Die Grenzboten. Erster Jahrgang. Leipzig, 1841.Die Presse ist eine Macht, die sich von allen den Mächten nährt, die sie Die Preßfreiheit ist durch das Blut aller andern Freiheiten fett geworden. Man glaubt an Nichts, sagt Ihr, weil man nicht an die heilige Streichkraft Ihr sagt, es gebe keinen Glauben mehr, so wie die alten Weiber sagen, Man glaubt an Nichts! Glaubt man nicht an die Journale? Man glaubt an die Erzählungen von hundertjährigen Greisen, von Käl¬ Man glaubt an Nichts! Habt Ihr nicht dem Temps geglaubt, als er Man glaubt an Nichts mehr, aber als der National sagte: "Herr Pau¬ Man glaubt an Nichts, und Ihr habt geglaubt, der Herzog von Bor¬ Man glaubt an Nichts. Aber der Siecle sagt: Die Wiederaufnahme des Man glaubt an Nichts -- und Ihr glaubt an den Froschregen, an die Sie sagen, es finde an der Porte St. Denis ein Aufstand statt. Ihr Es gibt keinen Glauben mehr. Nennt mir in irgend einer Religion, Die Presse ist eine Macht, die sich von allen den Mächten nährt, die sie Die Preßfreiheit ist durch das Blut aller andern Freiheiten fett geworden. Man glaubt an Nichts, sagt Ihr, weil man nicht an die heilige Streichkraft Ihr sagt, es gebe keinen Glauben mehr, so wie die alten Weiber sagen, Man glaubt an Nichts! Glaubt man nicht an die Journale? Man glaubt an die Erzählungen von hundertjährigen Greisen, von Käl¬ Man glaubt an Nichts! Habt Ihr nicht dem Temps geglaubt, als er Man glaubt an Nichts mehr, aber als der National sagte: „Herr Pau¬ Man glaubt an Nichts, und Ihr habt geglaubt, der Herzog von Bor¬ Man glaubt an Nichts. Aber der Siecle sagt: Die Wiederaufnahme des Man glaubt an Nichts — und Ihr glaubt an den Froschregen, an die Sie sagen, es finde an der Porte St. Denis ein Aufstand statt. Ihr Es gibt keinen Glauben mehr. Nennt mir in irgend einer Religion, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/179482" n="91" facs="#f0099"/> <p>Die Presse ist eine Macht, die sich von allen den Mächten nährt, die sie<lb/> verschlungen hat.</p><lb/> <p>Die Preßfreiheit ist durch das Blut aller andern Freiheiten fett geworden.<lb/> Sie leidet an Unverdaulichkeit und Vollblütigkeit.</p><lb/> <p>Man glaubt an Nichts, sagt Ihr, weil man nicht an die heilige Streichkraft<lb/> glaubt, weil man Ludwig Philipp nicht bittet, die Kröpfe anzurühren — Man<lb/> glaubt Nichts — weil man nicht an unsere alten Mährchen mehr glaubt!</p><lb/> <p>Ihr sagt, es gebe keinen Glauben mehr, so wie die alten Weiber sagen,<lb/> daß es keine Galanterie und keine Liebe mehr gebe.</p><lb/> <p>Man glaubt an Nichts! Glaubt man nicht an die Journale?</p><lb/> <p>Man glaubt an die Erzählungen von hundertjährigen Greisen, von Käl¬<lb/> bern mit zwei Köpfen, von bettelnden Millionären, die Euch immer von<lb/> Neuem aufgetischt werden, — wenn gerade keine Kammersitzungen sind, oder<lb/> kein einigermaßen schauderhaftes Verbrechen vorgefallen ist.</p><lb/> <p>Man glaubt an Nichts! Habt Ihr nicht dem Temps geglaubt, als er<lb/> Euch erzählt, daß die Spanier die Victorieuse mit Beschlag belegt hätten, und<lb/> als er den widersprechenden Artikel des Ministeriums aufnehmen mußte, glaub¬<lb/> tet ihr ebenfalls, was er Euch den folgenden Tag erzählte.</p><lb/> <p>Man glaubt an Nichts mehr, aber als der National sagte: „Herr Pau¬<lb/> chet, Mitglied des Generalraths der Eure-et-Loire, hat gegen den neuen Cen¬<lb/> sus gestimmt“ antwortete man ihm: Herr Pauchet hat nicht dagegen gestimmt,<lb/> weil er schon seit einigen Monaten gestorben ist. Und Ihr habt geglaubt,<lb/> was Euch der National am folgenden Tage aufgetischt hat.</p><lb/> <p>Man glaubt an Nichts, und Ihr habt geglaubt, der Herzog von Bor¬<lb/> deaux sei gestorben, weil der Moniteur Parisien — es gesagt hat.</p><lb/> <p>Man glaubt an Nichts. Aber der Siecle sagt: Die Wiederaufnahme des<lb/> Census beginnt in Paris, wir werden uns dem nicht unterwerfen, und unsere<lb/> Thüren verschließen. Man antwortet: Aber, Verehrtester, Sie haben sich schon<lb/> vor vier Monaten dem neuen Steuerausschlag unterworfen, sich selbst, Ihre<lb/> Druckereien und Ihre Burcaur — und am folgenden Tage las't Ihr den<lb/> Siecle, und glaubt, was er sagt.</p><lb/> <p>Man glaubt an Nichts — und Ihr glaubt an den Froschregen, an die<lb/> Seeschlangen, an die Gespenster, an den colossalen Kohlkopf, an Alles, was<lb/> die Zeitungen Euch vorlügen.</p><lb/> <p>Sie sagen, es finde an der Porte St. Denis ein Aufstand statt. Ihr<lb/> wollt ihn sehen, während er nicht existirt. Die Polizei ist eben so naiv, wie<lb/> Ihr, sie kommt, meint, Ihr wäret die Unruhestifter, und steckt Euch ein.</p><lb/> <p>Es gibt keinen Glauben mehr. Nennt mir in irgend einer Religion,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [91/0099]
Die Presse ist eine Macht, die sich von allen den Mächten nährt, die sie
verschlungen hat.
Die Preßfreiheit ist durch das Blut aller andern Freiheiten fett geworden.
Sie leidet an Unverdaulichkeit und Vollblütigkeit.
Man glaubt an Nichts, sagt Ihr, weil man nicht an die heilige Streichkraft
glaubt, weil man Ludwig Philipp nicht bittet, die Kröpfe anzurühren — Man
glaubt Nichts — weil man nicht an unsere alten Mährchen mehr glaubt!
Ihr sagt, es gebe keinen Glauben mehr, so wie die alten Weiber sagen,
daß es keine Galanterie und keine Liebe mehr gebe.
Man glaubt an Nichts! Glaubt man nicht an die Journale?
Man glaubt an die Erzählungen von hundertjährigen Greisen, von Käl¬
bern mit zwei Köpfen, von bettelnden Millionären, die Euch immer von
Neuem aufgetischt werden, — wenn gerade keine Kammersitzungen sind, oder
kein einigermaßen schauderhaftes Verbrechen vorgefallen ist.
Man glaubt an Nichts! Habt Ihr nicht dem Temps geglaubt, als er
Euch erzählt, daß die Spanier die Victorieuse mit Beschlag belegt hätten, und
als er den widersprechenden Artikel des Ministeriums aufnehmen mußte, glaub¬
tet ihr ebenfalls, was er Euch den folgenden Tag erzählte.
Man glaubt an Nichts mehr, aber als der National sagte: „Herr Pau¬
chet, Mitglied des Generalraths der Eure-et-Loire, hat gegen den neuen Cen¬
sus gestimmt“ antwortete man ihm: Herr Pauchet hat nicht dagegen gestimmt,
weil er schon seit einigen Monaten gestorben ist. Und Ihr habt geglaubt,
was Euch der National am folgenden Tage aufgetischt hat.
Man glaubt an Nichts, und Ihr habt geglaubt, der Herzog von Bor¬
deaux sei gestorben, weil der Moniteur Parisien — es gesagt hat.
Man glaubt an Nichts. Aber der Siecle sagt: Die Wiederaufnahme des
Census beginnt in Paris, wir werden uns dem nicht unterwerfen, und unsere
Thüren verschließen. Man antwortet: Aber, Verehrtester, Sie haben sich schon
vor vier Monaten dem neuen Steuerausschlag unterworfen, sich selbst, Ihre
Druckereien und Ihre Burcaur — und am folgenden Tage las't Ihr den
Siecle, und glaubt, was er sagt.
Man glaubt an Nichts — und Ihr glaubt an den Froschregen, an die
Seeschlangen, an die Gespenster, an den colossalen Kohlkopf, an Alles, was
die Zeitungen Euch vorlügen.
Sie sagen, es finde an der Porte St. Denis ein Aufstand statt. Ihr
wollt ihn sehen, während er nicht existirt. Die Polizei ist eben so naiv, wie
Ihr, sie kommt, meint, Ihr wäret die Unruhestifter, und steckt Euch ein.
Es gibt keinen Glauben mehr. Nennt mir in irgend einer Religion,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-11-19T17:23:38Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Bayerische Staatbibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Per 61 k-1).
(2013-11-19T17:23:38Z)
Weitere Informationen:Art der Texterfassung: OCR.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |