Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.III. Sinn-Gedichte. Der Entwurff einer Schönen. AN Schönheit kanst du wol der holden Venus gleichen/ Und dein Verstand darf nicht der klugen Pallas weichen/ Junonens Augen sind vereinet mit der Pracht Die zweyer Sonnen-Glantz an deinem Stirnen macht. Der Thetis Füsse sind mit deinen gar verschwistert/ Ja selbst der Himmel wird von deinem Glantz verdüstert/ Dein schönes Wesen läst nur Lieblichkeiten sehn/ Und machest/ daß du wirst noch tausend mahl so schön. Deutliche Liebes-Erklährung. Aus dem Frantzösischen. Die Schönheit ist gemacht/ Gleich da man euch gezeuget/ Und die zu Weg' gebracht/ Die mir mein Hertze beuget. Lasset mir die Gnade zu/ Daß ich euch dasselbe thu/ Was man eurer Mutter that Als man euch gemachet hat. Als sie sich über ihre braune Farbe beklagte. Schönste Brunette mein eintziges Leben/ Der ich mich stetig zum Diener ergeben/ Zürne nicht über die bräunliche Pracht/ Die recht galant aus deinem Antlitzt lacht. Pflegt X 5
III. Sinn-Gedichte. Der Entwurff einer Schoͤnen. AN Schoͤnheit kanſt du wol der holden Venus gleichen/ Und dein Verſtand darf nicht der klugen Pallas weichen/ Junonens Augen ſind vereinet mit der Pracht Die zweyer Sonnen-Glantz an deinem Stirnen macht. Der Thetis Fuͤſſe ſind mit deinen gar verſchwiſtert/ Ja ſelbſt der Himmel wird von deinem Glantz verduͤſtert/ Dein ſchoͤnes Weſen laͤſt nur Lieblichkeiten ſehn/ Und macheſt/ daß du wirſt noch tauſend mahl ſo ſchoͤn. Deutliche Liebes-Erklaͤhrung. Aus dem Frantzoͤſiſchen. Die Schoͤnheit iſt gemacht/ Gleich da man euch gezeuget/ Und die zu Weg’ gebracht/ Die mir mein Hertze beuget. Laſſet mir die Gnade zu/ Daß ich euch daſſelbe thu/ Was man eurer Mutter that Als man euch gemachet hat. Als ſie ſich uͤber ihre braune Farbe beklagte. Schoͤnſte Brunette mein eintziges Leben/ Der ich mich ſtetig zum Diener ergeben/ Zuͤrne nicht uͤber die braͤunliche Pracht/ Die recht galant aus deinem Antlitzt lacht. Pflegt X 5
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Der Entwurff einer Schoͤnen.
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Junonens Augen ſind vereinet mit der Pracht
Die zweyer Sonnen-Glantz an deinem Stirnen macht.
Der Thetis Fuͤſſe ſind mit deinen gar verſchwiſtert/
Ja ſelbſt der Himmel wird von deinem Glantz verduͤſtert/
Dein ſchoͤnes Weſen laͤſt nur Lieblichkeiten ſehn/
Und macheſt/ daß du wirſt noch tauſend mahl ſo ſchoͤn.
Deutliche Liebes-Erklaͤhrung.
Aus dem Frantzoͤſiſchen.
Die Schoͤnheit iſt gemacht/
Gleich da man euch gezeuget/
Und die zu Weg’ gebracht/
Die mir mein Hertze beuget.
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Als man euch gemachet hat.
Als ſie ſich uͤber ihre braune Farbe beklagte.
Schoͤnſte Brunette mein eintziges Leben/
Der ich mich ſtetig zum Diener ergeben/
Zuͤrne nicht uͤber die braͤunliche Pracht/
Die recht galant aus deinem Antlitzt lacht.
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Zitationshilfe: | Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/347>, abgerufen am 26.06.2024. |