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Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831.

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Herzogin von Angouleme.
Die, welche die Herzen beherrschen, sie auf
dem Schaffot beseeligen, -- die tüchtigen Geistlichen,
und vor allen die vom Neide so oft verläumdeten
Väter Jesu. -- Sire, führe sie wieder ein.
König Ludwig.
Wieder! wieder! Nichte, das Wort ist nur zu
sehr in der Mode! -- Verwechsle mir auch nicht
die Diener des Herrn mit dem Herrn selbst.
Herzogin von Angouleme.
König und Mensch, fühle deine Schwäche --
Wie wolltest du den Herrn kennen lernen, ohne
die auserwählten Diener, die dich zu ihm führen?
D'Ambray.
Sire, das "wieder" möchte bis jetzt eher zu
wenig, als zu sehr Mode seyn -- Die Revolution
riß frech ein, lassen Sie uns kühn wieder auf-
bauen. Warum nicht auch die Collegien der Je-
suiten? Sire, die werden die heiligsten und feste-
sten Grundlagen Ihres Thrones bilden. Und dann
lassen Sie uns in den Reihen unserer Braven bis
auf den gemeinsten Tambour, alle die ausmerzen,
welche dem Adler des Corsen folgten, -- weg mit
den etwa noch existirenden Pensionen seiner Offi-
ciere, -- wenn wir die Summen auch nur an
Herzogin von Angouleme.
Die, welche die Herzen beherrſchen, ſie auf
dem Schaffot beſeeligen, — die tüchtigen Geiſtlichen,
und vor allen die vom Neide ſo oft verläumdeten
Väter Jeſu. — Sire, führe ſie wieder ein.
Koͤnig Ludwig.
Wieder! wieder! Nichte, das Wort iſt nur zu
ſehr in der Mode! — Verwechsle mir auch nicht
die Diener des Herrn mit dem Herrn ſelbſt.
Herzogin von Angouleme.
König und Menſch, fühle deine Schwäche —
Wie wollteſt du den Herrn kennen lernen, ohne
die auserwählten Diener, die dich zu ihm führen?
D’Ambray.
Sire, das »wieder« möchte bis jetzt eher zu
wenig, als zu ſehr Mode ſeyn — Die Revolution
riß frech ein, laſſen Sie uns kühn wieder auf-
bauen. Warum nicht auch die Collegien der Je-
ſuiten? Sire, die werden die heiligſten und feſte-
ſten Grundlagen Ihres Thrones bilden. Und dann
laſſen Sie uns in den Reihen unſerer Braven bis
auf den gemeinſten Tambour, alle die ausmerzen,
welche dem Adler des Corſen folgten, — weg mit
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ciere, — wenn wir die Summen auch nur an
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[56/0064] Herzogin von Angouleme. Die, welche die Herzen beherrſchen, ſie auf dem Schaffot beſeeligen, — die tüchtigen Geiſtlichen, und vor allen die vom Neide ſo oft verläumdeten Väter Jeſu. — Sire, führe ſie wieder ein. Koͤnig Ludwig. Wieder! wieder! Nichte, das Wort iſt nur zu ſehr in der Mode! — Verwechsle mir auch nicht die Diener des Herrn mit dem Herrn ſelbſt. Herzogin von Angouleme. König und Menſch, fühle deine Schwäche — Wie wollteſt du den Herrn kennen lernen, ohne die auserwählten Diener, die dich zu ihm führen? D’Ambray. Sire, das »wieder« möchte bis jetzt eher zu wenig, als zu ſehr Mode ſeyn — Die Revolution riß frech ein, laſſen Sie uns kühn wieder auf- bauen. Warum nicht auch die Collegien der Je- ſuiten? Sire, die werden die heiligſten und feſte- ſten Grundlagen Ihres Thrones bilden. Und dann laſſen Sie uns in den Reihen unſerer Braven bis auf den gemeinſten Tambour, alle die ausmerzen, welche dem Adler des Corſen folgten, — weg mit den etwa noch exiſtirenden Penſionen ſeiner Offi- ciere, — wenn wir die Summen auch nur an

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Zitationshilfe: Grabbe, Christian Dietrich: Napoleon oder Die hundert Tage. Frankfurt (Main), 1831, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grabbe_napoleon_1831/64>, abgerufen am 21.11.2024.