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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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Beispiele vorangegangen war, und sechs Collegien gegründet hatte, erhielt
den Titel eines Herzogs von St. Jean d'Acre.

Diese Ereignisse, welche beinahe die Welt in Flammen gestürzt, und
Europa von Grund aus erschüttert hätten, wurden, Dank der Achtung ge¬
bietenden Stellung und Uneigennützigkeit Frankreichs! die Grundlagen des
heutigen allgemeinen Friedens. Es wurden damals in Europa große Ver-
schwägerungen gestiftet, durch welche neue Bande und Verpflichtungen zwischen
den Souveränen und den Völkern begründet wurden. Die Freude war allge¬
mein, als man erfuhr, daß der König die Prinzessin Alexandra, die
Tochter des Kaisers von Rußland, heirathen würde. Der Marquis Henri
de la Roche-Jaquelin wurde zum außerordentlichen Gesandten ernannt.
In dieser Wahl lag eine dem Kaiser erzeigte Aufmerksamkeit, weil dieser
die glänzende Tapferkeit nicht vergessen hatte, welche Herr von Laroche-Ja¬
quelin an der Spitze des russischen Vortrabs in einem denkwürdigen Feld-
zuge gegen die Türken an den Tag gelegt hatte. Kaiser Nikolaus wollte
ihn nicht in den Sälen seines Palastes empfangen, sondern der Gesandte
wurde in großem Pomp auf den großen, von der kaiserlichen Garde be¬
setzten Platz geführt. Gleich bei seiner Ankunft stand der Kaiser vor ihm,
ergriff seine Hand, und erinnerte ihn lächelnd an den schönen Wahlspruch:
"Gehe ich vorwärts, so folget mir; sterbe ich, so rächet mich;
fliehe ich, so tödtet mich."

Die junge Prinzessin reiste bald nach Frankreich ab; sie durchzog
Europa. Das Volk drängte sich überall so sehr, die junge Königin von
Frankreich zu sehen, daß ihre Reise von St. Petersburg nach Paris ei¬
nem langen Triumphzuge glich. Am höchsten war aber der Enthusias¬
mus in Frankreich selbst. Die Allianz mit Rußland war etwas ganz
Neues. Die beiden Völker, die sich bisher nur auf Schlachtfeldern ken¬
nen und achten gelernt hatten, wußten, da sie in allen Dingen verschiedene
Interessen hatten, daß niemals Nebenbuhlerschaft und Concurrenz zwi¬
schen ihnen statt finden würde. Die Prinzessin war in der Blüthe ihrer
Jugend und Schönheit. Ihr Blick und ihr sanftes Lächeln eroberten ihr
alle Herzen. Sowie sie Frankreichs Boden betreten hatte, war sie auch
ganz Französin, und man konnte sie nur lieben.

Bei dieser Gelegenheit wollte der König dem Zweige der Orleans
seine Zuneigung zeigen, und es gefiel ihm, in die Ehe seiner Schwester,
Mademoiselle, mit dem Herrn Herzog von Chartres, dem ältesten Sohne
des Herzogs von Orleans einzuwilligen. Der junge Prinz hatte in Afrika
mit Auszeichnung gedient, und sich immer durch seine Ergebenheit gegen
die Person des Königs ausgezeichnet.

Beispiele vorangegangen war, und sechs Collegien gegründet hatte, erhielt
den Titel eines Herzogs von St. Jean d'Acre.

Diese Ereignisse, welche beinahe die Welt in Flammen gestürzt, und
Europa von Grund aus erschüttert hätten, wurden, Dank der Achtung ge¬
bietenden Stellung und Uneigennützigkeit Frankreichs! die Grundlagen des
heutigen allgemeinen Friedens. Es wurden damals in Europa große Ver-
schwägerungen gestiftet, durch welche neue Bande und Verpflichtungen zwischen
den Souveränen und den Völkern begründet wurden. Die Freude war allge¬
mein, als man erfuhr, daß der König die Prinzessin Alexandra, die
Tochter des Kaisers von Rußland, heirathen würde. Der Marquis Henri
de la Roche-Jaquelin wurde zum außerordentlichen Gesandten ernannt.
In dieser Wahl lag eine dem Kaiser erzeigte Aufmerksamkeit, weil dieser
die glänzende Tapferkeit nicht vergessen hatte, welche Herr von Laroche-Ja¬
quelin an der Spitze des russischen Vortrabs in einem denkwürdigen Feld-
zuge gegen die Türken an den Tag gelegt hatte. Kaiser Nikolaus wollte
ihn nicht in den Sälen seines Palastes empfangen, sondern der Gesandte
wurde in großem Pomp auf den großen, von der kaiserlichen Garde be¬
setzten Platz geführt. Gleich bei seiner Ankunft stand der Kaiser vor ihm,
ergriff seine Hand, und erinnerte ihn lächelnd an den schönen Wahlspruch:
„Gehe ich vorwärts, so folget mir; sterbe ich, so rächet mich;
fliehe ich, so tödtet mich.“

Die junge Prinzessin reiste bald nach Frankreich ab; sie durchzog
Europa. Das Volk drängte sich überall so sehr, die junge Königin von
Frankreich zu sehen, daß ihre Reise von St. Petersburg nach Paris ei¬
nem langen Triumphzuge glich. Am höchsten war aber der Enthusias¬
mus in Frankreich selbst. Die Allianz mit Rußland war etwas ganz
Neues. Die beiden Völker, die sich bisher nur auf Schlachtfeldern ken¬
nen und achten gelernt hatten, wußten, da sie in allen Dingen verschiedene
Interessen hatten, daß niemals Nebenbuhlerschaft und Concurrenz zwi¬
schen ihnen statt finden würde. Die Prinzessin war in der Blüthe ihrer
Jugend und Schönheit. Ihr Blick und ihr sanftes Lächeln eroberten ihr
alle Herzen. Sowie sie Frankreichs Boden betreten hatte, war sie auch
ganz Französin, und man konnte sie nur lieben.

Bei dieser Gelegenheit wollte der König dem Zweige der Orleans
seine Zuneigung zeigen, und es gefiel ihm, in die Ehe seiner Schwester,
Mademoiselle, mit dem Herrn Herzog von Chartres, dem ältesten Sohne
des Herzogs von Orleans einzuwilligen. Der junge Prinz hatte in Afrika
mit Auszeichnung gedient, und sich immer durch seine Ergebenheit gegen
die Person des Königs ausgezeichnet.

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[193/0201] Beispiele vorangegangen war, und sechs Collegien gegründet hatte, erhielt den Titel eines Herzogs von St. Jean d'Acre. Diese Ereignisse, welche beinahe die Welt in Flammen gestürzt, und Europa von Grund aus erschüttert hätten, wurden, Dank der Achtung ge¬ bietenden Stellung und Uneigennützigkeit Frankreichs! die Grundlagen des heutigen allgemeinen Friedens. Es wurden damals in Europa große Ver- schwägerungen gestiftet, durch welche neue Bande und Verpflichtungen zwischen den Souveränen und den Völkern begründet wurden. Die Freude war allge¬ mein, als man erfuhr, daß der König die Prinzessin Alexandra, die Tochter des Kaisers von Rußland, heirathen würde. Der Marquis Henri de la Roche-Jaquelin wurde zum außerordentlichen Gesandten ernannt. In dieser Wahl lag eine dem Kaiser erzeigte Aufmerksamkeit, weil dieser die glänzende Tapferkeit nicht vergessen hatte, welche Herr von Laroche-Ja¬ quelin an der Spitze des russischen Vortrabs in einem denkwürdigen Feld- zuge gegen die Türken an den Tag gelegt hatte. Kaiser Nikolaus wollte ihn nicht in den Sälen seines Palastes empfangen, sondern der Gesandte wurde in großem Pomp auf den großen, von der kaiserlichen Garde be¬ setzten Platz geführt. Gleich bei seiner Ankunft stand der Kaiser vor ihm, ergriff seine Hand, und erinnerte ihn lächelnd an den schönen Wahlspruch: „Gehe ich vorwärts, so folget mir; sterbe ich, so rächet mich; fliehe ich, so tödtet mich.“ Die junge Prinzessin reiste bald nach Frankreich ab; sie durchzog Europa. Das Volk drängte sich überall so sehr, die junge Königin von Frankreich zu sehen, daß ihre Reise von St. Petersburg nach Paris ei¬ nem langen Triumphzuge glich. Am höchsten war aber der Enthusias¬ mus in Frankreich selbst. Die Allianz mit Rußland war etwas ganz Neues. Die beiden Völker, die sich bisher nur auf Schlachtfeldern ken¬ nen und achten gelernt hatten, wußten, da sie in allen Dingen verschiedene Interessen hatten, daß niemals Nebenbuhlerschaft und Concurrenz zwi¬ schen ihnen statt finden würde. Die Prinzessin war in der Blüthe ihrer Jugend und Schönheit. Ihr Blick und ihr sanftes Lächeln eroberten ihr alle Herzen. Sowie sie Frankreichs Boden betreten hatte, war sie auch ganz Französin, und man konnte sie nur lieben. Bei dieser Gelegenheit wollte der König dem Zweige der Orleans seine Zuneigung zeigen, und es gefiel ihm, in die Ehe seiner Schwester, Mademoiselle, mit dem Herrn Herzog von Chartres, dem ältesten Sohne des Herzogs von Orleans einzuwilligen. Der junge Prinz hatte in Afrika mit Auszeichnung gedient, und sich immer durch seine Ergebenheit gegen die Person des Königs ausgezeichnet.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/201>, abgerufen am 24.11.2024.