Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Vermischte Gedichte. Kein Nelcken-Straus so nett in sich gemarmelt blühtAls man dis Heiligthum von aussen auffgeführet. Es war gantz Circul-rund von Marmor aufgebaut/ Zwölff Pfeiler stützeten der Cypris Allmachts-Tempel Nach Ordnung die Corinth am liebsten ausgehaut. Die innersten Pilarn, nach Dorischen Exempel/ Umfing ein Venus-Held mit Myrthen Laub bekrönnt. Hier brannte Hercules in heissen Liebes-Flammen/ Dem Paris sah mans an wohin er sich gesehnt. Drauf ließ sich der Anton und Caesar gleich beysammen Nach diesen Nero sich/ und denn Avitus sehn. Zur lincken Seiten sah ich alle die Poeten/ Die Paphos Ehren-Preiß mit lieblichen Gethön Auf Harffen/ Lauten-Spiel und angenehmen Flöhten Bis an die Sternen-Burg durch ihre Kunst geführt/ Hier stund Anacreon, Petronius, Catullus Recht prächtig angethan/ mit Lorbern ausgeziert/ Und dort Horatius, Ovidius, Marullus. Den Nahmen nach/ fand man da unvergleichlich mehr. Zuletzt so fiel der Sitz/ wo ihre Gottheit wohnte/ Mir Blöden ins Gesicht als ein Erstaunungs-Heer. Woselbst der Diamant des Türckis-Schein belohnte/ Wo ein gewünschter Stein den andern angestrahlt/ Woselbst der Anmuth-Schmuck aus allen Theilen lachte/ Wo sich Rubin und Gold ein Rosen-Feld gemahlt/ Wo dieses theure Bund ein nettes Schau-Spiel machte/ Da war Dionens Sitz. Auf einem Prunck-Altar Sah ich ein Opffer-Feur in blanen Flammen lodern/ Die holden Gratien, das Klee-geparte Paar. Die musten Amorn ab das theure Rauch-Werck fodern. Die Göttin selbst war nur mit zarten Flor geziert/ Wodurch der Glieder-Pracht mit starcken Flammen blitzte. Weil sie durch ihre Krafft Stein/ Bäum' und Thiere rührt/ So fiel es ihr nicht schwehr/ daß sie mein Hertz erhitzte. Denn wie Magnet den Stahl/ der Agtstein leichtes Spreu Durch Liebe an sich zieht/ so auch die nackten Brüste/ Die Nelcken gleiche Schooß zeigt/ daß sie lebhafft sey Denn welcher schaut sie wol/ dems nicht so fort gelüste. Der
Vermiſchte Gedichte. Kein Nelcken-Straus ſo nett in ſich gemarmelt bluͤhtAls man dis Heiligthum von auſſen auffgefuͤhret. Es war gantz Circul-rund von Marmor aufgebaut/ Zwoͤlff Pfeiler ſtuͤtzeten der Cypris Allmachts-Tempel Nach Ordnung die Corinth am liebſten ausgehaut. Die innerſten Pilarn, nach Doriſchen Exempel/ Umfing ein Venus-Held mit Myrthen Laub bekroͤnnt. Hier brannte Hercules in heiſſen Liebes-Flammen/ Dem Paris ſah mans an wohin er ſich geſehnt. Drauf ließ ſich der Anton und Cæſar gleich beyſammen Nach dieſen Nero ſich/ und denn Avitus ſehn. Zur lincken Seiten ſah ich alle die Poëten/ Die Paphos Ehren-Preiß mit lieblichen Gethoͤn Auf Harffen/ Lauten-Spiel und angenehmen Floͤhten Bis an die Sternen-Burg durch ihre Kunſt gefuͤhrt/ Hier ſtund Anacreon, Petronius, Catullus Recht praͤchtig angethan/ mit Lorbern ausgeziert/ Und dort Horatius, Ovidius, Marullus. Den Nahmen nach/ fand man da unvergleichlich mehr. Zuletzt ſo fiel der Sitz/ wo ihre Gottheit wohnte/ Mir Bloͤden ins Geſicht als ein Erſtaunungs-Heer. Woſelbſt der Diamant des Tuͤrckis-Schein belohnte/ Wo ein gewuͤnſchter Stein den andern angeſtrahlt/ Woſelbſt der Anmuth-Schmuck aus allen Theilen lachte/ Wo ſich Rubin und Gold ein Roſen-Feld gemahlt/ Wo dieſes theure Bund ein nettes Schau-Spiel machte/ Da war Dionens Sitz. Auf einem Prunck-Altar Sah ich ein Opffer-Feur in blanen Flammen lodern/ Die holden Gratien, das Klee-geparte Paar. Die muſten Amorn ab das theure Rauch-Werck fodern. Die Goͤttin ſelbſt war nur mit zarten Flor geziert/ Wodurch der Glieder-Pracht mit ſtarcken Flammen blitzte. Weil ſie durch ihre Krafft Stein/ Baͤum’ und Thiere ruͤhrt/ So fiel es ihr nicht ſchwehr/ daß ſie mein Hertz erhitzte. Denn wie Magnet den Stahl/ der Agtſtein leichtes Spreu Durch Liebe an ſich zieht/ ſo auch die nackten Bruͤſte/ Die Nelcken gleiche Schooß zeigt/ daß ſie lebhafft ſey Denn welcher ſchaut ſie wol/ dems nicht ſo fort geluͤſte. Der
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Vermiſchte Gedichte.
Kein Nelcken-Straus ſo nett in ſich gemarmelt bluͤht
Als man dis Heiligthum von auſſen auffgefuͤhret.
Es war gantz Circul-rund von Marmor aufgebaut/
Zwoͤlff Pfeiler ſtuͤtzeten der Cypris Allmachts-Tempel
Nach Ordnung die Corinth am liebſten ausgehaut.
Die innerſten Pilarn, nach Doriſchen Exempel/
Umfing ein Venus-Held mit Myrthen Laub bekroͤnnt.
Hier brannte Hercules in heiſſen Liebes-Flammen/
Dem Paris ſah mans an wohin er ſich geſehnt.
Drauf ließ ſich der Anton und Cæſar gleich beyſammen
Nach dieſen Nero ſich/ und denn Avitus ſehn.
Zur lincken Seiten ſah ich alle die Poëten/
Die Paphos Ehren-Preiß mit lieblichen Gethoͤn
Auf Harffen/ Lauten-Spiel und angenehmen Floͤhten
Bis an die Sternen-Burg durch ihre Kunſt gefuͤhrt/
Hier ſtund Anacreon, Petronius, Catullus
Recht praͤchtig angethan/ mit Lorbern ausgeziert/
Und dort Horatius, Ovidius, Marullus.
Den Nahmen nach/ fand man da unvergleichlich mehr.
Zuletzt ſo fiel der Sitz/ wo ihre Gottheit wohnte/
Mir Bloͤden ins Geſicht als ein Erſtaunungs-Heer.
Woſelbſt der Diamant des Tuͤrckis-Schein belohnte/
Wo ein gewuͤnſchter Stein den andern angeſtrahlt/
Woſelbſt der Anmuth-Schmuck aus allen Theilen lachte/
Wo ſich Rubin und Gold ein Roſen-Feld gemahlt/
Wo dieſes theure Bund ein nettes Schau-Spiel machte/
Da war Dionens Sitz. Auf einem Prunck-Altar
Sah ich ein Opffer-Feur in blanen Flammen lodern/
Die holden Gratien, das Klee-geparte Paar.
Die muſten Amorn ab das theure Rauch-Werck fodern.
Die Goͤttin ſelbſt war nur mit zarten Flor geziert/
Wodurch der Glieder-Pracht mit ſtarcken Flammen blitzte.
Weil ſie durch ihre Krafft Stein/ Baͤum’ und Thiere ruͤhrt/
So fiel es ihr nicht ſchwehr/ daß ſie mein Hertz erhitzte.
Denn wie Magnet den Stahl/ der Agtſtein leichtes Spreu
Durch Liebe an ſich zieht/ ſo auch die nackten Bruͤſte/
Die Nelcken gleiche Schooß zeigt/ daß ſie lebhafft ſey
Denn welcher ſchaut ſie wol/ dems nicht ſo fort geluͤſte.
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