Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Verliebte und galante Gedichte.
Damon.
Mein Leib der ist ermüdt/ er kan nicht wie er soll/
Jhm fehlet Stärck und Krafft dir Anmuth zu bereiten.
Hyelle.
So hat mein Damon doch Hyellens Sinn besiegt/
Und in der zarten Schooß den Liebes-Schatz gepräget.
Damon.
Nein! Nein der Himmel hat den Sieg dir zugefüget/
Der mich als deinen Knecht für deine Füsse leget.
Hyelle.
Auf! auf! mein Damon auf! es ist genug geschertzt/
Hör/ was die Bäume schon von unser Liebe sagen.
Damon.
Ach! warte doch mein Kind und sey noch eins gehertzt/
Die Bäume dürffen es/ nicht zu verrahten wagen.
Hyelle.
Nun gute Nacht mein Schatz der Phoebus eilt zur Ruh/
Jch scheide zwar von dir/ der Geist stets bey dir bleibet.
Damon.
Der Himmel wehe dir mein Engel Anmuth zu/
Die dir mit stoltzer Freud' Angst/ Noht und Pein vertreibet.


An Silvien da sie den Tod eines Sperlings
beweinete.
SO höret doch einst auf den Vogel zu beklagen
Und laßt das Augen-Paar mit Weinen stille seyn/
Jhr habet nichts von Noht und herber Angst zu sagen/
Ermuntert euren Geist/ und stellt das Hermen ein;
Der Vogel ists nicht werth was ihr um ihn verübet/
Wendt jene Kostbarkeit der Thränen besser an.
Und weil euch lang genug die treue Brust geliebet/
So gönnet/ daß ich euch vor ihn bedienen kan.
An
H 5
Verliebte und galante Gedichte.
Damon.
Mein Leib der iſt ermuͤdt/ er kan nicht wie er ſoll/
Jhm fehlet Staͤrck und Krafft dir Anmuth zu bereiten.
Hyelle.
So hat mein Damon doch Hyellens Sinn beſiegt/
Und in der zarten Schooß den Liebes-Schatz gepraͤget.
Damon.
Nein! Nein der Himmel hat den Sieg dir zugefuͤget/
Der mich als deinen Knecht fuͤr deine Fuͤſſe leget.
Hyelle.
Auf! auf! mein Damon auf! es iſt genug geſchertzt/
Hoͤr/ was die Baͤume ſchon von unſer Liebe ſagen.
Damon.
Ach! warte doch mein Kind und ſey noch eins gehertzt/
Die Baͤume duͤrffen es/ nicht zu verrahten wagen.
Hyelle.
Nun gute Nacht mein Schatz der Phœbus eilt zur Ruh/
Jch ſcheide zwar von dir/ der Geiſt ſtets bey dir bleibet.
Damon.
Der Himmel wehe dir mein Engel Anmuth zu/
Die dir mit ſtoltzer Freud’ Angſt/ Noht und Pein vertreibet.


An Silvien da ſie den Tod eines Sperlings
beweinete.
SO hoͤret doch einſt auf den Vogel zu beklagen
Und laßt das Augen-Paar mit Weinen ſtille ſeyn/
Jhr habet nichts von Noht und herber Angſt zu ſagen/
Ermuntert euren Geiſt/ und ſtellt das Hermen ein;
Der Vogel iſts nicht werth was ihr um ihn veruͤbet/
Wendt jene Koſtbarkeit der Thraͤnen beſſer an.
Und weil euch lang genug die treue Bruſt geliebet/
So goͤnnet/ daß ich euch vor ihn bedienen kan.
An
H 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0139" n="121"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante</hi> Gedichte.</hi> </fw><lb/>
            <lg n="37">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Damon.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Mein Leib der i&#x017F;t ermu&#x0364;dt/ er kan nicht wie er &#x017F;oll/</l><lb/>
              <l>Jhm fehlet Sta&#x0364;rck und Krafft dir Anmuth zu bereiten.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="38">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Hyelle.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>So hat mein <hi rendition="#aq">Damon</hi> doch <hi rendition="#aq">Hyellens</hi> Sinn be&#x017F;iegt/</l><lb/>
              <l>Und in der zarten Schooß den Liebes-Schatz gepra&#x0364;get.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="39">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Damon.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Nein! Nein der Himmel hat den Sieg dir zugefu&#x0364;get/</l><lb/>
              <l>Der mich als deinen Knecht fu&#x0364;r deine Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e leget.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="40">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Hyelle.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Auf! auf! mein <hi rendition="#aq">Damon</hi> auf! es i&#x017F;t genug ge&#x017F;chertzt/</l><lb/>
              <l>Ho&#x0364;r/ was die Ba&#x0364;ume &#x017F;chon von un&#x017F;er Liebe &#x017F;agen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="41">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Damon.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Ach! warte doch mein Kind und &#x017F;ey noch eins gehertzt/</l><lb/>
              <l>Die Ba&#x0364;ume du&#x0364;rffen es/ nicht zu verrahten wagen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="42">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Hyelle.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Nun gute Nacht mein Schatz der <hi rendition="#aq">Ph&#x0153;bus</hi> eilt zur Ruh/</l><lb/>
              <l>Jch &#x017F;cheide zwar von dir/ der Gei&#x017F;t &#x017F;tets bey dir bleibet.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="43">
              <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Damon.</hi> </hi> </head><lb/>
              <l>Der Himmel wehe dir mein Engel Anmuth zu/</l><lb/>
              <l>Die dir mit &#x017F;toltzer Freud&#x2019; Ang&#x017F;t/ Noht und Pein vertreibet.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">An <hi rendition="#aq">Silvien</hi> da &#x017F;ie den Tod eines Sperlings<lb/>
beweinete.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>O ho&#x0364;ret doch ein&#x017F;t auf den Vogel zu beklagen</l><lb/>
            <l>Und laßt das Augen-Paar mit Weinen &#x017F;tille &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Jhr habet nichts von Noht und herber Ang&#x017F;t zu &#x017F;agen/</l><lb/>
            <l>Ermuntert euren Gei&#x017F;t/ und &#x017F;tellt das Hermen ein;</l><lb/>
            <l>Der Vogel i&#x017F;ts nicht werth was ihr um ihn veru&#x0364;bet/</l><lb/>
            <l>Wendt jene Ko&#x017F;tbarkeit der Thra&#x0364;nen be&#x017F;&#x017F;er an.</l><lb/>
            <l>Und weil euch lang genug die treue Bru&#x017F;t geliebet/</l><lb/>
            <l>So go&#x0364;nnet/ daß ich euch vor ihn bedienen kan.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">H 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">An</hi> </fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[121/0139] Verliebte und galante Gedichte. Damon. Mein Leib der iſt ermuͤdt/ er kan nicht wie er ſoll/ Jhm fehlet Staͤrck und Krafft dir Anmuth zu bereiten. Hyelle. So hat mein Damon doch Hyellens Sinn beſiegt/ Und in der zarten Schooß den Liebes-Schatz gepraͤget. Damon. Nein! Nein der Himmel hat den Sieg dir zugefuͤget/ Der mich als deinen Knecht fuͤr deine Fuͤſſe leget. Hyelle. Auf! auf! mein Damon auf! es iſt genug geſchertzt/ Hoͤr/ was die Baͤume ſchon von unſer Liebe ſagen. Damon. Ach! warte doch mein Kind und ſey noch eins gehertzt/ Die Baͤume duͤrffen es/ nicht zu verrahten wagen. Hyelle. Nun gute Nacht mein Schatz der Phœbus eilt zur Ruh/ Jch ſcheide zwar von dir/ der Geiſt ſtets bey dir bleibet. Damon. Der Himmel wehe dir mein Engel Anmuth zu/ Die dir mit ſtoltzer Freud’ Angſt/ Noht und Pein vertreibet. An Silvien da ſie den Tod eines Sperlings beweinete. SO hoͤret doch einſt auf den Vogel zu beklagen Und laßt das Augen-Paar mit Weinen ſtille ſeyn/ Jhr habet nichts von Noht und herber Angſt zu ſagen/ Ermuntert euren Geiſt/ und ſtellt das Hermen ein; Der Vogel iſts nicht werth was ihr um ihn veruͤbet/ Wendt jene Koſtbarkeit der Thraͤnen beſſer an. Und weil euch lang genug die treue Bruſt geliebet/ So goͤnnet/ daß ich euch vor ihn bedienen kan. An H 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/139
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/139>, abgerufen am 22.11.2024.