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Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

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Sinn, dich vor eine Militärcommission zu stellen.
Du mußtest gestern, der Ordre gemäß, bei Ligny
seyn, und konntest da seyn, wenn auch später
als dir befohlen. Die Schlacht hätte eine andere
Wendung bekommen.
Bülow.
Wahrhaftig, eine schöne andere Wendung!
Abends, als ihr schon geschlagen war't, und uns in
der ersten Fluchtwuth angesteckt und mitgerissen
hättet, wären wir eingetroffen, vom übermäßigen
Marsch marode, und leeren Magens dazu. -- Eh,
ich hab' erst Mann und Pferd sich sättigen, alles
Tritt vor Tritt marschiren lassen, und da ist nun
mein Corps, tüchtiger als je. -- Der Feldmarschall
achtet die Vernunft mehr als seine Ordres, und
somit bin ich entschuldigt.
Gneisenau.
Bilde den Vortrab des Heeres -- Ziethen stößt
mit der Masse der Reiterei gleich zu dir. Der
Marsch geht über Wavre nach den Waldhöhen
von Soignies.
Bülow.
Gut, mein Freund.
(Gneisenau ab.)
Tambours, den Armeemarsch! -- So! -- -- Und
Sinn, dich vor eine Militärcommiſſion zu ſtellen.
Du mußteſt geſtern, der Ordre gemäß, bei Ligny
ſeyn, und konnteſt da ſeyn, wenn auch ſpäter
als dir befohlen. Die Schlacht hätte eine andere
Wendung bekommen.
Buͤlow.
Wahrhaftig, eine ſchöne andere Wendung!
Abends, als ihr ſchon geſchlagen war’t, und uns in
der erſten Fluchtwuth angeſteckt und mitgeriſſen
hättet, wären wir eingetroffen, vom übermäßigen
Marſch marode, und leeren Magens dazu. — Eh,
ich hab’ erſt Mann und Pferd ſich ſättigen, alles
Tritt vor Tritt marſchiren laſſen, und da iſt nun
mein Corps, tüchtiger als je. — Der Feldmarſchall
achtet die Vernunft mehr als ſeine Ordres, und
ſomit bin ich entſchuldigt.
Gneiſenau.
Bilde den Vortrab des Heeres — Ziethen ſtößt
mit der Maſſe der Reiterei gleich zu dir. Der
Marſch geht über Wavre nach den Waldhöhen
von Soignies.
Buͤlow.
Gut, mein Freund.
(Gneiſenau ab.)
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[272/0280] Sinn, dich vor eine Militärcommiſſion zu ſtellen. Du mußteſt geſtern, der Ordre gemäß, bei Ligny ſeyn, und konnteſt da ſeyn, wenn auch ſpäter als dir befohlen. Die Schlacht hätte eine andere Wendung bekommen. Buͤlow. Wahrhaftig, eine ſchöne andere Wendung! Abends, als ihr ſchon geſchlagen war’t, und uns in der erſten Fluchtwuth angeſteckt und mitgeriſſen hättet, wären wir eingetroffen, vom übermäßigen Marſch marode, und leeren Magens dazu. — Eh, ich hab’ erſt Mann und Pferd ſich ſättigen, alles Tritt vor Tritt marſchiren laſſen, und da iſt nun mein Corps, tüchtiger als je. — Der Feldmarſchall achtet die Vernunft mehr als ſeine Ordres, und ſomit bin ich entſchuldigt. Gneiſenau. Bilde den Vortrab des Heeres — Ziethen ſtößt mit der Maſſe der Reiterei gleich zu dir. Der Marſch geht über Wavre nach den Waldhöhen von Soignies. Buͤlow. Gut, mein Freund. (Gneiſenau ab.) Tambours, den Armeemarſch! — So! — — Und

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Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 272. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/280>, abgerufen am 22.11.2024.