Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Gedichte. Hier find' ich meine Lust in den bekleeten Augen/Wenn drauf im süssen Thau Aurorens Weinen fält. Mit dieser Lustbarkeit muß ich mich hier vergnügen; Jetzt muß ich seyn ein Knecht in der Egypter Land/ Bis nach verloffner Zeit die Lust mich ein wird wiegen Jn jenem Canaan bey dem beliebten Strand. Jndessen lebe wohl/ dein Glücke muß stets blühen/ Dein Auge schaue nichts als lauter Wohlergehn/ Die Segens-Wolcke soll auf deine Scheitel ziehen/ Und was behaglich ist/ muß dir zur Seiten stehn. Es mehre sich die Pracht der angenehmen Glieder/ Grün wie ein Cedern-Baum am Berge Libanon, Daß/ wann ich dermahleinst komm' aus der Wüsten wieder/ Jch gegen deine Pracht verachte Thron und Kron. Du aber Solime, du Stern und Kern von allen/ Dein Angedencken macht/ daß ich noch lebend bin/ Dein Bild verwehret mir in Ohnmacht hinzufallen/ Sonst fiel der matte Leib/ wie zarte Blumen/ hin. Liebes-Gespräch zwischen unsern ersten Eltern. Adam. Welch unbekannte Brunst beseelet meine Brust?Was vor ein himmlisch Feur erwärmet meine Glieder? Jn meinem Hertzen glimmt ein Zunder fremder Lust/ Mein Ohr/ das höret nichts als lauter Liebes-Lieder. Der Vogel lockt das Weib mit halb erstorbner Stimm/ Die Fische in dem Meer in Lust zusammen schertzen/ Der Leue wird ein Lamm/ er heget keinen Grimm/ Die Thiere dieser Welt sich in die Wette hertzen. Nur ich/ ich aller Herr was dieser Erd-Kreyß hegt/ Muß in der stummen Glut ohn einzig Labsahl brennen/ Jch finde kein Geschöpff zu dem mein Sinn sich legt/ Gehülffen kan ich nicht zu meiner Kühlung kennen. Doch was beklag' ich mich? da ich zur Stillung hab Die Eva, die mir ist von meinem Fleisch genommen/ Die B 5
Verliebte und galante Gedichte. Hier find’ ich meine Luſt in den bekleeten Augen/Wenn drauf im ſuͤſſen Thau Aurorens Weinen faͤlt. Mit dieſer Luſtbarkeit muß ich mich hier vergnuͤgen; Jetzt muß ich ſeyn ein Knecht in der Egypter Land/ Bis nach verloffner Zeit die Luſt mich ein wird wiegen Jn jenem Canaan bey dem beliebten Strand. Jndeſſen lebe wohl/ dein Gluͤcke muß ſtets bluͤhen/ Dein Auge ſchaue nichts als lauter Wohlergehn/ Die Segens-Wolcke ſoll auf deine Scheitel ziehen/ Und was behaglich iſt/ muß dir zur Seiten ſtehn. Es mehre ſich die Pracht der angenehmen Glieder/ Gruͤn wie ein Cedern-Baum am Berge Libanon, Daß/ wann ich dermahleinſt komm’ aus der Wuͤſten wieder/ Jch gegen deine Pracht verachte Thron und Kron. Du aber Solime, du Stern und Kern von allen/ Dein Angedencken macht/ daß ich noch lebend bin/ Dein Bild verwehret mir in Ohnmacht hinzufallen/ Sonſt fiel der matte Leib/ wie zarte Blumen/ hin. Liebes-Geſpraͤch zwiſchen unſern erſten Eltern. Adam. Welch unbekannte Brunſt beſeelet meine Bruſt?Was vor ein him̃liſch Feur erwaͤrmet meine Glieder? Jn meinem Hertzen glimmt ein Zunder fremder Luſt/ Mein Ohr/ das hoͤret nichts als lauter Liebes-Lieder. Der Vogel lockt das Weib mit halb erſtorbner Stimm/ Die Fiſche in dem Meer in Luſt zuſammen ſchertzen/ Der Leue wird ein Lamm/ er heget keinen Grimm/ Die Thiere dieſer Welt ſich in die Wette hertzen. Nur ich/ ich aller Herr was dieſer Erd-Kreyß hegt/ Muß in der ſtummen Glut ohn einzig Labſahl brennen/ Jch finde kein Geſchoͤpff zu dem mein Sinn ſich legt/ Gehuͤlffen kan ich nicht zu meiner Kuͤhlung kennen. Doch was beklag’ ich mich? da ich zur Stillung hab Die Eva, die mir iſt von meinem Fleiſch genommen/ Die B 5
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Verliebte und galante Gedichte.
Hier find’ ich meine Luſt in den bekleeten Augen/
Wenn drauf im ſuͤſſen Thau Aurorens Weinen faͤlt.
Mit dieſer Luſtbarkeit muß ich mich hier vergnuͤgen;
Jetzt muß ich ſeyn ein Knecht in der Egypter Land/
Bis nach verloffner Zeit die Luſt mich ein wird wiegen
Jn jenem Canaan bey dem beliebten Strand.
Jndeſſen lebe wohl/ dein Gluͤcke muß ſtets bluͤhen/
Dein Auge ſchaue nichts als lauter Wohlergehn/
Die Segens-Wolcke ſoll auf deine Scheitel ziehen/
Und was behaglich iſt/ muß dir zur Seiten ſtehn.
Es mehre ſich die Pracht der angenehmen Glieder/
Gruͤn wie ein Cedern-Baum am Berge Libanon,
Daß/ wann ich dermahleinſt komm’ aus der Wuͤſten wieder/
Jch gegen deine Pracht verachte Thron und Kron.
Du aber Solime, du Stern und Kern von allen/
Dein Angedencken macht/ daß ich noch lebend bin/
Dein Bild verwehret mir in Ohnmacht hinzufallen/
Sonſt fiel der matte Leib/ wie zarte Blumen/ hin.
Liebes-Geſpraͤch zwiſchen unſern
erſten Eltern.
Adam.
Welch unbekannte Brunſt beſeelet meine Bruſt?
Was vor ein him̃liſch Feur erwaͤrmet meine Glieder?
Jn meinem Hertzen glimmt ein Zunder fremder Luſt/
Mein Ohr/ das hoͤret nichts als lauter Liebes-Lieder.
Der Vogel lockt das Weib mit halb erſtorbner Stimm/
Die Fiſche in dem Meer in Luſt zuſammen ſchertzen/
Der Leue wird ein Lamm/ er heget keinen Grimm/
Die Thiere dieſer Welt ſich in die Wette hertzen.
Nur ich/ ich aller Herr was dieſer Erd-Kreyß hegt/
Muß in der ſtummen Glut ohn einzig Labſahl brennen/
Jch finde kein Geſchoͤpff zu dem mein Sinn ſich legt/
Gehuͤlffen kan ich nicht zu meiner Kuͤhlung kennen.
Doch was beklag’ ich mich? da ich zur Stillung hab
Die Eva, die mir iſt von meinem Fleiſch genommen/
Die
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