Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite
Vermischte Gedichte.


Hier geb ich dir gantz recht/ denn deine Augen sind
Mit rohten Sammt belegt/ so die vergangne Zeit/
Als wie ein schlauher Dieb gantz schleunig und geschwind
Den Wangen weggeraubt und allda ausgestreut.
Dann heists; seht doch mein Spiegel an
Wie schön es kan
Mich so galant und nett als wol ein Mädgen preisen/
Den Hals als Marmor weisen/
Der weisser als der Schnee
Und wie die Blüth vom Schlee.


Auch diesem Fall ich bey/ dein Hals ist Marmor-Stein
Der mit dem Eben-Holtz noch vor dem Richter steht/
Die Brust/ die ist so weis/ als die Citronen seyn/
Damit die Trödel-Frau von Thür zu Thüren geht.
Dann gehts/ schaut die schönen Brüste
Und die Lüste
So deren Kosten zeugt/ die Buhlers nie geschmecket/
Weil sie von mir verstecket
Als solche Schätze sind/
Die man nicht jeden günnt.


Der Kern ist auffgezehrt/ zieh nur die Schaalen ein/
Vergrabe nicht den Schatz/ den man nicht mahl begehrt/
Die leeren Träbern muß man vor die Schweine streun/
Es muß was feiners seyn/ was solch ein Gast verehrt/
Als deine abgenützte Brust
Der Maden Lust.
Sie sehn natürlich aus wie ausgeleerte Taschen
Darinnen nichts zu naschen
Vor frische Buhlers ist/
Der Wurm und Krebs sie frist.


An die übelsehende Lupina, da sie sich be-
schlaffen lassen.
Lupina brich den Brief/ den eine fremde Hand
Als einen Glückes-Wunsch zu deiner Wohnung schicket/
Weil
D d 2
Vermiſchte Gedichte.


Hier geb ich dir gantz recht/ denn deine Augen ſind
Mit rohten Sammt belegt/ ſo die vergangne Zeit/
Als wie ein ſchlauher Dieb gantz ſchleunig und geſchwind
Den Wangen weggeraubt und allda ausgeſtreut.
Dann heiſts; ſeht doch mein Spiegel an
Wie ſchoͤn es kan
Mich ſo galant und nett als wol ein Maͤdgen preiſen/
Den Hals als Marmor weiſen/
Der weiſſer als der Schnee
Und wie die Bluͤth vom Schlee.


Auch dieſem Fall ich bey/ dein Hals iſt Marmor-Stein
Der mit dem Eben-Holtz noch vor dem Richter ſteht/
Die Bruſt/ die iſt ſo weis/ als die Citronen ſeyn/
Damit die Troͤdel-Frau von Thuͤr zu Thuͤren geht.
Dann gehts/ ſchaut die ſchoͤnen Bruͤſte
Und die Luͤſte
So deren Koſten zeugt/ die Buhlers nie geſchmecket/
Weil ſie von mir verſtecket
Als ſolche Schaͤtze ſind/
Die man nicht jeden guͤnnt.


Der Kern iſt auffgezehrt/ zieh nur die Schaalen ein/
Vergrabe nicht den Schatz/ den man nicht mahl begehrt/
Die leeren Traͤbern muß man vor die Schweine ſtreun/
Es muß was feiners ſeyn/ was ſolch ein Gaſt verehrt/
Als deine abgenuͤtzte Bruſt
Der Maden Luſt.
Sie ſehn natuͤrlich aus wie ausgeleerte Taſchen
Darinnen nichts zu naſchen
Vor friſche Buhlers iſt/
Der Wurm und Krebs ſie friſt.


An die uͤbelſehende Lupina, da ſie ſich be-
ſchlaffen laſſen.
Lupina brich den Brief/ den eine fremde Hand
Als einen Gluͤckes-Wunſch zu deiner Wohnung ſchicket/
Weil
D d 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0437" n="419"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Hier geb ich dir gantz recht/ denn deine Augen &#x017F;ind</l><lb/>
            <l>Mit rohten Sammt belegt/ &#x017F;o die vergangne Zeit/</l><lb/>
            <l>Als wie ein &#x017F;chlauher Dieb gantz &#x017F;chleunig und ge&#x017F;chwind</l><lb/>
            <l>Den Wangen weggeraubt und allda ausge&#x017F;treut.</l><lb/>
            <l>Dann hei&#x017F;ts; &#x017F;eht doch mein Spiegel an</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;cho&#x0364;n es kan</l><lb/>
            <l>Mich &#x017F;o galant und nett als wol ein Ma&#x0364;dgen prei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Den Hals als <hi rendition="#aq">Marmor</hi> wei&#x017F;en/</l><lb/>
            <l>Der wei&#x017F;&#x017F;er als der Schnee</l><lb/>
            <l>Und wie die Blu&#x0364;th vom Schlee.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Auch die&#x017F;em Fall ich bey/ dein Hals i&#x017F;t Marmor-Stein</l><lb/>
            <l>Der mit dem Eben-Holtz noch vor dem Richter &#x017F;teht/</l><lb/>
            <l>Die Bru&#x017F;t/ die i&#x017F;t &#x017F;o weis/ als die Citronen &#x017F;eyn/</l><lb/>
            <l>Damit die Tro&#x0364;del-Frau von Thu&#x0364;r zu Thu&#x0364;ren geht.</l><lb/>
            <l>Dann gehts/ &#x017F;chaut die &#x017F;cho&#x0364;nen Bru&#x0364;&#x017F;te</l><lb/>
            <l>Und die Lu&#x0364;&#x017F;te</l><lb/>
            <l>So deren Ko&#x017F;ten zeugt/ die Buhlers nie ge&#x017F;chmecket/</l><lb/>
            <l>Weil &#x017F;ie von mir ver&#x017F;tecket</l><lb/>
            <l>Als &#x017F;olche Scha&#x0364;tze &#x017F;ind/</l><lb/>
            <l>Die man nicht jeden gu&#x0364;nnt.</l>
          </lg><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Der Kern i&#x017F;t auffgezehrt/ zieh nur die Schaalen ein/</l><lb/>
            <l>Vergrabe nicht den Schatz/ den man nicht mahl begehrt/</l><lb/>
            <l>Die leeren Tra&#x0364;bern muß man vor die Schweine &#x017F;treun/</l><lb/>
            <l>Es muß was feiners &#x017F;eyn/ was &#x017F;olch ein Ga&#x017F;t verehrt/</l><lb/>
            <l>Als deine abgenu&#x0364;tzte Bru&#x017F;t</l><lb/>
            <l>Der Maden Lu&#x017F;t.</l><lb/>
            <l>Sie &#x017F;ehn natu&#x0364;rlich aus wie ausgeleerte Ta&#x017F;chen</l><lb/>
            <l>Darinnen nichts zu na&#x017F;chen</l><lb/>
            <l>Vor fri&#x017F;che Buhlers i&#x017F;t/</l><lb/>
            <l>Der Wurm und Krebs &#x017F;ie fri&#x017F;t.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">An die u&#x0364;bel&#x017F;ehende <hi rendition="#aq">Lupina,</hi> da &#x017F;ie &#x017F;ich be-<lb/>
&#x017F;chlaffen la&#x017F;&#x017F;en.</hi> </head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">L</hi>upina</hi> brich den Brief/ den eine fremde Hand</l><lb/>
            <l>Als einen Glu&#x0364;ckes-Wun&#x017F;ch zu deiner Wohnung &#x017F;chicket/</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">D d 2</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">Weil</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[419/0437] Vermiſchte Gedichte. Hier geb ich dir gantz recht/ denn deine Augen ſind Mit rohten Sammt belegt/ ſo die vergangne Zeit/ Als wie ein ſchlauher Dieb gantz ſchleunig und geſchwind Den Wangen weggeraubt und allda ausgeſtreut. Dann heiſts; ſeht doch mein Spiegel an Wie ſchoͤn es kan Mich ſo galant und nett als wol ein Maͤdgen preiſen/ Den Hals als Marmor weiſen/ Der weiſſer als der Schnee Und wie die Bluͤth vom Schlee. Auch dieſem Fall ich bey/ dein Hals iſt Marmor-Stein Der mit dem Eben-Holtz noch vor dem Richter ſteht/ Die Bruſt/ die iſt ſo weis/ als die Citronen ſeyn/ Damit die Troͤdel-Frau von Thuͤr zu Thuͤren geht. Dann gehts/ ſchaut die ſchoͤnen Bruͤſte Und die Luͤſte So deren Koſten zeugt/ die Buhlers nie geſchmecket/ Weil ſie von mir verſtecket Als ſolche Schaͤtze ſind/ Die man nicht jeden guͤnnt. Der Kern iſt auffgezehrt/ zieh nur die Schaalen ein/ Vergrabe nicht den Schatz/ den man nicht mahl begehrt/ Die leeren Traͤbern muß man vor die Schweine ſtreun/ Es muß was feiners ſeyn/ was ſolch ein Gaſt verehrt/ Als deine abgenuͤtzte Bruſt Der Maden Luſt. Sie ſehn natuͤrlich aus wie ausgeleerte Taſchen Darinnen nichts zu naſchen Vor friſche Buhlers iſt/ Der Wurm und Krebs ſie friſt. An die uͤbelſehende Lupina, da ſie ſich be- ſchlaffen laſſen. Lupina brich den Brief/ den eine fremde Hand Als einen Gluͤckes-Wunſch zu deiner Wohnung ſchicket/ Weil D d 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/437
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/437>, abgerufen am 24.11.2024.