Gottschalck, Friedrich: Die Sagen und Volksmährchen der Deutschen. Halle, 1814.Da er nun sah, daß er hier seinen Zweck nicht erreichen werde, ward er so böse, daß er der schönen Mathilde grimmig mit der Kralle über's weiche Gesicht fuhr, die gewölbte Nase platt drückte, den kleinen Mund bis an's Ohr aufriß, und eins der schönsten Augen ihr zerquetschte. So that Mathilde mit Einem Steine zwei Würfe. Der Teufel mußte ihr Gebet zu Gott erhören und sie häßlich machen, und von ihres Vaters Nachstellungen blieb sie nun unangefochten. Mathilde, so fromm als häßlich, gründete hierauf das Stift Quedlinburg, das sie zu Ehren ihres treuen Hündchens also nannte, und wovon sie die erste Aebtissin ward. Mathilde war weise, fromm, wohlthätig, aber häßlich. Wie kann ein so edles Wesen Da er nun sah, daß er hier seinen Zweck nicht erreichen werde, ward er so böse, daß er der schönen Mathilde grimmig mit der Kralle über’s weiche Gesicht fuhr, die gewölbte Nase platt drückte, den kleinen Mund bis an’s Ohr aufriß, und eins der schönsten Augen ihr zerquetschte. So that Mathilde mit Einem Steine zwei Würfe. Der Teufel mußte ihr Gebet zu Gott erhören und sie häßlich machen, und von ihres Vaters Nachstellungen blieb sie nun unangefochten. Mathilde, so fromm als häßlich, gründete hierauf das Stift Quedlinburg, das sie zu Ehren ihres treuen Hündchens also nannte, und wovon sie die erste Aebtissin ward. Mathilde war weise, fromm, wohlthätig, aber häßlich. Wie kann ein so edles Wesen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0301" n="262"/> <p>Da er nun sah, daß er hier seinen Zweck nicht erreichen werde, ward er so böse, daß er der schönen Mathilde grimmig mit der Kralle über’s weiche Gesicht fuhr, die gewölbte Nase platt drückte, den kleinen Mund bis an’s Ohr aufriß, und eins der schönsten Augen ihr zerquetschte.</p> <p>So that Mathilde mit Einem Steine zwei Würfe. Der Teufel mußte ihr Gebet zu Gott erhören und sie häßlich machen, und von ihres Vaters Nachstellungen blieb sie nun unangefochten.</p> <p>Mathilde, so fromm als häßlich, gründete hierauf das Stift Quedlinburg, das sie zu Ehren ihres treuen Hündchens also nannte, und wovon sie die erste Aebtissin ward.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Mathilde war weise, fromm, wohlthätig, aber häßlich. Wie kann ein so edles Wesen </p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0301]
Da er nun sah, daß er hier seinen Zweck nicht erreichen werde, ward er so böse, daß er der schönen Mathilde grimmig mit der Kralle über’s weiche Gesicht fuhr, die gewölbte Nase platt drückte, den kleinen Mund bis an’s Ohr aufriß, und eins der schönsten Augen ihr zerquetschte.
So that Mathilde mit Einem Steine zwei Würfe. Der Teufel mußte ihr Gebet zu Gott erhören und sie häßlich machen, und von ihres Vaters Nachstellungen blieb sie nun unangefochten.
Mathilde, so fromm als häßlich, gründete hierauf das Stift Quedlinburg, das sie zu Ehren ihres treuen Hündchens also nannte, und wovon sie die erste Aebtissin ward.
Mathilde war weise, fromm, wohlthätig, aber häßlich. Wie kann ein so edles Wesen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-26T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-26T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |