Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.Der Schwan im Frauenberge. Bei Sondershausen, im Fürstenthume Schwarzburg, liegt gegen Abend ein hoher Berg, der Frauenberg genannt. Hier stand in den Zeiten des grauesten Alterthums das Bild der Göttin Jecha, in welchem die Thüringer ihre Diana verehrten. Sie wallfahrteten fleißig zu ihr auf den Gipfel des Berges, den damals dunkle heilige Haine bedeckten, und opferten reichliche Gaben an Wildpret und Geflügel. Am häufigsten geschah dieß zur Zeit des heutigen Osterfestes, wo der lieben Frau, so nannte man sie, unbeschreiblich viele Opfer dargebracht wurden. Mit Bonifaz Erscheinen verschwand aber ihr Bild und an die Stelle trat die Mutter Maria, der Bonifaz auf dem Berge einen Tempel Der Schwan im Frauenberge. Bei Sondershausen, im Fürstenthume Schwarzburg, liegt gegen Abend ein hoher Berg, der Frauenberg genannt. Hier stand in den Zeiten des grauesten Alterthums das Bild der Göttin Jecha, in welchem die Thüringer ihre Diana verehrten. Sie wallfahrteten fleißig zu ihr auf den Gipfel des Berges, den damals dunkle heilige Haine bedeckten, und opferten reichliche Gaben an Wildpret und Geflügel. Am häufigsten geschah dieß zur Zeit des heutigen Osterfestes, wo der lieben Frau, so nannte man sie, unbeschreiblich viele Opfer dargebracht wurden. Mit Bonifaz Erscheinen verschwand aber ihr Bild und an die Stelle trat die Mutter Maria, der Bonifaz auf dem Berge einen Tempel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0264" n="225"/> <head>Der Schwan im Frauenberge.</head> <p>Bei Sondershausen, im Fürstenthume Schwarzburg, liegt gegen Abend ein hoher Berg, der Frauenberg genannt. Hier stand in den Zeiten des grauesten Alterthums das Bild der Göttin Jecha, in welchem die Thüringer ihre Diana verehrten. Sie wallfahrteten fleißig zu ihr auf den Gipfel des Berges, den damals dunkle heilige Haine bedeckten, und opferten reichliche Gaben an Wildpret und Geflügel. Am häufigsten geschah dieß zur Zeit des heutigen Osterfestes, wo der lieben Frau, so nannte man sie, unbeschreiblich viele Opfer dargebracht wurden. Mit Bonifaz Erscheinen verschwand aber ihr Bild und an die Stelle trat die Mutter Maria, der Bonifaz auf dem Berge einen Tempel </p> </div> </body> </text> </TEI> [225/0264]
Der Schwan im Frauenberge. Bei Sondershausen, im Fürstenthume Schwarzburg, liegt gegen Abend ein hoher Berg, der Frauenberg genannt. Hier stand in den Zeiten des grauesten Alterthums das Bild der Göttin Jecha, in welchem die Thüringer ihre Diana verehrten. Sie wallfahrteten fleißig zu ihr auf den Gipfel des Berges, den damals dunkle heilige Haine bedeckten, und opferten reichliche Gaben an Wildpret und Geflügel. Am häufigsten geschah dieß zur Zeit des heutigen Osterfestes, wo der lieben Frau, so nannte man sie, unbeschreiblich viele Opfer dargebracht wurden. Mit Bonifaz Erscheinen verschwand aber ihr Bild und an die Stelle trat die Mutter Maria, der Bonifaz auf dem Berge einen Tempel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/264 |
Zitationshilfe: | Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/264>, abgerufen am 16.02.2025. |