Celadon von der Donau [i. e. Greflinger, Georg]: Der Deutschen Dreyßig-Jähriger Krjeg. [s. l.], 1657.Sie hatten den Befehl: Geht hin/ und thut Entsatz/ Wo nicht/ so sterbet nur gehäufft vor solchen Platz. Sie thaten jhre Pflicht/ und stürmten nach der Brücken Mit solchem Ungestühm/ daß man sie recht bey Stücken Jm Felde fliegen sah/ also gieng das Geschütz Auf derer Anlauff loß. Doch es wurd jhre Hitz Hiedurch nur mehr vermehrt/ daß sie sich der Verschantzten Bemächtigten/ und da jhr' eigen Fahnen pftantzten. Als Hertzog Bernhards Heer des Feindes Macht vernam/ und daß sie als ein Sturm daher gewirbelt kam/ Erwieß es wiederum was Macht auf seiner Seiten. Und sihe da zwey Heer nochmahls um Brysach streiten. Lamboy hielt sich wol/ noch bässer aber ficht Sein Feind/ der jhm sein Heer fast halb zu Grunde richt. Theils in den Reyhn verjagt/ theils durch die Klinge fället/ Theils unter seine Macht mit Macht gefangen stället. (e) Götz hatt' es eben so/ wie mächtig er auch focht. Es war nun mehr an dem/ daß niemand mehr vermocht Ein mächtiges zu thun/ des großen Weymars Händen Die lang-verlangte Braut- von Brysach abzuwenden. Was auch der Käyser selbst dem Reynach ernstlich schrieb: Nim Brysach wol in acht/ der Ort ist uns sehr lieb/ Denck daß in aller Welt ein Brysach sey zu finden/ So must' es endlich doch sich lassen überwinden. (f) Dann sie die Hungers Noth zu solchem Jammer bracht'/ Als nie in aller Welt dergleichen wird gedacht. Schweig nur Jerusalem/ Samaria deßgleichen. Des Brysachs Hungers Noth war keine zuvergleichen. Der Mensch fraß Menschen auf/ er öffnete das Grab/ und nagete das Fleisch von alten Todten ab. Die Hand bestarret mir ob solchen Greuel-Dingen/ Der Mund wird Eckels voll hiervon mehr vorzubringen. So gieng dann Brysach nun in Hertzog Bernhards Macht/ Nach dem er ein halb Jahr/ und auch die dritte Schlacht Davor gehalten hatt'. Um welches Sieges wegen Er und gantz Franckreich ließ Trompet- und Paucken regen. Vor allem aber wurd an GOtt ein Danck gethan/ Denn Er ist der allein/ der Siege geben kan. Dem (e) 14. Octob. (f) 19. Decemb.
Sie hatten den Befehl: Geht hin/ und thut Entſatz/ Wo nicht/ ſo ſterbet nur gehaͤufft vor ſolchen Platz. Sie thaten jhre Pflicht/ und ſtuͤrmten nach der Bruͤcken Mit ſolchem Ungeſtuͤhm/ daß man ſie recht bey Stuͤcken Jm Felde fliegen ſah/ alſo gieng das Geſchuͤtz Auf derer Anlauff loß. Doch es wurd jhre Hitz Hiedurch nur mehr vermehrt/ daß ſie ſich der Verſchantzten Bemaͤchtigten/ und da jhr’ eigen Fahnen pftantzten. Als Hertzog Bernhards Heer des Feindes Macht vernam/ und daß ſie als ein Sturm daher gewirbelt kam/ Erwieß es wiederum was Macht auf ſeiner Seiten. Und ſihe da zwey Heer nochmahls um Bryſach ſtreiten. Lamboy hielt ſich wol/ noch baͤſſer aber ficht Sein Feind/ der jhm ſein Heer faſt halb zu Grunde richt. Theils in den Reyhn verjagt/ theils durch die Klinge faͤllet/ Theils unter ſeine Macht mit Macht gefangen ſtaͤllet. (e) Goͤtz hatt’ es eben ſo/ wie maͤchtig er auch focht. Es war nun mehr an dem/ daß niemand mehr vermocht Ein maͤchtiges zu thun/ des großen Weymars Haͤnden Die lang-verlangte Braut- von Bryſach abzuwenden. Was auch der Kaͤyſer ſelbſt dem Reynach ernſtlich ſchrieb: Nim Bryſach wol in acht/ der Ort iſt uns ſehr lieb/ Denck daß in aller Welt ein Bryſach ſey zu finden/ So muſt’ es endlich doch ſich laſſen uͤberwinden. (f) Dann ſie die Hungers Noth zu ſolchem Jammer bracht’/ Als nie in aller Welt dergleichen wird gedacht. Schweig nur Jeruſalem/ Samaria deßgleichen. Des Bryſachs Hungers Noth war keine zuvergleichen. Der Menſch fraß Menſchen auf/ er oͤffnete das Grab/ und nagete das Fleiſch von alten Todten ab. Die Hand beſtarret mir ob ſolchen Greuel-Dingen/ Der Mund wird Eckels voll hiervon mehr vorzubringen. So gieng dann Bryſach nun in Hertzog Bernhards Macht/ Nach dem er ein halb Jahr/ und auch die dritte Schlacht Davor gehalten hatt’. Um welches Sieges wegen Er und gantz Franckreich ließ Trompet- und Paucken regen. Vor allem aber wurd an GOtt ein Danck gethan/ Denn Er iſt der allein/ der Siege geben kan. Dem (e) 14. Octob. (f) 19. Decemb.
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Wo nicht/ ſo ſterbet nur gehaͤufft vor ſolchen Platz.
Sie thaten jhre Pflicht/ und ſtuͤrmten nach der Bruͤcken
Mit ſolchem Ungeſtuͤhm/ daß man ſie recht bey Stuͤcken
Jm Felde fliegen ſah/ alſo gieng das Geſchuͤtz
Auf derer Anlauff loß. Doch es wurd jhre Hitz
Hiedurch nur mehr vermehrt/ daß ſie ſich der Verſchantzten
Bemaͤchtigten/ und da jhr’ eigen Fahnen pftantzten.
Als Hertzog Bernhards Heer des Feindes Macht vernam/
und daß ſie als ein Sturm daher gewirbelt kam/
Erwieß es wiederum was Macht auf ſeiner Seiten.
Und ſihe da zwey Heer nochmahls um Bryſach ſtreiten.
Lamboy hielt ſich wol/ noch baͤſſer aber ficht
Sein Feind/ der jhm ſein Heer faſt halb zu Grunde richt.
Theils in den Reyhn verjagt/ theils durch die Klinge faͤllet/
Theils unter ſeine Macht mit Macht gefangen ſtaͤllet. (e)
Goͤtz hatt’ es eben ſo/ wie maͤchtig er auch focht.
Es war nun mehr an dem/ daß niemand mehr vermocht
Ein maͤchtiges zu thun/ des großen Weymars Haͤnden
Die lang-verlangte Braut- von Bryſach abzuwenden.
Was auch der Kaͤyſer ſelbſt dem Reynach ernſtlich ſchrieb:
Nim Bryſach wol in acht/ der Ort iſt uns ſehr lieb/
Denck daß in aller Welt ein Bryſach ſey zu finden/
So muſt’ es endlich doch ſich laſſen uͤberwinden. (f)
Dann ſie die Hungers Noth zu ſolchem Jammer bracht’/
Als nie in aller Welt dergleichen wird gedacht.
Schweig nur Jeruſalem/ Samaria deßgleichen.
Des Bryſachs Hungers Noth war keine zuvergleichen.
Der Menſch fraß Menſchen auf/ er oͤffnete das Grab/
und nagete das Fleiſch von alten Todten ab.
Die Hand beſtarret mir ob ſolchen Greuel-Dingen/
Der Mund wird Eckels voll hiervon mehr vorzubringen.
So gieng dann Bryſach nun in Hertzog Bernhards Macht/
Nach dem er ein halb Jahr/ und auch die dritte Schlacht
Davor gehalten hatt’. Um welches Sieges wegen
Er und gantz Franckreich ließ Trompet- und Paucken regen.
Vor allem aber wurd an GOtt ein Danck gethan/
Denn Er iſt der allein/ der Siege geben kan.
Dem
(e) 14. Octob.
(f) 19. Decemb.
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