Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Verliebte und galante Arien.
Meine Brust Lieb zugewinnen/
Die euch mehr als menschlich preißt.
Steine springen/
Stahl und Eysen läßt sich zwingen/
Und der Diamant zerfleust
Wenn man ihn mit Blut begeust/
Aber ach/ ihr seyd zu hart!
Meine Marter/ meine Klagen
Düncken euch ein leichter Schertz.
Du bist eine Tyger Art/
Und ein Wolff hat dich getragen/
Löwen zähmt man/ und die Bähren
Werden gleichfals zahm gemacht

ARIA.
Kan ich nicht dein Hertz erweichen?
So erblick ich schon den Tod.
RECIT.
Stirb nur beklemte Brust/
Dein Seuffzen/ deine Zähren
Werden doch vor nichts geacht/
Ja ich muß aus euch ihr Augen
Gifft vor süsse Nahrung saugen.
RECIT.
Schlechte Lust
Die zum Verderben
Eine matte Seele zwingt.
Doch was hilffts? ich muß doch sterben.
Denn ihr lacht zu meiner Noht.
RECIT.
Ja wenn ich seuffze/ wenn ich flehe/
Daß auch der Schall durch die holen Lüffte dringt
So bleibt mir doch kein Trost
Als daß ich nur zu Grabe gehe
Mein Schicksahl ist zu sehr erbooßt.
Und höhnt meine Jammer-Zeichen.
RECIT.
So bist du mehr als Stein
Und kanst kein Mensch nicht seyn/
Dra-

Verliebte und galante Arien.
Meine Bruſt Lieb zugewinnen/
Die euch mehr als menſchlich preißt.
Steine ſpringen/
Stahl und Eyſen laͤßt ſich zwingen/
Und der Diamant zerfleuſt
Wenn man ihn mit Blut begeuſt/
Aber ach/ ihr ſeyd zu hart!
Meine Marter/ meine Klagen
Duͤncken euch ein leichter Schertz.
Du biſt eine Tyger Art/
Und ein Wolff hat dich getragen/
Loͤwen zaͤhmt man/ und die Baͤhren
Werden gleichfals zahm gemacht

ARIA.
Kan ich nicht dein Hertz erweichen?
So erblick ich ſchon den Tod.
RECIT.
Stirb nur beklemte Bruſt/
Dein Seuffzen/ deine Zaͤhren
Werden doch vor nichts geacht/
Ja ich muß aus euch ihr Augen
Gifft vor ſuͤſſe Nahrung ſaugen.
RECIT.
Schlechte Luſt
Die zum Verderben
Eine matte Seele zwingt.
Doch was hilffts? ich muß doch ſterben.
Denn ihr lacht zu meiner Noht.
RECIT.
Ja wenn ich ſeuffze/ wenn ich flehe/
Daß auch der Schall durch die holen Luͤffte dringt
So bleibt mir doch kein Troſt
Als daß ich nur zu Grabe gehe
Mein Schickſahl iſt zu ſehr erbooßt.
Und hoͤhnt meine Jammer-Zeichen.
RECIT.
So biſt du mehr als Stein
Und kanſt kein Menſch nicht ſeyn/
Dra-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <lg type="poem">
          <lg n="2">
            <pb facs="#f0344" n="326"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Verliebte und <hi rendition="#aq">galante Arien.</hi></hi> </fw><lb/>
            <l>Meine Bru&#x017F;t Lieb zugewinnen/</l><lb/>
            <l>Die euch mehr als men&#x017F;chlich preißt.</l><lb/>
            <l>Steine &#x017F;pringen/</l><lb/>
            <l>Stahl und Ey&#x017F;en la&#x0364;ßt &#x017F;ich zwingen/</l><lb/>
            <l>Und der Diamant zerfleu&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Wenn man ihn mit Blut begeu&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Aber ach/ ihr &#x017F;eyd zu hart!</l><lb/>
            <l>Meine Marter/ meine Klagen</l><lb/>
            <l>Du&#x0364;ncken euch ein leichter Schertz.</l><lb/>
            <l>Du bi&#x017F;t eine Tyger Art/</l><lb/>
            <l>Und ein Wolff hat dich getragen/</l><lb/>
            <l>Lo&#x0364;wen za&#x0364;hmt man/ und die Ba&#x0364;hren</l><lb/>
            <l>Werden gleichfals zahm gemacht</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">ARIA.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Kan ich nicht dein Hertz erweichen?</l><lb/>
            <l>So erblick ich &#x017F;chon den Tod.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">RECIT.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Stirb nur beklemte Bru&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Dein Seuffzen/ deine Za&#x0364;hren</l><lb/>
            <l>Werden doch vor nichts geacht/</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Ja ich muß aus euch ihr Augen</hi> </l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Gifft vor &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e Nahrung &#x017F;augen.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="5">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">RECIT.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Schlechte Lu&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Die zum Verderben</l><lb/>
            <l>Eine matte Seele zwingt.</l><lb/>
            <l>Doch was hilffts? ich muß doch &#x017F;terben.</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Denn ihr lacht zu meiner Noht.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="6">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">RECIT.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <l>Ja wenn ich &#x017F;euffze/ wenn ich flehe/</l><lb/>
            <l>Daß auch der Schall durch die holen Lu&#x0364;ffte dringt</l><lb/>
            <l>So bleibt mir doch kein Tro&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Als daß ich nur zu Grabe gehe</l><lb/>
            <l>Mein Schick&#x017F;ahl i&#x017F;t zu &#x017F;ehr erbooßt.</l><lb/>
            <l> <hi rendition="#et">Und ho&#x0364;hnt meine Jammer-Zeichen.</hi> </l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <head> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">RECIT.</hi> </hi> </hi> </head><lb/>
            <l>So bi&#x017F;t du mehr als Stein</l><lb/>
            <l>Und kan&#x017F;t kein Men&#x017F;ch nicht &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Dra-</fw><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[326/0344] Verliebte und galante Arien. Meine Bruſt Lieb zugewinnen/ Die euch mehr als menſchlich preißt. Steine ſpringen/ Stahl und Eyſen laͤßt ſich zwingen/ Und der Diamant zerfleuſt Wenn man ihn mit Blut begeuſt/ Aber ach/ ihr ſeyd zu hart! Meine Marter/ meine Klagen Duͤncken euch ein leichter Schertz. Du biſt eine Tyger Art/ Und ein Wolff hat dich getragen/ Loͤwen zaͤhmt man/ und die Baͤhren Werden gleichfals zahm gemacht ARIA. Kan ich nicht dein Hertz erweichen? So erblick ich ſchon den Tod. RECIT. Stirb nur beklemte Bruſt/ Dein Seuffzen/ deine Zaͤhren Werden doch vor nichts geacht/ Ja ich muß aus euch ihr Augen Gifft vor ſuͤſſe Nahrung ſaugen. RECIT. Schlechte Luſt Die zum Verderben Eine matte Seele zwingt. Doch was hilffts? ich muß doch ſterben. Denn ihr lacht zu meiner Noht. RECIT. Ja wenn ich ſeuffze/ wenn ich flehe/ Daß auch der Schall durch die holen Luͤffte dringt So bleibt mir doch kein Troſt Als daß ich nur zu Grabe gehe Mein Schickſahl iſt zu ſehr erbooßt. Und hoͤhnt meine Jammer-Zeichen. RECIT. So biſt du mehr als Stein Und kanſt kein Menſch nicht ſeyn/ Dra-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/344
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 326. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/344>, abgerufen am 22.11.2024.