Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.Ein neues Drama. Ein neues Drama, eine größere Originalcomposition, welche Glück Man kann seit Schillers Tod die kleine Zahl der Dramen auf den Die außer Deutschland wohnenden Deutsche und Freunde deutscher Literatur Als das klarste und umfassendste von allen erscheint uns das Urtheil "Der Held der Laubischen Tragödie --heißt es dort--Monaldeschi 31
Ein neues Drama. Ein neues Drama, eine größere Originalcomposition, welche Glück Man kann seit Schillers Tod die kleine Zahl der Dramen auf den Die außer Deutschland wohnenden Deutsche und Freunde deutscher Literatur Als das klarste und umfassendste von allen erscheint uns das Urtheil „Der Held der Laubischen Tragödie —heißt es dort—Monaldeschi 31
<TEI> <text> <body> <pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179635" facs="#f0252" n="244"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#g">Ein neues Drama.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Ein neues Drama, eine größere Originalcomposition, welche Glück<lb/> macht und die Bühne erorbert, ist für Deutschland immer ein ungewöhnliches<lb/> Ereigniß. Wir Deutschen sind kein theatralisch Volk. Der Franzose spricht<lb/> im Leben wie auf der Bühne; etwas Schminke, Flitterstaat und Lampen¬<lb/> licht mehr und der Schauspieler, der Theaterdichter ist fertig. In Deutsch¬<lb/> land sind die theatralisch-pathetischen Naturen sparsam gesäet, und dieser<lb/> Mangel ist im Drama wie auf der Bühne, bei dem Dichter wie beim Schau¬<lb/> spieler leicht zu erkennen. Darum ist es ein seltener Wurf, wenn ein deut¬<lb/> sches Drama über das Niveau des gewöhnlichen Interesse sich erhebt.</p><lb/> <p>Man kann seit Schillers Tod die kleine Zahl der Dramen auf den<lb/> Fingern abzählen, die von der Bühne herab das Publicum im höhern<lb/> Grade aufgeregt haben: „die Schuld, die Ahnfrau, Isidor und<lb/> Olga, Griseldis und Richard Sovage.“ Wir glauben nur wenige<lb/> vergessen oder nicht genannt zu haben die in diese Reihe gehören.</p><lb/> <p>Die außer Deutschland wohnenden Deutsche und Freunde deutscher Literatur<lb/> sind natürlicher Weise von diesem Interesse noch mehr ausgeschlossen, da<lb/> sie nicht einmal den Vortheil genießen, derlei Productionen durch die<lb/> Bühne, durch die Darstellung vor ihren Augen helebt zu sehen. Darum<lb/> halten wir es für unsere besondere Aufgabe, dem Kreis unserer belgischen<lb/> Leser die bedeutendsten neuesten dramatischen Productionen so veranschaulicht als<lb/> möglich näher zu rücken. Wir haben dießmal über eine wirklich bedeutende<lb/> Dichtung zu sprechen. Es ist dieß das Trauerspiel Monaldeschi von<lb/> Heinrich Laube, welches in diesen Blättern bereits eine kurze Erwähnung<lb/> gesunden hat; und welches indeß mit großem Glücke über die Bühne (auf<lb/> dem Stuttgarter Hoftheater) gegangen ist. Die deutschen Journale sind wie na¬<lb/> türlich voll der widersprechendsten Urtheile. Es ist ein wahres Chaos!</p><lb/> <p>Als das klarste und umfassendste von allen erscheint uns das Urtheil<lb/> des Dr. Elsner in der Wage, einem Stuttgarter Blatte, dem eine größere<lb/> Verbreitung zu wünschen wäre. Wir theilen diese Kritik im Auszuge hier mit.</p><lb/> <p>„Der Held der Laubischen Tragödie —heißt es dort—Monaldeschi<lb/> ist nicht der italienische Abenteurer und perfide Geliebte einer Königin, wie</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">31</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [244/0252]
Ein neues Drama.
Ein neues Drama, eine größere Originalcomposition, welche Glück
macht und die Bühne erorbert, ist für Deutschland immer ein ungewöhnliches
Ereigniß. Wir Deutschen sind kein theatralisch Volk. Der Franzose spricht
im Leben wie auf der Bühne; etwas Schminke, Flitterstaat und Lampen¬
licht mehr und der Schauspieler, der Theaterdichter ist fertig. In Deutsch¬
land sind die theatralisch-pathetischen Naturen sparsam gesäet, und dieser
Mangel ist im Drama wie auf der Bühne, bei dem Dichter wie beim Schau¬
spieler leicht zu erkennen. Darum ist es ein seltener Wurf, wenn ein deut¬
sches Drama über das Niveau des gewöhnlichen Interesse sich erhebt.
Man kann seit Schillers Tod die kleine Zahl der Dramen auf den
Fingern abzählen, die von der Bühne herab das Publicum im höhern
Grade aufgeregt haben: „die Schuld, die Ahnfrau, Isidor und
Olga, Griseldis und Richard Sovage.“ Wir glauben nur wenige
vergessen oder nicht genannt zu haben die in diese Reihe gehören.
Die außer Deutschland wohnenden Deutsche und Freunde deutscher Literatur
sind natürlicher Weise von diesem Interesse noch mehr ausgeschlossen, da
sie nicht einmal den Vortheil genießen, derlei Productionen durch die
Bühne, durch die Darstellung vor ihren Augen helebt zu sehen. Darum
halten wir es für unsere besondere Aufgabe, dem Kreis unserer belgischen
Leser die bedeutendsten neuesten dramatischen Productionen so veranschaulicht als
möglich näher zu rücken. Wir haben dießmal über eine wirklich bedeutende
Dichtung zu sprechen. Es ist dieß das Trauerspiel Monaldeschi von
Heinrich Laube, welches in diesen Blättern bereits eine kurze Erwähnung
gesunden hat; und welches indeß mit großem Glücke über die Bühne (auf
dem Stuttgarter Hoftheater) gegangen ist. Die deutschen Journale sind wie na¬
türlich voll der widersprechendsten Urtheile. Es ist ein wahres Chaos!
Als das klarste und umfassendste von allen erscheint uns das Urtheil
des Dr. Elsner in der Wage, einem Stuttgarter Blatte, dem eine größere
Verbreitung zu wünschen wäre. Wir theilen diese Kritik im Auszuge hier mit.
„Der Held der Laubischen Tragödie —heißt es dort—Monaldeschi
ist nicht der italienische Abenteurer und perfide Geliebte einer Königin, wie
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