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Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730.

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Von Jdyllen, Eclogen oder Schäfer-Gedichten.
Damon.
Ja freylich, kan es doch dein eigen Beyspiel zeigen:
Allein wenn alles richtig ist,
So können wir gewiß, bey dieser Lust nicht schweigen.
Und wo du mit mir einig bist,
So ist es warlich unsre Pflicht,
Philandern und sein Kind,
Durch einen Glückwunsch, zu verehren.
Silvander.
Mein Damon, zweifle nicht,
Jch bin wie du gesinnt.
Philander, den ich längst an Vaters statt geliebt,
Der mir von seiner Huld fast täglich Proben giebt,
Soll unsre treue Lieder hören.
Wir wollen hier, so wie zu andern Zeiten,
Jm Spielen und im Singen streiten.
Allhier ward dieß vergnügte Paar,
Bey kühler Demmerung und trüber Luft gewahr,
Daß ihre Hütten schon gantz nah vor Augen stunden.
Die Lämmer fiengen an zu laufen und zu springen,
Und zwiefach durch die Thür des Stalles einzudringen,
Worauf die Schäfer sich vergnügt zusammen funden.
Ein jeder schenckte sich ein Maaß von neuem Wein,
Jn den zwar höltzernen doch reinen Becher ein.
Ein jeder tranck ihn zweymahl aus,
Zuerst Philanders werthes Haus,
So dann das neue Paar zu ehren.
Der Reben-Safft erhitzte Haupt und Brust,
Drum liessen sie mit ungemeiner Lust,
Der frohen Lieder Streit, nebst ihren Flöten hören.
Damon.
Schäfer unsrer Philurenen,
Kommt, und singt von dieser Schönen,
Die die Tugend selbst muß krönen.
Silvander.
Sagt, ist unter unsern Linden,
Wohl ein besser Paar zu finden,
Als Amintas mit Philinden?
Damon.
Ach Philinde liebt vergnügt!
Weil ein Schäfer sie besiegt,
Dem sie willig weichen muste.
Syl-
Von Jdyllen, Eclogen oder Schaͤfer-Gedichten.
Damon.
Ja freylich, kan es doch dein eigen Beyſpiel zeigen:
Allein wenn alles richtig iſt,
So koͤnnen wir gewiß, bey dieſer Luſt nicht ſchweigen.
Und wo du mit mir einig biſt,
So iſt es warlich unſre Pflicht,
Philandern und ſein Kind,
Durch einen Gluͤckwunſch, zu verehren.
Silvander.
Mein Damon, zweifle nicht,
Jch bin wie du geſinnt.
Philander, den ich laͤngſt an Vaters ſtatt geliebt,
Der mir von ſeiner Huld faſt taͤglich Proben giebt,
Soll unſre treue Lieder hoͤren.
Wir wollen hier, ſo wie zu andern Zeiten,
Jm Spielen und im Singen ſtreiten.
Allhier ward dieß vergnuͤgte Paar,
Bey kuͤhler Demmerung und truͤber Luft gewahr,
Daß ihre Huͤtten ſchon gantz nah vor Augen ſtunden.
Die Laͤmmer fiengen an zu laufen und zu ſpringen,
Und zwiefach durch die Thuͤr des Stalles einzudringen,
Worauf die Schaͤfer ſich vergnuͤgt zuſammen funden.
Ein jeder ſchenckte ſich ein Maaß von neuem Wein,
Jn den zwar hoͤltzernen doch reinen Becher ein.
Ein jeder tranck ihn zweymahl aus,
Zuerſt Philanders werthes Haus,
So dann das neue Paar zu ehren.
Der Reben-Safft erhitzte Haupt und Bruſt,
Drum lieſſen ſie mit ungemeiner Luſt,
Der frohen Lieder Streit, nebſt ihren Floͤten hoͤren.
Damon.
Schaͤfer unſrer Philurenen,
Kommt, und ſingt von dieſer Schoͤnen,
Die die Tugend ſelbſt muß kroͤnen.
Silvander.
Sagt, iſt unter unſern Linden,
Wohl ein beſſer Paar zu finden,
Als Amintas mit Philinden?
Damon.
Ach Philinde liebt vergnuͤgt!
Weil ein Schaͤfer ſie beſiegt,
Dem ſie willig weichen muſte.
Syl-
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[399/0427] Von Jdyllen, Eclogen oder Schaͤfer-Gedichten. Damon. Ja freylich, kan es doch dein eigen Beyſpiel zeigen: Allein wenn alles richtig iſt, So koͤnnen wir gewiß, bey dieſer Luſt nicht ſchweigen. Und wo du mit mir einig biſt, So iſt es warlich unſre Pflicht, Philandern und ſein Kind, Durch einen Gluͤckwunſch, zu verehren. Silvander. Mein Damon, zweifle nicht, Jch bin wie du geſinnt. Philander, den ich laͤngſt an Vaters ſtatt geliebt, Der mir von ſeiner Huld faſt taͤglich Proben giebt, Soll unſre treue Lieder hoͤren. Wir wollen hier, ſo wie zu andern Zeiten, Jm Spielen und im Singen ſtreiten. Allhier ward dieß vergnuͤgte Paar, Bey kuͤhler Demmerung und truͤber Luft gewahr, Daß ihre Huͤtten ſchon gantz nah vor Augen ſtunden. Die Laͤmmer fiengen an zu laufen und zu ſpringen, Und zwiefach durch die Thuͤr des Stalles einzudringen, Worauf die Schaͤfer ſich vergnuͤgt zuſammen funden. Ein jeder ſchenckte ſich ein Maaß von neuem Wein, Jn den zwar hoͤltzernen doch reinen Becher ein. Ein jeder tranck ihn zweymahl aus, Zuerſt Philanders werthes Haus, So dann das neue Paar zu ehren. Der Reben-Safft erhitzte Haupt und Bruſt, Drum lieſſen ſie mit ungemeiner Luſt, Der frohen Lieder Streit, nebſt ihren Floͤten hoͤren. Damon. Schaͤfer unſrer Philurenen, Kommt, und ſingt von dieſer Schoͤnen, Die die Tugend ſelbſt muß kroͤnen. Silvander. Sagt, iſt unter unſern Linden, Wohl ein beſſer Paar zu finden, Als Amintas mit Philinden? Damon. Ach Philinde liebt vergnuͤgt! Weil ein Schaͤfer ſie beſiegt, Dem ſie willig weichen muſte. Syl-

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Zitationshilfe: Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gottsched_versuch_1730/427>, abgerufen am 24.11.2024.