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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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daß die Beziehungen nach Außen fortbestehen, und daß die Arbeiten reichliche
Früchte tragen mögen, ein System der Versöhnung zwischen den in- und
ausländischen Producenten zu schaffen und zu befolgen suchen.

"Das letztere System, welches Belgien seit langem befolgt und welches
großartiger und freisinniger als das erste ist, paßt besonders für eine Nation
zweiten Ranges, aber seine Anwendung findet oft unübersteigliche Schwierig¬
keiten, wegen des Widerstreits des öffentlichen mit dem Privatinteresse, und
weil die Maaßregeln und Ansprüche des Auslandes es oft unanwendbar
machen. Belgien, dessen Grenzen offen sind, da es nur mäßige Zölle
erhebt, hat also bis jetzt bei seinen meisten Nachbarn, die sich fortwährend
mit Zolllinien umgeben, keine Rechte der Gegenseitigkeit bewilligt bekommen.
Die Annahme des Prohibitivsystems kann also selbst für die freisinnigsten
Völker zur Nothwendigkeit werden, selbst wenn sie fühlen, daß fortwährende
Theuerung, allgemeines Mißbehagen die Folge desselben ist, indem es die
Produktion in allen einzelnen Zweigen hemmt, dadurch, daß es dieselbe auf
mehr verschiedene Gegenstände leitet, und weil es ein ungeheueres Beamten-
personal nöthig macht, um jeden Betrug zu hintertreiben.

"Sie, Herr Minister, bemühen sich, uns vor einem solchen System zu
bewahren, und den Boden, worauf wir uns bewegen, zu befestigen. Möge ein
glücklicher Erfolg Ihre Bemühungen krönen.

"Wir maßen uns nicht an, Ihnen die Regeln vorzuschreiben, wie
Sie zu arbeiten haben, wir wollen einen so schwierigen Punkt nicht berühren,
aber wir fühlen das Bedürfniß, freier zu athmen, uns mit weniger Din¬
gen zu beschäftigen, und diese von großartigeren Gesichtspunkten aus zu
betrachten.

"Wenn ganz Belgien in Spannung gerathen ist, als es sich vor vier
Monaten von einem Zollvereine mit Frankreich handelte, so hatte dies nicht
darin seinen Grund, daß ein solcher Verein für die Existenz des Landes
etwa nothwendig wäre. Nein, aber man begrüßte freudig die Hoffnung
einer Vergrößerung des Marktes. Wohin er sich auch erstrecke, diese Ver¬
größerung ist vortheilhaft. Man glaubte, daß die Fesseln schwinden wür¬
den, die jedes Jahr ihre Natur und Kraft ändern, da das Volk, zu welchem
wir am meisten in Verhältnissen stehen, in jeder legislativen Versammlung
unsere Handelsbeziehungen umzuändern strebt.

"Belgien hegt keine allzu sanguinische Hoffnungen von Handelsverträgen
oder von einer Zollvereinigung. Es weiß, daß, wenn es einige wichtige
Gegenstände gut und billig fabricirt, es vom Auslande andere nicht minder
wichtige Produkte bezieht, daß sein Boden, wenn er auch fruchtbar ist, doch
nicht alle Bedürfnisse befriedigt, daß, wenn verschiedene Industrieen ihm
eigenthümlich sind, andere Länder sich in anderen Beziehungen ihrerseits aus-

daß die Beziehungen nach Außen fortbestehen, und daß die Arbeiten reichliche
Früchte tragen mögen, ein System der Versöhnung zwischen den in- und
ausländischen Producenten zu schaffen und zu befolgen suchen.

„Das letztere System, welches Belgien seit langem befolgt und welches
großartiger und freisinniger als das erste ist, paßt besonders für eine Nation
zweiten Ranges, aber seine Anwendung findet oft unübersteigliche Schwierig¬
keiten, wegen des Widerstreits des öffentlichen mit dem Privatinteresse, und
weil die Maaßregeln und Ansprüche des Auslandes es oft unanwendbar
machen. Belgien, dessen Grenzen offen sind, da es nur mäßige Zölle
erhebt, hat also bis jetzt bei seinen meisten Nachbarn, die sich fortwährend
mit Zolllinien umgeben, keine Rechte der Gegenseitigkeit bewilligt bekommen.
Die Annahme des Prohibitivsystems kann also selbst für die freisinnigsten
Völker zur Nothwendigkeit werden, selbst wenn sie fühlen, daß fortwährende
Theuerung, allgemeines Mißbehagen die Folge desselben ist, indem es die
Produktion in allen einzelnen Zweigen hemmt, dadurch, daß es dieselbe auf
mehr verschiedene Gegenstände leitet, und weil es ein ungeheueres Beamten-
personal nöthig macht, um jeden Betrug zu hintertreiben.

„Sie, Herr Minister, bemühen sich, uns vor einem solchen System zu
bewahren, und den Boden, worauf wir uns bewegen, zu befestigen. Möge ein
glücklicher Erfolg Ihre Bemühungen krönen.

„Wir maßen uns nicht an, Ihnen die Regeln vorzuschreiben, wie
Sie zu arbeiten haben, wir wollen einen so schwierigen Punkt nicht berühren,
aber wir fühlen das Bedürfniß, freier zu athmen, uns mit weniger Din¬
gen zu beschäftigen, und diese von großartigeren Gesichtspunkten aus zu
betrachten.

„Wenn ganz Belgien in Spannung gerathen ist, als es sich vor vier
Monaten von einem Zollvereine mit Frankreich handelte, so hatte dies nicht
darin seinen Grund, daß ein solcher Verein für die Existenz des Landes
etwa nothwendig wäre. Nein, aber man begrüßte freudig die Hoffnung
einer Vergrößerung des Marktes. Wohin er sich auch erstrecke, diese Ver¬
größerung ist vortheilhaft. Man glaubte, daß die Fesseln schwinden wür¬
den, die jedes Jahr ihre Natur und Kraft ändern, da das Volk, zu welchem
wir am meisten in Verhältnissen stehen, in jeder legislativen Versammlung
unsere Handelsbeziehungen umzuändern strebt.

„Belgien hegt keine allzu sanguinische Hoffnungen von Handelsverträgen
oder von einer Zollvereinigung. Es weiß, daß, wenn es einige wichtige
Gegenstände gut und billig fabricirt, es vom Auslande andere nicht minder
wichtige Produkte bezieht, daß sein Boden, wenn er auch fruchtbar ist, doch
nicht alle Bedürfnisse befriedigt, daß, wenn verschiedene Industrieen ihm
eigenthümlich sind, andere Länder sich in anderen Beziehungen ihrerseits aus-

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[155/0163] daß die Beziehungen nach Außen fortbestehen, und daß die Arbeiten reichliche Früchte tragen mögen, ein System der Versöhnung zwischen den in- und ausländischen Producenten zu schaffen und zu befolgen suchen. „Das letztere System, welches Belgien seit langem befolgt und welches großartiger und freisinniger als das erste ist, paßt besonders für eine Nation zweiten Ranges, aber seine Anwendung findet oft unübersteigliche Schwierig¬ keiten, wegen des Widerstreits des öffentlichen mit dem Privatinteresse, und weil die Maaßregeln und Ansprüche des Auslandes es oft unanwendbar machen. Belgien, dessen Grenzen offen sind, da es nur mäßige Zölle erhebt, hat also bis jetzt bei seinen meisten Nachbarn, die sich fortwährend mit Zolllinien umgeben, keine Rechte der Gegenseitigkeit bewilligt bekommen. Die Annahme des Prohibitivsystems kann also selbst für die freisinnigsten Völker zur Nothwendigkeit werden, selbst wenn sie fühlen, daß fortwährende Theuerung, allgemeines Mißbehagen die Folge desselben ist, indem es die Produktion in allen einzelnen Zweigen hemmt, dadurch, daß es dieselbe auf mehr verschiedene Gegenstände leitet, und weil es ein ungeheueres Beamten- personal nöthig macht, um jeden Betrug zu hintertreiben. „Sie, Herr Minister, bemühen sich, uns vor einem solchen System zu bewahren, und den Boden, worauf wir uns bewegen, zu befestigen. Möge ein glücklicher Erfolg Ihre Bemühungen krönen. „Wir maßen uns nicht an, Ihnen die Regeln vorzuschreiben, wie Sie zu arbeiten haben, wir wollen einen so schwierigen Punkt nicht berühren, aber wir fühlen das Bedürfniß, freier zu athmen, uns mit weniger Din¬ gen zu beschäftigen, und diese von großartigeren Gesichtspunkten aus zu betrachten. „Wenn ganz Belgien in Spannung gerathen ist, als es sich vor vier Monaten von einem Zollvereine mit Frankreich handelte, so hatte dies nicht darin seinen Grund, daß ein solcher Verein für die Existenz des Landes etwa nothwendig wäre. Nein, aber man begrüßte freudig die Hoffnung einer Vergrößerung des Marktes. Wohin er sich auch erstrecke, diese Ver¬ größerung ist vortheilhaft. Man glaubte, daß die Fesseln schwinden wür¬ den, die jedes Jahr ihre Natur und Kraft ändern, da das Volk, zu welchem wir am meisten in Verhältnissen stehen, in jeder legislativen Versammlung unsere Handelsbeziehungen umzuändern strebt. „Belgien hegt keine allzu sanguinische Hoffnungen von Handelsverträgen oder von einer Zollvereinigung. Es weiß, daß, wenn es einige wichtige Gegenstände gut und billig fabricirt, es vom Auslande andere nicht minder wichtige Produkte bezieht, daß sein Boden, wenn er auch fruchtbar ist, doch nicht alle Bedürfnisse befriedigt, daß, wenn verschiedene Industrieen ihm eigenthümlich sind, andere Länder sich in anderen Beziehungen ihrerseits aus-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/163>, abgerufen am 21.11.2024.