Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

Bild:
<< vorherige Seite
Herzog von Berry.
Woher hast du die ehrenvollen Narben?
Chassecoeur.
Das können Sie an ihren Namen hören: die-
se heißt Quiberon, da stürzten wir die Emigran-
ten in das Meer, -- diese heißt Marengo, da
packten wir Italien, -- diese -- ach!
Vitry (für sich:)
Ach, Leipzig!
Chassecoeur.
Und wenn es gerade schlechtes Wetter oder
schlechte Zeit ist, wie jetzt eben, so schmerzen diese
Narben entsetzlich.
Einer aus dem Gefolge des Herzogs.
Mensch, wer bist du, daß du so zu reden wagst?
Chassecoeur.
Ach lieber, gnädiger Herr -- Wer ich bin oder
seyn soll, weiß ich nicht, aber wer ich war, das
kann ich Ihnen sagen:

(sich stolz aufrichtend:)
Ein kaiserlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite
Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe.

Herzog von Berry.
Woher haſt du die ehrenvollen Narben?
Chaſſecoeur.
Das können Sie an ihren Namen hören: die-
ſe heißt Quiberon, da ſtürzten wir die Emigran-
ten in das Meer, — dieſe heißt Marengo, da
packten wir Italien, — dieſe — ach!
Vitry (fuͤr ſich:)
Ach, Leipzig!
Chaſſecoeur.
Und wenn es gerade ſchlechtes Wetter oder
ſchlechte Zeit iſt, wie jetzt eben, ſo ſchmerzen dieſe
Narben entſetzlich.
Einer aus dem Gefolge des Herzogs.
Menſch, wer biſt du, daß du ſo zu reden wagſt?
Chaſſecoeur.
Ach lieber, gnädiger Herr — Wer ich bin oder
ſeyn ſoll, weiß ich nicht, aber wer ich war, das
kann ich Ihnen ſagen:

(ſich ſtolz aufrichtend:)
Ein kaiſerlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite
Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0043" n="35"/>
            <sp who="#BERR">
              <speaker><hi rendition="#g">Herzog von Berry</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Woher ha&#x017F;t du die ehrenvollen Narben?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CHA">
              <speaker><hi rendition="#g">Cha&#x017F;&#x017F;ecoeur</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Das können Sie an ihren Namen hören: die-<lb/>
&#x017F;e heißt Quiberon, da &#x017F;türzten wir die Emigran-<lb/>
ten in das Meer, &#x2014; die&#x017F;e heißt Marengo, da<lb/>
packten wir Italien, &#x2014; die&#x017F;e &#x2014; ach!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#VIT">
              <speaker> <hi rendition="#g">Vitry</hi> </speaker>
              <stage>(fu&#x0364;r &#x017F;ich:)</stage><lb/>
              <p>Ach, Leipzig!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CHA">
              <speaker><hi rendition="#g">Cha&#x017F;&#x017F;ecoeur</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Und wenn es gerade &#x017F;chlechtes Wetter oder<lb/>
&#x017F;chlechte Zeit i&#x017F;t, wie jetzt eben, &#x017F;o &#x017F;chmerzen die&#x017F;e<lb/>
Narben ent&#x017F;etzlich.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#GEFOLGHERZ">
              <speaker><hi rendition="#g">Einer aus dem Gefolge des Herzogs</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Men&#x017F;ch, wer bi&#x017F;t du, daß du &#x017F;o zu reden wag&#x017F;t?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#CHA">
              <speaker><hi rendition="#g">Cha&#x017F;&#x017F;ecoeur</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ach lieber, gnädiger Herr &#x2014; Wer ich bin oder<lb/>
&#x017F;eyn &#x017F;oll, weiß ich nicht, aber wer ich <hi rendition="#g">war</hi>, das<lb/>
kann ich Ihnen &#x017F;agen:</p><lb/>
              <stage>(&#x017F;ich &#x017F;tolz aufrichtend:)</stage><lb/>
              <p>Ein kai&#x017F;erlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite<lb/>
Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe.</p>
            </sp><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[35/0043] Herzog von Berry. Woher haſt du die ehrenvollen Narben? Chaſſecoeur. Das können Sie an ihren Namen hören: die- ſe heißt Quiberon, da ſtürzten wir die Emigran- ten in das Meer, — dieſe heißt Marengo, da packten wir Italien, — dieſe — ach! Vitry (fuͤr ſich:) Ach, Leipzig! Chaſſecoeur. Und wenn es gerade ſchlechtes Wetter oder ſchlechte Zeit iſt, wie jetzt eben, ſo ſchmerzen dieſe Narben entſetzlich. Einer aus dem Gefolge des Herzogs. Menſch, wer biſt du, daß du ſo zu reden wagſt? Chaſſecoeur. Ach lieber, gnädiger Herr — Wer ich bin oder ſeyn ſoll, weiß ich nicht, aber wer ich war, das kann ich Ihnen ſagen: (ſich ſtolz aufrichtend:) Ein kaiſerlicher Gardegrenadier zu Pferde, zweite Schwadron, dem Ehrenkreuze nahe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/43
Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/43>, abgerufen am 21.11.2024.