Gottsched, Johann Christoph: Versuch einer Critischen Dichtkunst vor die Deutschen. Leipzig, 1730.
Ja, Printz, drum wünscht man dir, an deines Vaters statt, Zu diesem Tage Glück, der ihn gebohren hat. Man weiß, du gönnest ihm ein unverrückt Gedeyen, Man weiß, es kan dich nichts so ungemein erfreuen, Als deines Vaters Heyl. Sein überstandner Schmertz, Gieng warlich keinem so wie dir, o Held, ans Hertz. Du selber bist mit uns vor GOttes Thron getreten, Du selber hast ihn jüngst vor dich und uns erbeten; Das macht August beherrscht zwar selber seinen Staat: Doch setzt er dich dabey zu seinem nächsten Rath. Er liebt Gerechtigkeit, und du, o Herr, desgleichen, Muß ihm Vespasian, so muß dir Titus weichen. Vergib, Durchlauchter Printz, daß sich ein Fremdling wagt, Und was er heute denckt, mit froher Ehrfurcht sagt. Jch bin dir ewiglich zu Danck und Dienst verbunden, Jch habe Schutz und Ruh bey deinen Schwerdtern funden. O nähme mich dein Land zu seinem Bürger an! Jch bliebe Lebenslang dein treuster Unterthan. Und strebte, bis ich mir einmahl den Ruhm erworben: Als Friedrich Augusts Knecht ist er vergnügt gestorben. IV. Sendschreiben An Jhro Durchlaucht. den regierenden Fürsten zu Schwartz- burg-Rudolstadt, in fremdem Nahmen. DUrchlauchtster Fürst und Herr, darf man sich unterstehn, Dir, durch ein schlechtes Blatt, vors Angesicht zu gehn, Und dir den muntern Blick der holdesten Sophien, Der Fürstin, die du liebst, in etwas zu entziehen; So schaue was sich hier der Knechte Pflicht erkühnt, Die, da sie dir mit Lust und fester Treue dient, Dich
Ja, Printz, drum wuͤnſcht man dir, an deines Vaters ſtatt, Zu dieſem Tage Gluͤck, der ihn gebohren hat. Man weiß, du goͤnneſt ihm ein unverruͤckt Gedeyen, Man weiß, es kan dich nichts ſo ungemein erfreuen, Als deines Vaters Heyl. Sein uͤberſtandner Schmertz, Gieng warlich keinem ſo wie dir, o Held, ans Hertz. Du ſelber biſt mit uns vor GOttes Thron getreten, Du ſelber haſt ihn juͤngſt vor dich und uns erbeten; Das macht Auguſt beherrſcht zwar ſelber ſeinen Staat: Doch ſetzt er dich dabey zu ſeinem naͤchſten Rath. Er liebt Gerechtigkeit, und du, o Herr, desgleichen, Muß ihm Veſpaſian, ſo muß dir Titus weichen. Vergib, Durchlauchter Printz, daß ſich ein Fremdling wagt, Und was er heute denckt, mit froher Ehrfurcht ſagt. Jch bin dir ewiglich zu Danck und Dienſt verbunden, Jch habe Schutz und Ruh bey deinen Schwerdtern funden. O naͤhme mich dein Land zu ſeinem Buͤrger an! Jch bliebe Lebenslang dein treuſter Unterthan. Und ſtrebte, bis ich mir einmahl den Ruhm erworben: Als Friedrich Auguſts Knecht iſt er vergnuͤgt geſtorben. IV. Sendſchreiben An Jhro Durchlaucht. den regierenden Fuͤrſten zu Schwartz- burg-Rudolſtadt, in fremdem Nahmen. DUrchlauchtſter Fuͤrſt und Herr, darf man ſich unterſtehn, Dir, durch ein ſchlechtes Blatt, vors Angeſicht zu gehn, Und dir den muntern Blick der holdeſten Sophien, Der Fuͤrſtin, die du liebſt, in etwas zu entziehen; So ſchaue was ſich hier der Knechte Pflicht erkuͤhnt, Die, da ſie dir mit Luſt und feſter Treue dient, Dich
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Des II Theils V Capitel
Doch wie der Eltern Glantz auch auf die Kinder faͤllt,
Und ihre Trefflichkeit noch mehr vor Augen ſtellt;
So mehrt ſich auch dein Licht durch deines Vaters Strahlen.
Du darfſt nicht fabelhafft, wie Alexander, prahlen,
Daß Hammons Jupiter dein rechter Vater ſey:
Die Wahrheit ſteht dir ſelbſt mit groͤßern Ahnen bey.
Sonſt ruͤhmte ſich ein Held, er ſtamme von Alciden,
Du, Koͤniglicher Printz, biſt noch weit mehr zufrieden,
Daß Friederich Auguſt, dem du ſo aͤhnlich biſt,
Dein Anherr, was? noch mehr! Dein eigner Vater iſt.
Herr, drum gefaͤllt es dir, daß wir den Koͤnig loben:
Wer deinen Vater ruͤhmt, der hat dich auch erhoben.
Ja, Printz, drum wuͤnſcht man dir, an deines Vaters ſtatt,
Zu dieſem Tage Gluͤck, der ihn gebohren hat.
Man weiß, du goͤnneſt ihm ein unverruͤckt Gedeyen,
Man weiß, es kan dich nichts ſo ungemein erfreuen,
Als deines Vaters Heyl. Sein uͤberſtandner Schmertz,
Gieng warlich keinem ſo wie dir, o Held, ans Hertz.
Du ſelber biſt mit uns vor GOttes Thron getreten,
Du ſelber haſt ihn juͤngſt vor dich und uns erbeten;
Das macht Auguſt beherrſcht zwar ſelber ſeinen Staat:
Doch ſetzt er dich dabey zu ſeinem naͤchſten Rath.
Er liebt Gerechtigkeit, und du, o Herr, desgleichen,
Muß ihm Veſpaſian, ſo muß dir Titus weichen.
Vergib, Durchlauchter Printz, daß ſich ein Fremdling wagt,
Und was er heute denckt, mit froher Ehrfurcht ſagt.
Jch bin dir ewiglich zu Danck und Dienſt verbunden,
Jch habe Schutz und Ruh bey deinen Schwerdtern funden.
O naͤhme mich dein Land zu ſeinem Buͤrger an!
Jch bliebe Lebenslang dein treuſter Unterthan.
Und ſtrebte, bis ich mir einmahl den Ruhm erworben:
Als Friedrich Auguſts Knecht iſt er vergnuͤgt geſtorben.
IV. Sendſchreiben
An Jhro Durchlaucht. den regierenden Fuͤrſten zu Schwartz-
burg-Rudolſtadt, in fremdem Nahmen.
DUrchlauchtſter Fuͤrſt und Herr,
darf man ſich unterſtehn,
Dir, durch ein ſchlechtes Blatt, vors Angeſicht zu gehn,
Und dir den muntern Blick der holdeſten Sophien,
Der Fuͤrſtin, die du liebſt, in etwas zu entziehen;
So ſchaue was ſich hier der Knechte Pflicht erkuͤhnt,
Die, da ſie dir mit Luſt und feſter Treue dient,
Dich
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