Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und galante Gedichte.
Die Rose muß sich hier als eine Sclavin sehen
Der theure Scarlach wird den Rosen bey gesetzt.
Zinnober hat den Mund/ den schönen Mund umgeben/
Was Rosen schöne macht/ und was Rubinen schmückt/
Das trifft man bey ihm an: er macht ein neues Leben
Wenn er durch einen Kuß den krancken Geist erquickt.
Aus den Corallen/ so die schönen Lippen zieren/
Fliest eine Panace die unvergleichlich ist/
Die Wirckung kan man gleich an denen Seelen spühren/
Den schon der blasse Tod an Marck und Adern frist.
Kan man den süssen Kuß von euren Mund erlangen/
So schmeckt man Himmels-Brodt und Ambrosinen-Safft.
Der Liebreitz ziehet uns nach euren schönen Wangen/
Wo Lust und Freundlichkeit ein Paradis verschafft.
Die weissen Zähne sind von feinem Helffenbeine
Als wie ein runder Zaun in euren Mund gelegt;
Sie sind ein schöner Wall von weissem Marmor-Steine/
Der viel zu euren Schutz und eurer Pracht beyträgt.
Jhr Liljen/ eur Geruch muß vor dem Athen weichen/
Sein ungemeiner Zug erquicket und ernehrt.
Dem milchlicht weissen Kinn ist nichts/ nicht zuvergleichen/
Die Juno hat dahin der Brüste Milch verehrt
Der Hals ist Helffeubein und Marmor eure Kähle/
Der Schönheit - Perlen stehn auf der erhabnen Brust/
Da schmecket Mandeln-Milch die halb erstorbne Seele/
Die Milch-Cur heilt den Schmertz mit ungemeiner Lust.
Kein Carniol sticht weg ihr angenehmes Wesen/
Kein Carmesinen-Farb gleicht ihrer Wunder-Pracht.
Die Schönheit hat sich hier den besten Sitz erlesen/
Wo Lust und Lieblichkeit mit Rosen-Lippen lacht.
Die weissen Achseln sind der Wollust Lust-Gewebe/
Wo mancher Lüstern-Geist gefangen hengen bleibt/
Der Brüste-Traube hengt an dieser schönen Rebe/
Wo manche Bienen hin die schwachen Flügel treibt.
Des Alabasters Lob muß denn zu Grunde gehen/
Wenn eurer Arme Schnee sich etwas sehen läst/
Kein Marmor weiß den Preiß derselben zu erhöhen/
Den Liljen wird dadurch das Weinen ausgepreßt.
Die
Verliebte und galante Gedichte.
Die Roſe muß ſich hier als eine Sclavin ſehen
Der theure Scarlach wird den Roſen bey geſetzt.
Zinnober hat den Mund/ den ſchoͤnen Mund umgeben/
Was Roſen ſchoͤne macht/ und was Rubinen ſchmuͤckt/
Das trifft man bey ihm an: er macht ein neues Leben
Wenn er durch einen Kuß den krancken Geiſt erquickt.
Aus den Corallen/ ſo die ſchoͤnen Lippen zieren/
Flieſt eine Panace die unvergleichlich iſt/
Die Wirckung kan man gleich an denen Seelen ſpuͤhren/
Den ſchon der blaſſe Tod an Marck und Adern friſt.
Kan man den ſuͤſſen Kuß von euren Mund erlangen/
So ſchmeckt man Himmels-Brodt und Ambroſinen-Safft.
Der Liebreitz ziehet uns nach euren ſchoͤnen Wangen/
Wo Luſt und Freundlichkeit ein Paradis verſchafft.
Die weiſſen Zaͤhne ſind von feinem Helffenbeine
Als wie ein runder Zaun in euren Mund gelegt;
Sie ſind ein ſchoͤner Wall von weiſſem Marmor-Steine/
Der viel zu euren Schutz und eurer Pracht beytraͤgt.
Jhr Liljen/ eur Geruch muß vor dem Athen weichen/
Sein ungemeiner Zug erquicket und ernehrt.
Dem milchlicht weiſſen Kinn iſt nichts/ nicht zuvergleichen/
Die Juno hat dahin der Bruͤſte Milch verehrt
Der Hals iſt Helffeubein und Marmor eure Kaͤhle/
Der Schoͤnheit - Perlen ſtehn auf der erhabnen Bruſt/
Da ſchmecket Mandeln-Milch die halb erſtorbne Seele/
Die Milch-Cur heilt den Schmertz mit ungemeiner Luſt.
Kein Carniol ſticht weg ihr angenehmes Weſen/
Kein Carmeſinen-Farb gleicht ihrer Wunder-Pracht.
Die Schoͤnheit hat ſich hier den beſten Sitz erleſen/
Wo Luſt und Lieblichkeit mit Roſen-Lippen lacht.
Die weiſſen Achſeln ſind der Wolluſt Luſt-Gewebe/
Wo mancher Luͤſtern-Geiſt gefangen hengen bleibt/
Der Bruͤſte-Traube hengt an dieſer ſchoͤnen Rebe/
Wo manche Bienen hin die ſchwachen Fluͤgel treibt.
Des Alabaſters Lob muß denn zu Grunde gehen/
Wenn eurer Arme Schnee ſich etwas ſehen laͤſt/
Kein Marmor weiß den Preiß derſelben zu erhoͤhen/
Den Liljen wird dadurch das Weinen ausgepreßt.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0111" n="93"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <l>Die Ro&#x017F;e muß &#x017F;ich hier als eine Sclavin &#x017F;ehen</l><lb/>
            <l>Der theure Scarlach wird den Ro&#x017F;en bey ge&#x017F;etzt.</l><lb/>
            <l>Zinnober hat den Mund/ den &#x017F;cho&#x0364;nen Mund umgeben/</l><lb/>
            <l>Was Ro&#x017F;en &#x017F;cho&#x0364;ne macht/ und was Rubinen &#x017F;chmu&#x0364;ckt/</l><lb/>
            <l>Das trifft man bey ihm an: er macht ein neues Leben</l><lb/>
            <l>Wenn er durch einen Kuß den krancken Gei&#x017F;t erquickt.</l><lb/>
            <l>Aus den Corallen/ &#x017F;o die &#x017F;cho&#x0364;nen Lippen zieren/</l><lb/>
            <l>Flie&#x017F;t eine <hi rendition="#aq">Panace</hi> die unvergleichlich i&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Die Wirckung kan man gleich an denen Seelen &#x017F;pu&#x0364;hren/</l><lb/>
            <l>Den &#x017F;chon der bla&#x017F;&#x017F;e Tod an Marck und Adern fri&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Kan man den &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Kuß von euren Mund erlangen/</l><lb/>
            <l>So &#x017F;chmeckt man Himmels-Brodt und <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;inen-</hi>Safft.</l><lb/>
            <l>Der Liebreitz ziehet uns nach euren &#x017F;cho&#x0364;nen Wangen/</l><lb/>
            <l>Wo Lu&#x017F;t und Freundlichkeit ein Paradis ver&#x017F;chafft.</l><lb/>
            <l>Die wei&#x017F;&#x017F;en Za&#x0364;hne &#x017F;ind von feinem Helffenbeine</l><lb/>
            <l>Als wie ein runder Zaun in euren Mund gelegt;</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;ind ein &#x017F;cho&#x0364;ner Wall von wei&#x017F;&#x017F;em <hi rendition="#aq">Marmor-</hi>Steine/</l><lb/>
            <l>Der viel zu euren Schutz und eurer Pracht beytra&#x0364;gt.</l><lb/>
            <l>Jhr Liljen/ eur Geruch muß vor dem Athen weichen/</l><lb/>
            <l>Sein ungemeiner Zug erquicket und ernehrt.</l><lb/>
            <l>Dem milchlicht wei&#x017F;&#x017F;en Kinn i&#x017F;t nichts/ nicht zuvergleichen/</l><lb/>
            <l>Die <hi rendition="#aq">Juno</hi> hat dahin der Bru&#x0364;&#x017F;te Milch verehrt</l><lb/>
            <l>Der Hals i&#x017F;t Helffeubein und <hi rendition="#aq">Marmor</hi> eure Ka&#x0364;hle/</l><lb/>
            <l>Der Scho&#x0364;nheit - Perlen &#x017F;tehn auf der erhabnen Bru&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;chmecket Mandeln-Milch die halb er&#x017F;torbne Seele/</l><lb/>
            <l>Die Milch-Cur heilt den Schmertz mit ungemeiner Lu&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Kein <hi rendition="#aq">Carniol</hi> &#x017F;ticht weg ihr angenehmes We&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Kein <hi rendition="#aq">Carme&#x017F;inen-</hi>Farb gleicht ihrer Wunder-Pracht.</l><lb/>
            <l>Die Scho&#x0364;nheit hat &#x017F;ich hier den be&#x017F;ten Sitz erle&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Wo Lu&#x017F;t und Lieblichkeit mit Ro&#x017F;en-Lippen lacht.</l><lb/>
            <l>Die wei&#x017F;&#x017F;en Ach&#x017F;eln &#x017F;ind der Wollu&#x017F;t Lu&#x017F;t-Gewebe/</l><lb/>
            <l>Wo mancher Lu&#x0364;&#x017F;tern-Gei&#x017F;t gefangen hengen bleibt/</l><lb/>
            <l>Der Bru&#x0364;&#x017F;te-Traube hengt an die&#x017F;er &#x017F;cho&#x0364;nen Rebe/</l><lb/>
            <l>Wo manche Bienen hin die &#x017F;chwachen Flu&#x0364;gel treibt.</l><lb/>
            <l>Des Alaba&#x017F;ters Lob muß denn zu Grunde gehen/</l><lb/>
            <l>Wenn eurer Arme Schnee &#x017F;ich etwas &#x017F;ehen la&#x0364;&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Kein <hi rendition="#aq">Marmor</hi> weiß den Preiß der&#x017F;elben zu erho&#x0364;hen/</l><lb/>
            <l>Den Liljen wird dadurch das Weinen ausgepreßt.</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[93/0111] Verliebte und galante Gedichte. Die Roſe muß ſich hier als eine Sclavin ſehen Der theure Scarlach wird den Roſen bey geſetzt. Zinnober hat den Mund/ den ſchoͤnen Mund umgeben/ Was Roſen ſchoͤne macht/ und was Rubinen ſchmuͤckt/ Das trifft man bey ihm an: er macht ein neues Leben Wenn er durch einen Kuß den krancken Geiſt erquickt. Aus den Corallen/ ſo die ſchoͤnen Lippen zieren/ Flieſt eine Panace die unvergleichlich iſt/ Die Wirckung kan man gleich an denen Seelen ſpuͤhren/ Den ſchon der blaſſe Tod an Marck und Adern friſt. Kan man den ſuͤſſen Kuß von euren Mund erlangen/ So ſchmeckt man Himmels-Brodt und Ambroſinen-Safft. Der Liebreitz ziehet uns nach euren ſchoͤnen Wangen/ Wo Luſt und Freundlichkeit ein Paradis verſchafft. Die weiſſen Zaͤhne ſind von feinem Helffenbeine Als wie ein runder Zaun in euren Mund gelegt; Sie ſind ein ſchoͤner Wall von weiſſem Marmor-Steine/ Der viel zu euren Schutz und eurer Pracht beytraͤgt. Jhr Liljen/ eur Geruch muß vor dem Athen weichen/ Sein ungemeiner Zug erquicket und ernehrt. Dem milchlicht weiſſen Kinn iſt nichts/ nicht zuvergleichen/ Die Juno hat dahin der Bruͤſte Milch verehrt Der Hals iſt Helffeubein und Marmor eure Kaͤhle/ Der Schoͤnheit - Perlen ſtehn auf der erhabnen Bruſt/ Da ſchmecket Mandeln-Milch die halb erſtorbne Seele/ Die Milch-Cur heilt den Schmertz mit ungemeiner Luſt. Kein Carniol ſticht weg ihr angenehmes Weſen/ Kein Carmeſinen-Farb gleicht ihrer Wunder-Pracht. Die Schoͤnheit hat ſich hier den beſten Sitz erleſen/ Wo Luſt und Lieblichkeit mit Roſen-Lippen lacht. Die weiſſen Achſeln ſind der Wolluſt Luſt-Gewebe/ Wo mancher Luͤſtern-Geiſt gefangen hengen bleibt/ Der Bruͤſte-Traube hengt an dieſer ſchoͤnen Rebe/ Wo manche Bienen hin die ſchwachen Fluͤgel treibt. Des Alabaſters Lob muß denn zu Grunde gehen/ Wenn eurer Arme Schnee ſich etwas ſehen laͤſt/ Kein Marmor weiß den Preiß derſelben zu erhoͤhen/ Den Liljen wird dadurch das Weinen ausgepreßt. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/111
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/111>, abgerufen am 22.11.2024.