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Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.

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die nicht die leiseste Ahnung von ihrem schlechten Treiben hatten. So be¬
zeichneten sie als solche welche im eintretenden Falle an der provisorischen Regie¬
rung Theil nehmen sollten: die Herren Gendebien, Duepetiaux, welchen man
den Herren Vandermeeren etc. angeheftet hatte. Höchst wahrscheinlich ist es
übrigens, daß der Graf Vandermeeren zum Kriegs-Minister ernannt
werden sollte; man ist sogar zu glauben berechtigt, daß er einige proviso¬
rische Anstellungsdekrete an mehre Officiere außer Dienst übergeben. Was
Vandersmissen und Parys betrifft, so waren ihre Rollen nicht bestimmt.
Zu dem bereits bekannten Plane der Feueranlegung in die Casernen, (am
31. Oktober, wo der König in den Ardennen und die Minister behufs der
Inauguration einer neuen Eisenbahn abwesend waren) ist nun auch der
Umstand hinzuzufügen, daß man den Remorqueur zu beschädigen beschlos¬
sen hatte, um den Minister die Rückkehr unmöglich zu machen, und bei
dem ersten Tumult zugegen zu sein.

Von allen Angeklagten, ist der General Vandermeeren derjenige, der
die Abgeschlossenheit des geheimen Verhaftes mit der meisten Geduld und
Würde trägt. Er soll mit der Abfassung einiger militairischen Memoiren
über die Ereignisse der Jahre 1830 und 31 sich beschäftigen. Graf Van¬
dermeeren ist bekanntlich aus einer alten belgischen Familie. Man hat vie¬
lerlei über das Großmeisterthum des Templerordens geschrieben, dessen In-
signien man in seinem Hause vorgefunden hat; sicher ist es, daß ein Zweig
dieses alten Ordens, eine Art Freimaurerei bildend, in Frankreich fortbe¬
steht, obschon die Anzahl der Verbündeten sehr klein ist, und die Verbin¬
dung selbst unter der tiefsten Verschwiegenheit gehalten wird.

Tief bekümmert zeigt sich dagegen der General Vandersmissen. Seine
financiellen Mißverhältnisse haben jedoch hieran zum wenigsten eben so viel
Antheil, als seine politische Lage. Man versichert, daß eine Regierungs-
veränderung und der Grad eines Generallieutnants, ihm sehr a propos
gekommen wären, um seinen nicht wenig zerrütteten Haushalt wieder ins
Gleiche zu bringen. -- Der Ex-Capitain de Crehen, ist nicht minder be¬
sorgt; seine fixe Idee ist, daß er das Bad bezahlen werden müsse, für die
hochnäsige Herren ("gros bonnets" ). "Sie werden die ersten Advokaten
haben, und ihnen 20000 Franken für die Vertheidigung bezahlen, und
wenn man 20000 Franken einem Advokaten geben kann, so kann man
sicher sein, man wird freigesprochen. Solche Mittel habe ich nicht, und
werde darum allein den Karren aus dem Kothe ziehen müssen." -- Der
Ex-Oberst der Freiwilligen, Parent, ist der schwierigste von Allen; er hat
zuweilen Anfälle von fürchterlicher Wuth, schreibt Briefe über Briefe an
die Behörden, und hat der Rathskammer schon drei Bittschriften eingereicht,
um in Freiheit gesetzt zu werden.

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die nicht die leiseste Ahnung von ihrem schlechten Treiben hatten. So be¬
zeichneten sie als solche welche im eintretenden Falle an der provisorischen Regie¬
rung Theil nehmen sollten: die Herren Gendebien, Duepétiaux, welchen man
den Herren Vandermeeren ꝛc. angeheftet hatte. Höchst wahrscheinlich ist es
übrigens, daß der Graf Vandermeeren zum Kriegs-Minister ernannt
werden sollte; man ist sogar zu glauben berechtigt, daß er einige proviso¬
rische Anstellungsdekrete an mehre Officiere außer Dienst übergeben. Was
Vandersmissen und Parys betrifft, so waren ihre Rollen nicht bestimmt.
Zu dem bereits bekannten Plane der Feueranlegung in die Casernen, (am
31. Oktober, wo der König in den Ardennen und die Minister behufs der
Inauguration einer neuen Eisenbahn abwesend waren) ist nun auch der
Umstand hinzuzufügen, daß man den Remorqueur zu beschädigen beschlos¬
sen hatte, um den Minister die Rückkehr unmöglich zu machen, und bei
dem ersten Tumult zugegen zu sein.

Von allen Angeklagten, ist der General Vandermeeren derjenige, der
die Abgeschlossenheit des geheimen Verhaftes mit der meisten Geduld und
Würde trägt. Er soll mit der Abfassung einiger militairischen Memoiren
über die Ereignisse der Jahre 1830 und 31 sich beschäftigen. Graf Van¬
dermeeren ist bekanntlich aus einer alten belgischen Familie. Man hat vie¬
lerlei über das Großmeisterthum des Templerordens geschrieben, dessen In-
signien man in seinem Hause vorgefunden hat; sicher ist es, daß ein Zweig
dieses alten Ordens, eine Art Freimaurerei bildend, in Frankreich fortbe¬
steht, obschon die Anzahl der Verbündeten sehr klein ist, und die Verbin¬
dung selbst unter der tiefsten Verschwiegenheit gehalten wird.

Tief bekümmert zeigt sich dagegen der General Vandersmissen. Seine
financiellen Mißverhältnisse haben jedoch hieran zum wenigsten eben so viel
Antheil, als seine politische Lage. Man versichert, daß eine Regierungs-
veränderung und der Grad eines Generallieutnants, ihm sehr a propos
gekommen wären, um seinen nicht wenig zerrütteten Haushalt wieder ins
Gleiche zu bringen. — Der Ex-Capitain de Crehen, ist nicht minder be¬
sorgt; seine fixe Idee ist, daß er das Bad bezahlen werden müsse, für die
hochnäsige Herren („gros bonnets“ ). „Sie werden die ersten Advokaten
haben, und ihnen 20000 Franken für die Vertheidigung bezahlen, und
wenn man 20000 Franken einem Advokaten geben kann, so kann man
sicher sein, man wird freigesprochen. Solche Mittel habe ich nicht, und
werde darum allein den Karren aus dem Kothe ziehen müssen.〟 — Der
Ex-Oberst der Freiwilligen, Parent, ist der schwierigste von Allen; er hat
zuweilen Anfälle von fürchterlicher Wuth, schreibt Briefe über Briefe an
die Behörden, und hat der Rathskammer schon drei Bittschriften eingereicht,
um in Freiheit gesetzt zu werden.

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[223/0231] die nicht die leiseste Ahnung von ihrem schlechten Treiben hatten. So be¬ zeichneten sie als solche welche im eintretenden Falle an der provisorischen Regie¬ rung Theil nehmen sollten: die Herren Gendebien, Duepétiaux, welchen man den Herren Vandermeeren ꝛc. angeheftet hatte. Höchst wahrscheinlich ist es übrigens, daß der Graf Vandermeeren zum Kriegs-Minister ernannt werden sollte; man ist sogar zu glauben berechtigt, daß er einige proviso¬ rische Anstellungsdekrete an mehre Officiere außer Dienst übergeben. Was Vandersmissen und Parys betrifft, so waren ihre Rollen nicht bestimmt. Zu dem bereits bekannten Plane der Feueranlegung in die Casernen, (am 31. Oktober, wo der König in den Ardennen und die Minister behufs der Inauguration einer neuen Eisenbahn abwesend waren) ist nun auch der Umstand hinzuzufügen, daß man den Remorqueur zu beschädigen beschlos¬ sen hatte, um den Minister die Rückkehr unmöglich zu machen, und bei dem ersten Tumult zugegen zu sein. Von allen Angeklagten, ist der General Vandermeeren derjenige, der die Abgeschlossenheit des geheimen Verhaftes mit der meisten Geduld und Würde trägt. Er soll mit der Abfassung einiger militairischen Memoiren über die Ereignisse der Jahre 1830 und 31 sich beschäftigen. Graf Van¬ dermeeren ist bekanntlich aus einer alten belgischen Familie. Man hat vie¬ lerlei über das Großmeisterthum des Templerordens geschrieben, dessen In- signien man in seinem Hause vorgefunden hat; sicher ist es, daß ein Zweig dieses alten Ordens, eine Art Freimaurerei bildend, in Frankreich fortbe¬ steht, obschon die Anzahl der Verbündeten sehr klein ist, und die Verbin¬ dung selbst unter der tiefsten Verschwiegenheit gehalten wird. Tief bekümmert zeigt sich dagegen der General Vandersmissen. Seine financiellen Mißverhältnisse haben jedoch hieran zum wenigsten eben so viel Antheil, als seine politische Lage. Man versichert, daß eine Regierungs- veränderung und der Grad eines Generallieutnants, ihm sehr a propos gekommen wären, um seinen nicht wenig zerrütteten Haushalt wieder ins Gleiche zu bringen. — Der Ex-Capitain de Crehen, ist nicht minder be¬ sorgt; seine fixe Idee ist, daß er das Bad bezahlen werden müsse, für die hochnäsige Herren („gros bonnets“ ). „Sie werden die ersten Advokaten haben, und ihnen 20000 Franken für die Vertheidigung bezahlen, und wenn man 20000 Franken einem Advokaten geben kann, so kann man sicher sein, man wird freigesprochen. Solche Mittel habe ich nicht, und werde darum allein den Karren aus dem Kothe ziehen müssen.〟 — Der Ex-Oberst der Freiwilligen, Parent, ist der schwierigste von Allen; er hat zuweilen Anfälle von fürchterlicher Wuth, schreibt Briefe über Briefe an die Behörden, und hat der Rathskammer schon drei Bittschriften eingereicht, um in Freiheit gesetzt zu werden. 29*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_179382_282158/231>, abgerufen am 24.11.2024.