Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

Und er sprach mit linden Worten zu ihr, und bat sein Kind: daß es ihm doch wieder folgen möchte auf die Burg, und sein Kind seyn, wie vorher.

Notburga aber sprach: "Ich habe mein Leben Gott gelobt, und suche nichts mehr bei den Menschen." Und wenn der Vater in sie drang, antwortete sie immer mit diesen Worten. Da ward er endlich zornig, und faßte sie beim Arm, und wollte sie mit Gewalt mit sich ziehen. Sie aber legte ihre andere Hand an ihr Crucifix, da trennte sich der Arm von ihrem Leibe, und blieb dem zornigen Vater in den Händen, daß ihn und alle, die mit ihm waren, ein grauses Entsetzen ankommt, und alle von hinnen fliehen. Und keiner begehrte mehr der Höhle und dem andern Ufer zu nahen.

Aber von Stund an ward sie als eine Heilige vom Volke geehrt, und wenn zum frommen Klausner bei der Kapelle zu St.

Und er sprach mit linden Worten zu ihr, und bat sein Kind: daß es ihm doch wieder folgen möchte auf die Burg, und sein Kind seyn, wie vorher.

Notburga aber sprach: „Ich habe mein Leben Gott gelobt, und suche nichts mehr bei den Menschen.“ Und wenn der Vater in sie drang, antwortete sie immer mit diesen Worten. Da ward er endlich zornig, und faßte sie beim Arm, und wollte sie mit Gewalt mit sich ziehen. Sie aber legte ihre andere Hand an ihr Crucifix, da trennte sich der Arm von ihrem Leibe, und blieb dem zornigen Vater in den Händen, daß ihn und alle, die mit ihm waren, ein grauses Entsetzen ankommt, und alle von hinnen fliehen. Und keiner begehrte mehr der Höhle und dem andern Ufer zu nahen.

Aber von Stund an ward sie als eine Heilige vom Volke geehrt, und wenn zum frommen Klausner bei der Kapelle zu St.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0213" n="174"/>
        <p>Und er sprach mit linden Worten zu ihr, und bat sein Kind: daß es ihm doch wieder folgen möchte auf die Burg, und sein Kind seyn, wie vorher.</p>
        <p>Notburga aber sprach: &#x201E;Ich habe mein Leben Gott gelobt, und suche nichts mehr bei den Menschen.&#x201C; Und wenn der Vater in sie drang, antwortete sie immer mit diesen Worten. Da ward er endlich zornig, und faßte sie beim Arm, und wollte sie mit Gewalt mit sich ziehen. Sie aber legte ihre andere Hand an ihr Crucifix, da trennte sich der Arm von ihrem Leibe, und blieb dem zornigen Vater in den Händen, daß ihn und alle, die mit ihm waren, ein grauses Entsetzen ankommt, und alle von hinnen fliehen. Und keiner begehrte mehr der Höhle und dem andern Ufer zu nahen.</p>
        <p>Aber von Stund an ward sie als eine Heilige vom Volke geehrt, und wenn zum frommen Klausner bei der Kapelle zu St.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[174/0213] Und er sprach mit linden Worten zu ihr, und bat sein Kind: daß es ihm doch wieder folgen möchte auf die Burg, und sein Kind seyn, wie vorher. Notburga aber sprach: „Ich habe mein Leben Gott gelobt, und suche nichts mehr bei den Menschen.“ Und wenn der Vater in sie drang, antwortete sie immer mit diesen Worten. Da ward er endlich zornig, und faßte sie beim Arm, und wollte sie mit Gewalt mit sich ziehen. Sie aber legte ihre andere Hand an ihr Crucifix, da trennte sich der Arm von ihrem Leibe, und blieb dem zornigen Vater in den Händen, daß ihn und alle, die mit ihm waren, ein grauses Entsetzen ankommt, und alle von hinnen fliehen. Und keiner begehrte mehr der Höhle und dem andern Ufer zu nahen. Aber von Stund an ward sie als eine Heilige vom Volke geehrt, und wenn zum frommen Klausner bei der Kapelle zu St.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/213
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/213>, abgerufen am 04.12.2024.