Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Sinn-Gedichte. Wie hat sie alles denn/ nur Amorn nicht bekleidet/Jemehr der nackend ist/ je wenger er Frost leidet. Die unvergängliche Schönheit. Owen. Epigr. p. 110. SO offt eur holdes Aug ein Spiegel-Glas bestrahlet/ Und eure Schnee-Gestalt euch schön entgegen prahlet/ So denckt/ ich bin zwar schön/ allein der Schmuck zerbricht/ So schleunig/ als man auch ein Spiegel-Glas zernicht. Die widersprochene Klage. Owen. Epigr. p. 41. Die Ehe ist ein Joch/ das niemand mag ertragen/ Dis pflegt Alana stets den gantzen Tag zu klagen/ Doch bey der dunckeln Nacht stimmt sie gantz anderst an/ Weil sie alsdann die Eh nicht satsahm loben kan. Die Kuß-Rechnung. Owen. Epigr. p. 41. Gib mir drey Küsse her/ soll ich nicht dreye haben? So laß es zweene seyn beliebte Lesbia, Du nimst/ und giebst den Kuß/ wie viel sind nun der Gaben? Gieb mir mein Küßgen her/ sieh deiner ist schon da. Die schändliche Schönheit. Owen. Epigr. p. 48. Die Keuschheit ehrt dich nicht/ die Schönheit kennt dich nur/ Doch nichts ist schändlichers als eine schöne Hur. Der beliebte Dactylus. Owen. Epigr. p. 26. Wenn du der Liebsten wilt galante Verse schencken/ So must du allererst auf ihren Ausgang dencken: Nun wisse/ daß sonst nichts den Weibern mehr beliebt/ Als nur der Dactylus, sie sind darauf geübt. Die
Sinn-Gedichte. Wie hat ſie alles denn/ nur Amorn nicht bekleidet/Jemehr der nackend iſt/ je wenger er Froſt leidet. Die unvergaͤngliche Schoͤnheit. Owen. Epigr. p. 110. SO offt eur holdes Aug ein Spiegel-Glas beſtrahlet/ Und eure Schnee-Geſtalt euch ſchoͤn entgegen prahlet/ So denckt/ ich bin zwar ſchoͤn/ allein der Schmuck zerbricht/ So ſchleunig/ als man auch ein Spiegel-Glas zernicht. Die widerſprochene Klage. Owen. Epigr. p. 41. Die Ehe iſt ein Joch/ das niemand mag ertragen/ Dis pflegt Alana ſtets den gantzen Tag zu klagen/ Doch bey der dunckeln Nacht ſtimmt ſie gantz anderſt an/ Weil ſie alsdann die Eh nicht ſatſahm loben kan. Die Kuß-Rechnung. Owen. Epigr. p. 41. Gib mir drey Kuͤſſe her/ ſoll ich nicht dreye haben? So laß es zweene ſeyn beliebte Lesbia, Du nimſt/ und giebſt den Kuß/ wie viel ſind nun der Gaben? Gieb mir mein Kuͤßgen her/ ſieh deiner iſt ſchon da. Die ſchaͤndliche Schoͤnheit. Owen. Epigr. p. 48. Die Keuſchheit ehrt dich nicht/ die Schoͤnheit kennt dich nur/ Doch nichts iſt ſchaͤndlichers als eine ſchoͤne Hur. Der beliebte Dactylus. Owen. Epigr. p. 26. Wenn du der Liebſten wilt galante Verſe ſchencken/ So muſt du allererſt auf ihren Ausgang dencken: Nun wiſſe/ daß ſonſt nichts den Weibern mehr beliebt/ Als nur der Dactylus, ſie ſind darauf geuͤbt. Die
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Sinn-Gedichte.
Wie hat ſie alles denn/ nur Amorn nicht bekleidet/
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Die unvergaͤngliche Schoͤnheit.
Owen. Epigr. p. 110.
SO offt eur holdes Aug ein Spiegel-Glas beſtrahlet/
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So denckt/ ich bin zwar ſchoͤn/ allein der Schmuck zerbricht/
So ſchleunig/ als man auch ein Spiegel-Glas zernicht.
Die widerſprochene Klage.
Owen. Epigr. p. 41.
Die Ehe iſt ein Joch/ das niemand mag ertragen/
Dis pflegt Alana ſtets den gantzen Tag zu klagen/
Doch bey der dunckeln Nacht ſtimmt ſie gantz anderſt an/
Weil ſie alsdann die Eh nicht ſatſahm loben kan.
Die Kuß-Rechnung.
Owen. Epigr. p. 41.
Gib mir drey Kuͤſſe her/ ſoll ich nicht dreye haben?
So laß es zweene ſeyn beliebte Lesbia,
Du nimſt/ und giebſt den Kuß/ wie viel ſind nun der Gaben?
Gieb mir mein Kuͤßgen her/ ſieh deiner iſt ſchon da.
Die ſchaͤndliche Schoͤnheit.
Owen. Epigr. p. 48.
Die Keuſchheit ehrt dich nicht/ die Schoͤnheit kennt dich nur/
Doch nichts iſt ſchaͤndlichers als eine ſchoͤne Hur.
Der beliebte Dactylus.
Owen. Epigr. p. 26.
Wenn du der Liebſten wilt galante Verſe ſchencken/
So muſt du allererſt auf ihren Ausgang dencken:
Nun wiſſe/ daß ſonſt nichts den Weibern mehr beliebt/
Als nur der Dactylus, ſie ſind darauf geuͤbt.
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