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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Mittel, sich den gemeinschaftlichen Feinden, denen die jede Reichsordnung
untergraben wollen, zu entziehen. Der Kaiser, von einem Edelknaben ge¬
führt, irrt verkleidet durch sein Reich, bis er zuletzt am Rhein wieder ei¬
nen Anhang um sich versammelt. Abermals, an den Ufern bei Coblenz,
treten die Heere des Vaters und Sohnes einander gegenüber. Da gewahrt
der Kaiser die feindlichen Schaaren, wie sie auf dem andern Ufer aufziehn,
und seinen Sohn in ihrer Mitte. Von jenem Uebermaaß der innern Be¬
wegung, das ihn bei so manchen Gelegenheiten in Unglück und Schmach
stürzte, getrieben, begiebt sich der bekümmerte Vater nach den Zelten seines
Sohnes. Um jeden Preis will er das Herz desselben zum Friedensschluße
gewinnen. Allein Thränen, Fußfall und Versprechen bringen nur eine
scheinbare Versöhnung zu Wege. Der Sohn, seines Zieles gewiß, führt
den Kaiser nach Bingen, umringt ihn mit seinen Leuten, und hält ihn in
jenem Schloß, wovon man noch jetzt wenige Trümmer sieht, gefangen.
Als Werkzeug diente ihm dabei Gebhard, Bischof von Speier, der, wie
der Erzbischof von Mainz, mit den Einwohnern seiner eignen Hauptstadt
in Zwist lag. -- Hier schließt der dritte Akt des Trauerspiels. -- Der
folgende, dessen größter Theil hier mitgetheilt wird, enthält die Thronent¬
sagung Heinrichs auf dem Fürstentage zu Ingelheim. -- Zuerst tritt König
Heinrich in die Versammlung, die aus den Fürsten seines Anhanges besteht,
und erklärt, heuchlerischer Weise, daß er die ihm angetragene Krone nicht
annehme. Er räth selbst zur Wiedereinsetzung des Kaisers, dessen Bann
und Zerwürfniß mit Rom sich ausgleichen lasse. Auf wiederholtes Drin¬
gen der Fürsten nimmt er endlich den Thron ein. Da erscheint der Kaiser
mit den Insignien. Unter den Augen des Sohnes legen die heftigsten unter
seinen Feinden ihre Hand an diese Zeichen der höchsten Gewalt. Der Kaiser,
von Allen verlassen, legt sie auf den Stufen des Thrones nieder, und bittet um
Freiheit und eine Zuflucht für sein Alter. Der neue König weist ihm, an¬
geblich um ihn vor dem gegen ihn gereizten Volke zu schützen, die Burg
ober Bingen an, wo er bisher als Gefangener gewesen. Umsonst versucht
der Kaiser, diesen Spruch zu wenden. Es war dies die letzte Zusammenkunft
zwischen Vater und Sohn. Das Unglück des gebeugten Herrn erweckt, wie
immer, bald das Mitleid und das Pflichtgefühl, besonders der rheinischen
Städte. Der Elsaß büßt die edle Treue gegen den rechtmäßigen Herrscher,
mit der Verwüstung des Landes durch die Schaaren des neuerwählten Kö¬
nigs. Indessen gelingt es dem Kaiser, der Haft zu entkommen; lebensmüde
und mit dem Gefühl des Todes begibt er sich nach Lüttich, wo er beim
Bischof Otbert Aufnahme findet. Der Herzog von Limburg sammelt ein
Heer für die kaiserliche Sache, während der König Heinrich sich vor Cöln
gelagert hat. Die Treue dieser edlen Stadt wirft den letzten Schein der

Mittel, sich den gemeinschaftlichen Feinden, denen die jede Reichsordnung
untergraben wollen, zu entziehen. Der Kaiser, von einem Edelknaben ge¬
führt, irrt verkleidet durch sein Reich, bis er zuletzt am Rhein wieder ei¬
nen Anhang um sich versammelt. Abermals, an den Ufern bei Coblenz,
treten die Heere des Vaters und Sohnes einander gegenüber. Da gewahrt
der Kaiser die feindlichen Schaaren, wie sie auf dem andern Ufer aufziehn,
und seinen Sohn in ihrer Mitte. Von jenem Uebermaaß der innern Be¬
wegung, das ihn bei so manchen Gelegenheiten in Unglück und Schmach
stürzte, getrieben, begiebt sich der bekümmerte Vater nach den Zelten seines
Sohnes. Um jeden Preis will er das Herz desselben zum Friedensschluße
gewinnen. Allein Thränen, Fußfall und Versprechen bringen nur eine
scheinbare Versöhnung zu Wege. Der Sohn, seines Zieles gewiß, führt
den Kaiser nach Bingen, umringt ihn mit seinen Leuten, und hält ihn in
jenem Schloß, wovon man noch jetzt wenige Trümmer sieht, gefangen.
Als Werkzeug diente ihm dabei Gebhard, Bischof von Speier, der, wie
der Erzbischof von Mainz, mit den Einwohnern seiner eignen Hauptstadt
in Zwist lag. — Hier schließt der dritte Akt des Trauerspiels. — Der
folgende, dessen größter Theil hier mitgetheilt wird, enthält die Thronent¬
sagung Heinrichs auf dem Fürstentage zu Ingelheim. — Zuerst tritt König
Heinrich in die Versammlung, die aus den Fürsten seines Anhanges besteht,
und erklärt, heuchlerischer Weise, daß er die ihm angetragene Krone nicht
annehme. Er räth selbst zur Wiedereinsetzung des Kaisers, dessen Bann
und Zerwürfniß mit Rom sich ausgleichen lasse. Auf wiederholtes Drin¬
gen der Fürsten nimmt er endlich den Thron ein. Da erscheint der Kaiser
mit den Insignien. Unter den Augen des Sohnes legen die heftigsten unter
seinen Feinden ihre Hand an diese Zeichen der höchsten Gewalt. Der Kaiser,
von Allen verlassen, legt sie auf den Stufen des Thrones nieder, und bittet um
Freiheit und eine Zuflucht für sein Alter. Der neue König weist ihm, an¬
geblich um ihn vor dem gegen ihn gereizten Volke zu schützen, die Burg
ober Bingen an, wo er bisher als Gefangener gewesen. Umsonst versucht
der Kaiser, diesen Spruch zu wenden. Es war dies die letzte Zusammenkunft
zwischen Vater und Sohn. Das Unglück des gebeugten Herrn erweckt, wie
immer, bald das Mitleid und das Pflichtgefühl, besonders der rheinischen
Städte. Der Elsaß büßt die edle Treue gegen den rechtmäßigen Herrscher,
mit der Verwüstung des Landes durch die Schaaren des neuerwählten Kö¬
nigs. Indessen gelingt es dem Kaiser, der Haft zu entkommen; lebensmüde
und mit dem Gefühl des Todes begibt er sich nach Lüttich, wo er beim
Bischof Otbert Aufnahme findet. Der Herzog von Limburg sammelt ein
Heer für die kaiserliche Sache, während der König Heinrich sich vor Cöln
gelagert hat. Die Treue dieser edlen Stadt wirft den letzten Schein der

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[171/0179] Mittel, sich den gemeinschaftlichen Feinden, denen die jede Reichsordnung untergraben wollen, zu entziehen. Der Kaiser, von einem Edelknaben ge¬ führt, irrt verkleidet durch sein Reich, bis er zuletzt am Rhein wieder ei¬ nen Anhang um sich versammelt. Abermals, an den Ufern bei Coblenz, treten die Heere des Vaters und Sohnes einander gegenüber. Da gewahrt der Kaiser die feindlichen Schaaren, wie sie auf dem andern Ufer aufziehn, und seinen Sohn in ihrer Mitte. Von jenem Uebermaaß der innern Be¬ wegung, das ihn bei so manchen Gelegenheiten in Unglück und Schmach stürzte, getrieben, begiebt sich der bekümmerte Vater nach den Zelten seines Sohnes. Um jeden Preis will er das Herz desselben zum Friedensschluße gewinnen. Allein Thränen, Fußfall und Versprechen bringen nur eine scheinbare Versöhnung zu Wege. Der Sohn, seines Zieles gewiß, führt den Kaiser nach Bingen, umringt ihn mit seinen Leuten, und hält ihn in jenem Schloß, wovon man noch jetzt wenige Trümmer sieht, gefangen. Als Werkzeug diente ihm dabei Gebhard, Bischof von Speier, der, wie der Erzbischof von Mainz, mit den Einwohnern seiner eignen Hauptstadt in Zwist lag. — Hier schließt der dritte Akt des Trauerspiels. — Der folgende, dessen größter Theil hier mitgetheilt wird, enthält die Thronent¬ sagung Heinrichs auf dem Fürstentage zu Ingelheim. — Zuerst tritt König Heinrich in die Versammlung, die aus den Fürsten seines Anhanges besteht, und erklärt, heuchlerischer Weise, daß er die ihm angetragene Krone nicht annehme. Er räth selbst zur Wiedereinsetzung des Kaisers, dessen Bann und Zerwürfniß mit Rom sich ausgleichen lasse. Auf wiederholtes Drin¬ gen der Fürsten nimmt er endlich den Thron ein. Da erscheint der Kaiser mit den Insignien. Unter den Augen des Sohnes legen die heftigsten unter seinen Feinden ihre Hand an diese Zeichen der höchsten Gewalt. Der Kaiser, von Allen verlassen, legt sie auf den Stufen des Thrones nieder, und bittet um Freiheit und eine Zuflucht für sein Alter. Der neue König weist ihm, an¬ geblich um ihn vor dem gegen ihn gereizten Volke zu schützen, die Burg ober Bingen an, wo er bisher als Gefangener gewesen. Umsonst versucht der Kaiser, diesen Spruch zu wenden. Es war dies die letzte Zusammenkunft zwischen Vater und Sohn. Das Unglück des gebeugten Herrn erweckt, wie immer, bald das Mitleid und das Pflichtgefühl, besonders der rheinischen Städte. Der Elsaß büßt die edle Treue gegen den rechtmäßigen Herrscher, mit der Verwüstung des Landes durch die Schaaren des neuerwählten Kö¬ nigs. Indessen gelingt es dem Kaiser, der Haft zu entkommen; lebensmüde und mit dem Gefühl des Todes begibt er sich nach Lüttich, wo er beim Bischof Otbert Aufnahme findet. Der Herzog von Limburg sammelt ein Heer für die kaiserliche Sache, während der König Heinrich sich vor Cöln gelagert hat. Die Treue dieser edlen Stadt wirft den letzten Schein der

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Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1). (2013-11-19T17:23:38Z)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/179>, abgerufen am 21.11.2024.