Gottschall, Rudolph: Poetik. Die Dichtkunst und ihre Technik [v]om Standpunkte der Neuzeit. Breslau, 1858.pgo_200.001 pgo_200.008 pgo_200.013 pgo_200.015 pgo_200.019 pgo_200.023 pgo_200.027 *) pgo_200.030
Wir verweisen in Bezug auf die antike Metrik auf zwei gründlich eingehende pgo_200.031 Werke: Munck, die Metrik der Griechen und Römer (1834); Freese, griechischrömische pgo_200.032 Metrik (1842); in Bezug auf die altdeutsche besonders: Lachmann, über pgo_200.033 althochdeutsche Betonung und Verskunst (Abhandl. der Königl. Akademie 1834); über pgo_200.034 neue Metrik: Voß, Zeitmessung der deutschen Sprache, 2te Ausgabe 1831; besonders pgo_200.035 Minckwitz: Lehrbuch der deutschen Prosodie und Metrik, Leipzig 1844. pgo_200.001 pgo_200.008 pgo_200.013 pgo_200.015 pgo_200.019 pgo_200.023 pgo_200.027 *) pgo_200.030
Wir verweisen in Bezug auf die antike Metrik auf zwei gründlich eingehende pgo_200.031 Werke: Munck, die Metrik der Griechen und Römer (1834); Freese, griechischrömische pgo_200.032 Metrik (1842); in Bezug auf die altdeutsche besonders: Lachmann, über pgo_200.033 althochdeutsche Betonung und Verskunst (Abhandl. der Königl. Akademie 1834); über pgo_200.034 neue Metrik: Voß, Zeitmessung der deutschen Sprache, 2te Ausgabe 1831; besonders pgo_200.035 Minckwitz: Lehrbuch der deutschen Prosodie und Metrik, Leipzig 1844. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0222" n="200"/><lb n="pgo_200.001"/> während die Aufeinanderfolge der Kürzen und Längen, der entweder <lb n="pgo_200.002"/> jambische oder trochäische Charakter, regelmäßig festgehalten wird. Auf <lb n="pgo_200.003"/> der andern Seite würde das Bestreben, die deutschen Sylben nach griechischen <lb n="pgo_200.004"/> Regeln zu messen, eine Sylbe wegen des gedehnten Vokals, des <lb n="pgo_200.005"/> Doppellautes, des Begegnens mehrerer Konsonanten als <hi rendition="#g">lang</hi> bestimmen <lb n="pgo_200.006"/> zu wollen, nur eine lächerliche Pedanterie sein, die mit dem Charakter <lb n="pgo_200.007"/> unserer Sprache in offenbarem Widerspruch stünde.</p> <p><lb n="pgo_200.008"/> Da wir hier keine ausführliche Prosodie und Metrik geben können<note xml:id="PGO_200_1" place="foot" n="*)"><lb n="pgo_200.030"/> Wir verweisen in Bezug auf die antike Metrik auf zwei gründlich eingehende <lb n="pgo_200.031"/> Werke: <hi rendition="#g">Munck,</hi> die Metrik der Griechen und Römer (1834); <hi rendition="#g">Freese,</hi> griechischrömische <lb n="pgo_200.032"/> Metrik (1842); in Bezug auf die altdeutsche besonders: <hi rendition="#g">Lachmann,</hi> über <lb n="pgo_200.033"/> althochdeutsche Betonung und Verskunst (Abhandl. der Königl. Akademie 1834); über <lb n="pgo_200.034"/> neue Metrik: <hi rendition="#g">Voß,</hi> Zeitmessung der deutschen Sprache, 2te Ausgabe 1831; besonders <lb n="pgo_200.035"/> <hi rendition="#g">Minckwitz:</hi> Lehrbuch der deutschen Prosodie und Metrik, Leipzig 1844.</note>, <lb n="pgo_200.009"/> so wird es genügen, einige Hauptbestimmungen anzuführen. Die Sylben <lb n="pgo_200.010"/> der deutschen Wörter sind entweder <hi rendition="#g">lang, kurz</hi> oder <hi rendition="#g">mittelzeitig <lb n="pgo_200.011"/> (schwebend</hi>). Wie schon <hi rendition="#g">Lachmann</hi> bemerkt, ruht der Hauptton im <lb n="pgo_200.012"/> Deutschen in der Regel auf der <hi rendition="#g">ersten Sylbe.</hi></p> <p><lb n="pgo_200.013"/><hi rendition="#g">Lang</hi> sind alle einsylbigen Haupt- und Stammsylben, Substantive <lb n="pgo_200.014"/> und Adjective, alle einsylbigen Zeitwörter, Zahlwörter u. s. f.</p> <p><lb n="pgo_200.015"/><hi rendition="#g">Lang</hi> sind alle Stammsylben auch in Zusammensetzungen, selbst <lb n="pgo_200.016"/> wenn sie den Accent verloren haben; ferner die Endungen aller Substantive, <lb n="pgo_200.017"/> Adjective und Adverbien, welche von veralteten Stämmen <lb n="pgo_200.018"/> abgeleitet werden.</p> <p><lb n="pgo_200.019"/><hi rendition="#g">Kurz</hi> ist der bestimmte Artikel, es, er, du, sie, <hi rendition="#g">zu</hi> vor den Jnfinitiven, <lb n="pgo_200.020"/> <hi rendition="#g">so</hi> vor dem Nachsatz, die Präpositionen <hi rendition="#g">in, an, zu,</hi> die Vorsylben, <lb n="pgo_200.021"/> die ein e haben, die Veränderungssylben, die ein tonloses e haben, in der <lb n="pgo_200.022"/> Deklination und Konjugation, die Ableitungssylben, die ein e haben.</p> <p><lb n="pgo_200.023"/><hi rendition="#g">Mittelzeitig</hi> sind kurze Sylben, die durch ihre Stellung im Verse <lb n="pgo_200.024"/> lang werden können z. B. <hi rendition="#g">ein, und, ich, du, er, sie, bis, nach, <lb n="pgo_200.025"/> nie,</hi> die Vorsylben <hi rendition="#g">mit, voll, un,</hi> die Endungen <hi rendition="#g">ung, niß, lig, <lb n="pgo_200.026"/> lich, icht, ei</hi> und <hi rendition="#g">lei,</hi> die Envokale a, o, e.</p> <p><lb n="pgo_200.027"/> Die weitere Ausführung mag man in den in der Note bezeichneten <lb n="pgo_200.028"/> Werken nachlesen! Diese Bestimmungen sind nicht willkürlich, und <lb n="pgo_200.029"/> durch ihre strenge Beobachtung, wie wir sie besonders bei Platen finden, </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [200/0222]
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während die Aufeinanderfolge der Kürzen und Längen, der entweder pgo_200.002
jambische oder trochäische Charakter, regelmäßig festgehalten wird. Auf pgo_200.003
der andern Seite würde das Bestreben, die deutschen Sylben nach griechischen pgo_200.004
Regeln zu messen, eine Sylbe wegen des gedehnten Vokals, des pgo_200.005
Doppellautes, des Begegnens mehrerer Konsonanten als lang bestimmen pgo_200.006
zu wollen, nur eine lächerliche Pedanterie sein, die mit dem Charakter pgo_200.007
unserer Sprache in offenbarem Widerspruch stünde.
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Da wir hier keine ausführliche Prosodie und Metrik geben können *), pgo_200.009
so wird es genügen, einige Hauptbestimmungen anzuführen. Die Sylben pgo_200.010
der deutschen Wörter sind entweder lang, kurz oder mittelzeitig pgo_200.011
(schwebend). Wie schon Lachmann bemerkt, ruht der Hauptton im pgo_200.012
Deutschen in der Regel auf der ersten Sylbe.
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Lang sind alle einsylbigen Haupt- und Stammsylben, Substantive pgo_200.014
und Adjective, alle einsylbigen Zeitwörter, Zahlwörter u. s. f.
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Lang sind alle Stammsylben auch in Zusammensetzungen, selbst pgo_200.016
wenn sie den Accent verloren haben; ferner die Endungen aller Substantive, pgo_200.017
Adjective und Adverbien, welche von veralteten Stämmen pgo_200.018
abgeleitet werden.
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Kurz ist der bestimmte Artikel, es, er, du, sie, zu vor den Jnfinitiven, pgo_200.020
so vor dem Nachsatz, die Präpositionen in, an, zu, die Vorsylben, pgo_200.021
die ein e haben, die Veränderungssylben, die ein tonloses e haben, in der pgo_200.022
Deklination und Konjugation, die Ableitungssylben, die ein e haben.
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Mittelzeitig sind kurze Sylben, die durch ihre Stellung im Verse pgo_200.024
lang werden können z. B. ein, und, ich, du, er, sie, bis, nach, pgo_200.025
nie, die Vorsylben mit, voll, un, die Endungen ung, niß, lig, pgo_200.026
lich, icht, ei und lei, die Envokale a, o, e.
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Die weitere Ausführung mag man in den in der Note bezeichneten pgo_200.028
Werken nachlesen! Diese Bestimmungen sind nicht willkürlich, und pgo_200.029
durch ihre strenge Beobachtung, wie wir sie besonders bei Platen finden,
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Wir verweisen in Bezug auf die antike Metrik auf zwei gründlich eingehende pgo_200.031
Werke: Munck, die Metrik der Griechen und Römer (1834); Freese, griechischrömische pgo_200.032
Metrik (1842); in Bezug auf die altdeutsche besonders: Lachmann, über pgo_200.033
althochdeutsche Betonung und Verskunst (Abhandl. der Königl. Akademie 1834); über pgo_200.034
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Minckwitz: Lehrbuch der deutschen Prosodie und Metrik, Leipzig 1844.
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