Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736.Die Pietisterey lischen Wesenheit aus der Selbstheit der animali-schen Seele, in dem Centro des irrdischen Menschen, und windet sich einwärts wie ein Rad. Frau Seuffzerin. Nein! Es ist die himmlische Tinctur, wodurch die neue Seele das vegetabilische Leben der vier Ele- mente wegwirfft, und die magische Seele, als die Gottheit, nach dem Modell der Weißheit in alle Dinge einbildet. Frau Glaubeleichtin. Das Qvell-Wasser - - - Frau Zanckenheimin. Die Erbohrenwerdung - - - Frau Seuffzerin. Die himmlische Tinctur - - - Frau Glaubeleichtin. Habe ich nicht recht, Herr Magister? Frau Zanckenheimin. Jrre ich wohl, Herr Magister? Frau Seuffzerin. Jsts nicht wahr, Herr Magister? Herr Scheinfromm. Wie kan ich sie doch vereinigen, wenn ich nicht weiß, worüber sie sich zancken? Es ist der beste Rath, ich gehe fort. Adjeu! Alle
Die Pietiſterey liſchen Weſenheit aus der Selbſtheit der animali-ſchen Seele, in dem Centro des irrdiſchen Menſchen, und windet ſich einwaͤrts wie ein Rad. Frau Seuffzerin. Nein! Es iſt die himmliſche Tinctur, wodurch die neue Seele das vegetabiliſche Leben der vier Ele- mente wegwirfft, und die magiſche Seele, als die Gottheit, nach dem Modell der Weißheit in alle Dinge einbildet. Frau Glaubeleichtin. Das Qvell-Waſſer - - - Frau Zanckenheimin. Die Erbohrenwerdung - - - Frau Seuffzerin. Die himmliſche Tinctur - - - Frau Glaubeleichtin. Habe ich nicht recht, Herr Magiſter? Frau Zanckenheimin. Jrre ich wohl, Herr Magiſter? Frau Seuffzerin. Jſts nicht wahr, Herr Magiſter? Herr Scheinfromm. Wie kan ich ſie doch vereinigen, wenn ich nicht weiß, woruͤber ſie ſich zancken? Es iſt der beſte Rath, ich gehe fort. Adjeu! Alle
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#ZANCK"> <p><pb facs="#f0122" n="102"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Pietiſterey</hi></fw><lb/> liſchen Weſenheit aus der Selbſtheit der animali-<lb/> ſchen Seele, in dem Centro des irrdiſchen Menſchen,<lb/> und windet ſich einwaͤrts wie ein Rad.</p> </sp><lb/> <sp who="#SEU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Nein! Es iſt die himmliſche Tinctur, wodurch<lb/> die neue Seele das vegetabiliſche Leben der vier Ele-<lb/> mente wegwirfft, und die magiſche Seele, als die<lb/> Gottheit, nach dem Modell der Weißheit in alle<lb/> Dinge einbildet.</p> </sp><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p>Das Qvell-Waſſer - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#ZANCK"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Erbohrenwerdung - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#SEU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Die himmliſche Tinctur - - -</p> </sp><lb/> <sp who="#GLAU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Glaubeleichtin.</hi> </speaker><lb/> <p>Habe ich nicht recht, Herr Magiſter?</p> </sp><lb/> <sp who="#ZANCK"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Zanckenheimin.</hi> </speaker><lb/> <p>Jrre ich wohl, Herr Magiſter?</p> </sp><lb/> <sp who="#SEU"> <speaker> <hi rendition="#b">Frau Seuffzerin.</hi> </speaker><lb/> <p>Jſts nicht wahr, Herr Magiſter?</p> </sp><lb/> <sp who="#SCHEIN"> <speaker> <hi rendition="#b">Herr Scheinfromm.</hi> </speaker><lb/> <p>Wie kan ich ſie doch vereinigen, wenn ich nicht<lb/> weiß, woruͤber ſie ſich zancken? Es iſt der beſte<lb/> Rath, ich gehe fort. Adjeu!</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Alle</hi> </fw><lb/> </sp> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [102/0122]
Die Pietiſterey
liſchen Weſenheit aus der Selbſtheit der animali-
ſchen Seele, in dem Centro des irrdiſchen Menſchen,
und windet ſich einwaͤrts wie ein Rad.
Frau Seuffzerin.
Nein! Es iſt die himmliſche Tinctur, wodurch
die neue Seele das vegetabiliſche Leben der vier Ele-
mente wegwirfft, und die magiſche Seele, als die
Gottheit, nach dem Modell der Weißheit in alle
Dinge einbildet.
Frau Glaubeleichtin.
Das Qvell-Waſſer - - -
Frau Zanckenheimin.
Die Erbohrenwerdung - - -
Frau Seuffzerin.
Die himmliſche Tinctur - - -
Frau Glaubeleichtin.
Habe ich nicht recht, Herr Magiſter?
Frau Zanckenheimin.
Jrre ich wohl, Herr Magiſter?
Frau Seuffzerin.
Jſts nicht wahr, Herr Magiſter?
Herr Scheinfromm.
Wie kan ich ſie doch vereinigen, wenn ich nicht
weiß, woruͤber ſie ſich zancken? Es iſt der beſte
Rath, ich gehe fort. Adjeu!
Alle
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/122 |
Zitationshilfe: | Gottsched, Luise Adelgunde Victorie: Die Pietisterey im Fischbein-Rocke. Rostock, 1736, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_pietisterey_1736/122>, abgerufen am 16.07.2024. |