weingeist ließ ihn nicht sehen, wo er hinschlug,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0185" n="146"/>
nicht weiter daran zu denken. Doch schwer wurde das dem guten Hans, und nur die Zeit konnte das Andenken daran etwas schwächen. Es verging ein Jahr, es verging noch eins, und da noch immer keine Noth eingetreten war, so ließ der Glaube an die Prophezeihung nach, und kein Mensch im Hause dachte weiter daran.</p>
        <p>Nach vier Jahren war Hans an einem Sonntage, wie gewöhnlich, in der Schenke. Er hatte sich&#x2019;s wohl schmecken lassen, und war etwas mehr, als lustig. Da erhob sich vor der Thür des Hauses ein Gezänk zwischen jungen Burschen. Erst war&#x2019;s ein heftiger Wortwechsel, dann raufte man sich bei den Haaren, und endlich schlug man sich. Hans kam gleich andern heraus, Frieden zu stiften, und bediente sich dazu eines ausgerissenen Stuhlbeins. Er schlug derb drein, der Weingeist ließ ihn nicht sehen, wo er hinschlug,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[146/0185] nicht weiter daran zu denken. Doch schwer wurde das dem guten Hans, und nur die Zeit konnte das Andenken daran etwas schwächen. Es verging ein Jahr, es verging noch eins, und da noch immer keine Noth eingetreten war, so ließ der Glaube an die Prophezeihung nach, und kein Mensch im Hause dachte weiter daran. Nach vier Jahren war Hans an einem Sonntage, wie gewöhnlich, in der Schenke. Er hatte sich’s wohl schmecken lassen, und war etwas mehr, als lustig. Da erhob sich vor der Thür des Hauses ein Gezänk zwischen jungen Burschen. Erst war’s ein heftiger Wortwechsel, dann raufte man sich bei den Haaren, und endlich schlug man sich. Hans kam gleich andern heraus, Frieden zu stiften, und bediente sich dazu eines ausgerissenen Stuhlbeins. Er schlug derb drein, der Weingeist ließ ihn nicht sehen, wo er hinschlug,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/185
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/185>, abgerufen am 21.11.2024.