Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.muß, um über innere peinliche Verwickelungen oder kleine moralische Verlegenheiten glücklich hinweg zu helfen. Daß nun ein solches Zeitalter der Wunderwelt der Volkssagen eben nicht günstig gewesen seyn könne, läßt sich leicht erachten. Auch hat man darin nicht unterlassen, sie bald als kindisch zu verspotten, bald als abergläubisch und gefährlich zu verwerfen; und da ein, eben dieser Zeit angehöriges, sonst achtbares Bestreben, die Zustände des Volks zu verbessern und dasselbe an sich heran zu bilden, hinzugekommen ist; so hat man vielfältig sogar gesucht, die alten wunderbaren Sagen und Mährchen ganz zu verdrängen, und an ihre Stelle eine Reihe sogenannter natürlicher und vernünftiger, kurz zeitgemäßer Erzählungen unterzuschieben, so, daß, wenn es gelungen wäre, in kurzer Zeit Nachbar Velten und Vetter Michel die Stellen eingenommen haben würden, welche Kaiser Friedrich und der Ritter Siegfried so lange glänzend behauptet hatten. Und in dieser Beschaffenheit der vorletzten Zeit liegt nun auch der Hauptgrund, warum muß, um über innere peinliche Verwickelungen oder kleine moralische Verlegenheiten glücklich hinweg zu helfen. Daß nun ein solches Zeitalter der Wunderwelt der Volkssagen eben nicht günstig gewesen seyn könne, läßt sich leicht erachten. Auch hat man darin nicht unterlassen, sie bald als kindisch zu verspotten, bald als abergläubisch und gefährlich zu verwerfen; und da ein, eben dieser Zeit angehöriges, sonst achtbares Bestreben, die Zustände des Volks zu verbessern und dasselbe an sich heran zu bilden, hinzugekommen ist; so hat man vielfältig sogar gesucht, die alten wunderbaren Sagen und Mährchen ganz zu verdrängen, und an ihre Stelle eine Reihe sogenannter natürlicher und vernünftiger, kurz zeitgemäßer Erzählungen unterzuschieben, so, daß, wenn es gelungen wäre, in kurzer Zeit Nachbar Velten und Vetter Michel die Stellen eingenommen haben würden, welche Kaiser Friedrich und der Ritter Siegfried so lange glänzend behauptet hatten. Und in dieser Beschaffenheit der vorletzten Zeit liegt nun auch der Hauptgrund, warum <TEI> <text> <front> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0030" n="XXVII"/> muß, um über innere peinliche Verwickelungen oder kleine moralische Verlegenheiten glücklich hinweg zu helfen.</p> <p>Daß nun ein solches Zeitalter der Wunderwelt der Volkssagen eben nicht günstig gewesen seyn könne, läßt sich leicht erachten. Auch hat man darin nicht unterlassen, sie bald als kindisch zu verspotten, bald als abergläubisch und gefährlich zu verwerfen; und da ein, eben dieser Zeit angehöriges, sonst achtbares Bestreben, die Zustände des Volks zu verbessern und dasselbe an sich heran zu bilden, hinzugekommen ist; so hat man vielfältig sogar gesucht, die alten wunderbaren Sagen und Mährchen ganz zu verdrängen, und an ihre Stelle eine Reihe sogenannter natürlicher und vernünftiger, kurz zeitgemäßer Erzählungen unterzuschieben, so, daß, wenn es gelungen wäre, in kurzer Zeit Nachbar Velten und Vetter Michel die Stellen eingenommen haben würden, welche Kaiser Friedrich und der Ritter Siegfried so lange glänzend behauptet hatten.</p> <p>Und in dieser Beschaffenheit der vorletzten Zeit liegt nun auch der Hauptgrund, warum </p> </div> </div> </front> </text> </TEI> [XXVII/0030]
muß, um über innere peinliche Verwickelungen oder kleine moralische Verlegenheiten glücklich hinweg zu helfen.
Daß nun ein solches Zeitalter der Wunderwelt der Volkssagen eben nicht günstig gewesen seyn könne, läßt sich leicht erachten. Auch hat man darin nicht unterlassen, sie bald als kindisch zu verspotten, bald als abergläubisch und gefährlich zu verwerfen; und da ein, eben dieser Zeit angehöriges, sonst achtbares Bestreben, die Zustände des Volks zu verbessern und dasselbe an sich heran zu bilden, hinzugekommen ist; so hat man vielfältig sogar gesucht, die alten wunderbaren Sagen und Mährchen ganz zu verdrängen, und an ihre Stelle eine Reihe sogenannter natürlicher und vernünftiger, kurz zeitgemäßer Erzählungen unterzuschieben, so, daß, wenn es gelungen wäre, in kurzer Zeit Nachbar Velten und Vetter Michel die Stellen eingenommen haben würden, welche Kaiser Friedrich und der Ritter Siegfried so lange glänzend behauptet hatten.
Und in dieser Beschaffenheit der vorletzten Zeit liegt nun auch der Hauptgrund, warum
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |