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Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

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nicht nur am Hofe bürgerliche Dames d'atour, son-
dern sie sollen auch wagen, sogar in Gegenwart
des Königs sich auf die Tabourets zu setzen!
Herr von Villeneuve.
Schändlich, entsetzlich! Bei Gott, wäre Lud-
wig der Achtzehnte nicht mein angeborener König,
ich könnt' ihn wegen seiner schwächlichen Nachgie-
bigkeit auf dieses Schwert fodern. Doch die Sache
wird, muß Verläumdung seyn, von Antiroyalisten
ausgesponnen, um den König zu erniedrigen.
Marquis von Hauterive.
Und, Herr von Villeneuve, was sagen Sie zu
den neugebackenen Fürsten, Herzogen und ihren
Gemahlinnen, besonders zu der Frau des Ney,
sogenannten Fürstin von der Moskwa?
Herr von Villeneuve.
Ich achte sie des Wortes nicht werth.
Marquis von Hauterive.
Welche geschmacklose Kleidung, welches dumm-
dreiste Benehmen, welche wüste Conversation, wel-
che Arroganz! -- Weiß denn die Person nicht,
daß wir recht wohl wissen, daß sie eine Bäckers-
tochter ist?

nicht nur am Hofe bürgerliche Dames d’atour, ſon-
dern ſie ſollen auch wagen, ſogar in Gegenwart
des Königs ſich auf die Tabourets zu ſetzen!
Herr von Villeneuve.
Schändlich, entſetzlich! Bei Gott, wäre Lud-
wig der Achtzehnte nicht mein angeborener König,
ich könnt’ ihn wegen ſeiner ſchwächlichen Nachgie-
bigkeit auf dieſes Schwert fodern. Doch die Sache
wird, muß Verläumdung ſeyn, von Antiroyaliſten
ausgeſponnen, um den König zu erniedrigen.
Marquis von Hauterive.
Und, Herr von Villeneuve, was ſagen Sie zu
den neugebackenen Fürſten, Herzogen und ihren
Gemahlinnen, beſonders zu der Frau des Ney,
ſogenannten Fürſtin von der Moskwa?
Herr von Villeneuve.
Ich achte ſie des Wortes nicht werth.
Marquis von Hauterive.
Welche geſchmackloſe Kleidung, welches dumm-
dreiſte Benehmen, welche wüſte Converſation, wel-
che Arroganz! — Weiß denn die Perſon nicht,
daß wir recht wohl wiſſen, daß ſie eine Bäckers-
tochter iſt?

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[20/0028] nicht nur am Hofe bürgerliche Dames d’atour, ſon- dern ſie ſollen auch wagen, ſogar in Gegenwart des Königs ſich auf die Tabourets zu ſetzen! Herr von Villeneuve. Schändlich, entſetzlich! Bei Gott, wäre Lud- wig der Achtzehnte nicht mein angeborener König, ich könnt’ ihn wegen ſeiner ſchwächlichen Nachgie- bigkeit auf dieſes Schwert fodern. Doch die Sache wird, muß Verläumdung ſeyn, von Antiroyaliſten ausgeſponnen, um den König zu erniedrigen. Marquis von Hauterive. Und, Herr von Villeneuve, was ſagen Sie zu den neugebackenen Fürſten, Herzogen und ihren Gemahlinnen, beſonders zu der Frau des Ney, ſogenannten Fürſtin von der Moskwa? Herr von Villeneuve. Ich achte ſie des Wortes nicht werth. Marquis von Hauterive. Welche geſchmackloſe Kleidung, welches dumm- dreiſte Benehmen, welche wüſte Converſation, wel- che Arroganz! — Weiß denn die Perſon nicht, daß wir recht wohl wiſſen, daß ſie eine Bäckers- tochter iſt?

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Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/28>, abgerufen am 24.11.2024.