Nein, die Tendenz der nationalen Partei ist nicht die des Rückschrittes. Sie hat mehr Positives geleistet, als diejenigen, von denen ihre Verdächti¬ gung ausgeht. Die Göttinger Sieben, Rumann und Stüve, gehören zu ihr, wenn auch diese Edlen den Radicalismus nicht theilen, dessen die Sache bedarf. Von ihrem Geiste geht das Streben nach Bereinigung und As¬ sociation aus, das sich so kräftig entwickelt. Sie hat den, andrerseits so sehr verdächtigten, deutschen Zollverein populär gemacht; in ihrem Geiste hat Friedrich List das nationale System der politischen Oeconomie aufgestellt und in einem der genialsten Werke der Neuzeit der Nation die Wege zu materiellem Wohle, und durch dasselbe zur Einheit, Freiheit und Macht vor- gezeichnet. Sie leitet, während die Gegner sich ohnmächtig zerarbeiten. Sie ist democratischer, als die, vorzugsweise sich so nennende, "liberale" Richtung. Denn sie beruht auf der festen Ueberzeugung von der politischen Mündigkeit des Volkes. Sie wird es nicht versäumen, mit dem wärmsten Eifer und mit Aufwand von Kraft und Willen sich dem Ringen in den Stände- kammern und in der Journalistik noch dem anzuschließen, worin die Par- thei der unmittelbaren Staatspolemik das einzige würdige Strebeziel erblickt. Preßfreiheit ist ihr erstes und stetes Losungswort, sobald es sich nicht darum handelt, fremden Anmaßungen entgegenzutreten. Landwehr, Pre߬ freiheit, Handel und Wandel, Ausdehnung des Zollvereins über ganz Deutschland, ein allgemeines deutsches Recht mit Öf¬ fentlichkeit, Mündlichkeit und Volksgerichten, das sind die organischen Institute, die sie anstrebt. Daran soll sich der Geist der nationalen Einheit, indem er sich zu gleicher Zeit von Innen heraus kräftigt, in energischer Gestaltung heranbilden, und dann wird es sich zeigen, wie die deutsche Nation politische Güter zu benutzen versteht zu ihrem eigenen Besten und im Interesse der gesammten Menschheit.
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Nein, die Tendenz der nationalen Partei ist nicht die des Rückschrittes. Sie hat mehr Positives geleistet, als diejenigen, von denen ihre Verdächti¬ gung ausgeht. Die Göttinger Sieben, Rumann und Stüve, gehören zu ihr, wenn auch diese Edlen den Radicalismus nicht theilen, dessen die Sache bedarf. Von ihrem Geiste geht das Streben nach Bereinigung und As¬ sociation aus, das sich so kräftig entwickelt. Sie hat den, andrerseits so sehr verdächtigten, deutschen Zollverein populär gemacht; in ihrem Geiste hat Friedrich List das nationale System der politischen Oeconomie aufgestellt und in einem der genialsten Werke der Neuzeit der Nation die Wege zu materiellem Wohle, und durch dasselbe zur Einheit, Freiheit und Macht vor- gezeichnet. Sie leitet, während die Gegner sich ohnmächtig zerarbeiten. Sie ist democratischer, als die, vorzugsweise sich so nennende, „liberale“ Richtung. Denn sie beruht auf der festen Ueberzeugung von der politischen Mündigkeit des Volkes. Sie wird es nicht versäumen, mit dem wärmsten Eifer und mit Aufwand von Kraft und Willen sich dem Ringen in den Stände- kammern und in der Journalistik noch dem anzuschließen, worin die Par- thei der unmittelbaren Staatspolemik das einzige würdige Strebeziel erblickt. Preßfreiheit ist ihr erstes und stetes Losungswort, sobald es sich nicht darum handelt, fremden Anmaßungen entgegenzutreten. Landwehr, Pre߬ freiheit, Handel und Wandel, Ausdehnung des Zollvereins über ganz Deutschland, ein allgemeines deutsches Recht mit Öf¬ fentlichkeit, Mündlichkeit und Volksgerichten, das sind die organischen Institute, die sie anstrebt. Daran soll sich der Geist der nationalen Einheit, indem er sich zu gleicher Zeit von Innen heraus kräftigt, in energischer Gestaltung heranbilden, und dann wird es sich zeigen, wie die deutsche Nation politische Güter zu benutzen versteht zu ihrem eigenen Besten und im Interesse der gesammten Menschheit.
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Nein, die Tendenz der nationalen Partei ist nicht die des Rückschrittes.
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gung ausgeht. Die Göttinger Sieben, Rumann und Stüve, gehören zu ihr,
wenn auch diese Edlen den Radicalismus nicht theilen, dessen die Sache
bedarf. Von ihrem Geiste geht das Streben nach Bereinigung und As¬
sociation aus, das sich so kräftig entwickelt. Sie hat den, andrerseits so
sehr verdächtigten, deutschen Zollverein populär gemacht; in ihrem Geiste hat
Friedrich List das nationale System der politischen Oeconomie aufgestellt
und in einem der genialsten Werke der Neuzeit der Nation die Wege zu
materiellem Wohle, und durch dasselbe zur Einheit, Freiheit und Macht vor-
gezeichnet. Sie leitet, während die Gegner sich ohnmächtig zerarbeiten. Sie
ist democratischer, als die, vorzugsweise sich so nennende, „liberale“ Richtung.
Denn sie beruht auf der festen Ueberzeugung von der politischen Mündigkeit
des Volkes. Sie wird es nicht versäumen, mit dem wärmsten Eifer
und mit Aufwand von Kraft und Willen sich dem Ringen in den Stände-
kammern und in der Journalistik noch dem anzuschließen, worin die Par-
thei der unmittelbaren Staatspolemik das einzige würdige Strebeziel erblickt.
Preßfreiheit ist ihr erstes und stetes Losungswort, sobald es sich nicht
darum handelt, fremden Anmaßungen entgegenzutreten. Landwehr, Pre߬
freiheit, Handel und Wandel, Ausdehnung des Zollvereins
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organischen Institute, die sie anstrebt. Daran soll sich der
Geist der nationalen Einheit, indem er sich zu gleicher Zeit von
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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/125>, abgerufen am 24.11.2024.
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