Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.

Bild:
<< vorherige Seite

die Sagen südlicher Nationen freundlicher, reicher, üppiger und sinnlicher, die der nördlichen hingegen düsterer, trüber und ahndungsvoller erscheinen müssen; daß unter freien, glücklichen und wohlhabenden Völkern auch die Mährchen heiterer und scherzhafter, bei ärmeren und gedrückteren aber trauriger, klagender und mißmuthiger seyn werden; daß ferner gebirgige Gegenden deren mehr und mannigfaltigere besitzen müssen als das ebene Land, und endlich, daß es, wie schon mehrmals bemerkt worden ist, vor allen Dingen die Zeit sey mit ihren Veränderungen und Fortschritten, mit ihren religiösen und politischen Reformen und Umwälzungen, vorzüglich aber mit ihren Ansichten und Ansprüchen, Wünschen und Hoffnungen, welche entscheidend auf dieselben werde gewirkt haben. -

Wenn es nun aber eine Zeit gäbe, oder gegeben hätte, in welcher die Menschen sich gar wohl und behaglich gefühlt hätten, worin sie mit ihren friedlichen und glücklichen Lagen und Verhältnissen, hauptsächlich aber mit dem Zustande ihrer Bildung, mit ihrer Einsicht, ihrer Weisheit, ihren Empfindungen und Urtheilen höchlich zufrieden gewesen wären, welche sie selbst als

die Sagen südlicher Nationen freundlicher, reicher, üppiger und sinnlicher, die der nördlichen hingegen düsterer, trüber und ahndungsvoller erscheinen müssen; daß unter freien, glücklichen und wohlhabenden Völkern auch die Mährchen heiterer und scherzhafter, bei ärmeren und gedrückteren aber trauriger, klagender und mißmuthiger seyn werden; daß ferner gebirgige Gegenden deren mehr und mannigfaltigere besitzen müssen als das ebene Land, und endlich, daß es, wie schon mehrmals bemerkt worden ist, vor allen Dingen die Zeit sey mit ihren Veränderungen und Fortschritten, mit ihren religiösen und politischen Reformen und Umwälzungen, vorzüglich aber mit ihren Ansichten und Ansprüchen, Wünschen und Hoffnungen, welche entscheidend auf dieselben werde gewirkt haben. –

Wenn es nun aber eine Zeit gäbe, oder gegeben hätte, in welcher die Menschen sich gar wohl und behaglich gefühlt hätten, worin sie mit ihren friedlichen und glücklichen Lagen und Verhältnissen, hauptsächlich aber mit dem Zustande ihrer Bildung, mit ihrer Einsicht, ihrer Weisheit, ihren Empfindungen und Urtheilen höchlich zufrieden gewesen wären, welche sie selbst als

<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0027" n="XXIV"/>
die Sagen südlicher Nationen freundlicher, reicher, üppiger und sinnlicher, die der nördlichen hingegen düsterer, trüber und ahndungsvoller erscheinen müssen; daß unter freien, glücklichen und wohlhabenden Völkern auch die Mährchen heiterer und scherzhafter, bei ärmeren und gedrückteren aber trauriger, klagender und mißmuthiger seyn werden; daß ferner gebirgige Gegenden deren mehr und mannigfaltigere besitzen müssen als das ebene Land, und endlich, daß es, wie schon mehrmals bemerkt worden ist, vor allen Dingen die Zeit sey mit ihren Veränderungen und Fortschritten, mit ihren religiösen und politischen Reformen und Umwälzungen, vorzüglich aber mit ihren Ansichten und Ansprüchen, Wünschen und Hoffnungen, welche entscheidend auf dieselben werde gewirkt haben. &#x2013;</p>
          <p>Wenn es nun aber eine Zeit gäbe, oder gegeben hätte, in welcher die Menschen sich gar wohl und behaglich gefühlt hätten, worin sie mit ihren friedlichen und glücklichen Lagen und Verhältnissen, hauptsächlich aber mit dem Zustande ihrer Bildung, mit ihrer Einsicht, ihrer Weisheit, ihren Empfindungen und Urtheilen höchlich zufrieden gewesen wären, welche sie selbst als
</p>
        </div>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[XXIV/0027] die Sagen südlicher Nationen freundlicher, reicher, üppiger und sinnlicher, die der nördlichen hingegen düsterer, trüber und ahndungsvoller erscheinen müssen; daß unter freien, glücklichen und wohlhabenden Völkern auch die Mährchen heiterer und scherzhafter, bei ärmeren und gedrückteren aber trauriger, klagender und mißmuthiger seyn werden; daß ferner gebirgige Gegenden deren mehr und mannigfaltigere besitzen müssen als das ebene Land, und endlich, daß es, wie schon mehrmals bemerkt worden ist, vor allen Dingen die Zeit sey mit ihren Veränderungen und Fortschritten, mit ihren religiösen und politischen Reformen und Umwälzungen, vorzüglich aber mit ihren Ansichten und Ansprüchen, Wünschen und Hoffnungen, welche entscheidend auf dieselben werde gewirkt haben. – Wenn es nun aber eine Zeit gäbe, oder gegeben hätte, in welcher die Menschen sich gar wohl und behaglich gefühlt hätten, worin sie mit ihren friedlichen und glücklichen Lagen und Verhältnissen, hauptsächlich aber mit dem Zustande ihrer Bildung, mit ihrer Einsicht, ihrer Weisheit, ihren Empfindungen und Urtheilen höchlich zufrieden gewesen wären, welche sie selbst als

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-26T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-26T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Überschriebene „e“ über den Vokalen „a“, „o“ und „u“ werden als moderne Umlaute transkribiert.
  • Der Seitenwechsel erfolgt bei Worttrennung nach dem gesamten Wort.
  • Geviertstriche (—) wurden durch Halbgeviertstriche ersetzt (–).



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/27
Zitationshilfe: Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814, S. XXIV. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottschalck_sagen_1814/27>, abgerufen am 23.11.2024.