Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.die steilsten und höchsten Oerter, - an den Wänden hinauf kletterten sie ihm nach. Schloß er sich noch so eng ein, so drangen sie durch die kleinsten Ritzen, stürmten in überschwenglicher Menge auf ihn los, und bissen, zerfleischten und zernagten ihn. Und so groß war ihr Ungestüm, daß, je heftiger man sie abzutreiben suchte, mit desto stärkerer und erneuerter Wuth sie auf ihn los gingen, - ja, wo sie an Wänden und Tapeten seinen Namen fanden, den nagten sie weg. Als sich nun der Bischof in dieser jämmerlichen Lage zu Lande nirgends sicher sahe, da suchte er im Wasser Hülfe. Er ließ deshalb schleunig einen Thurm in den Rhein bauen, und floh in einem Nachen dahin. Durch doppeltes Bollwerk sich sicher während, hoffte er, der reißende Strom werde den Mäusen den Zugang zu ihm verwehren, und er so vor ihrer Wuth gerettet seyn. Allein auch hier entging die steilsten und höchsten Oerter, – an den Wänden hinauf kletterten sie ihm nach. Schloß er sich noch so eng ein, so drangen sie durch die kleinsten Ritzen, stürmten in überschwenglicher Menge auf ihn los, und bissen, zerfleischten und zernagten ihn. Und so groß war ihr Ungestüm, daß, je heftiger man sie abzutreiben suchte, mit desto stärkerer und erneuerter Wuth sie auf ihn los gingen, – ja, wo sie an Wänden und Tapeten seinen Namen fanden, den nagten sie weg. Als sich nun der Bischof in dieser jämmerlichen Lage zu Lande nirgends sicher sahe, da suchte er im Wasser Hülfe. Er ließ deshalb schleunig einen Thurm in den Rhein bauen, und floh in einem Nachen dahin. Durch doppeltes Bollwerk sich sicher während, hoffte er, der reißende Strom werde den Mäusen den Zugang zu ihm verwehren, und er so vor ihrer Wuth gerettet seyn. Allein auch hier entging <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0282" n="243"/> die steilsten und höchsten Oerter, – an den Wänden hinauf kletterten sie ihm nach. Schloß er sich noch so eng ein, so drangen sie durch die kleinsten Ritzen, stürmten in überschwenglicher Menge auf ihn los, und bissen, zerfleischten und zernagten ihn. Und so groß war ihr Ungestüm, daß, je heftiger man sie abzutreiben suchte, mit desto stärkerer und erneuerter Wuth sie auf ihn los gingen, – ja, wo sie an Wänden und Tapeten seinen Namen fanden, den nagten sie weg.</p> <p>Als sich nun der Bischof in dieser jämmerlichen Lage zu Lande nirgends sicher sahe, da suchte er im Wasser Hülfe. Er ließ deshalb schleunig einen Thurm in den Rhein bauen, und floh in einem Nachen dahin. Durch doppeltes Bollwerk sich sicher während, hoffte er, der reißende Strom werde den Mäusen den Zugang zu ihm verwehren, und er so vor ihrer Wuth gerettet seyn. Allein auch hier entging </p> </div> </body> </text> </TEI> [243/0282]
die steilsten und höchsten Oerter, – an den Wänden hinauf kletterten sie ihm nach. Schloß er sich noch so eng ein, so drangen sie durch die kleinsten Ritzen, stürmten in überschwenglicher Menge auf ihn los, und bissen, zerfleischten und zernagten ihn. Und so groß war ihr Ungestüm, daß, je heftiger man sie abzutreiben suchte, mit desto stärkerer und erneuerter Wuth sie auf ihn los gingen, – ja, wo sie an Wänden und Tapeten seinen Namen fanden, den nagten sie weg.
Als sich nun der Bischof in dieser jämmerlichen Lage zu Lande nirgends sicher sahe, da suchte er im Wasser Hülfe. Er ließ deshalb schleunig einen Thurm in den Rhein bauen, und floh in einem Nachen dahin. Durch doppeltes Bollwerk sich sicher während, hoffte er, der reißende Strom werde den Mäusen den Zugang zu ihm verwehren, und er so vor ihrer Wuth gerettet seyn. Allein auch hier entging
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |