Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.

Bild:
<< vorherige Seite

Vermischte Gedichte.
Und können eure Lieder
Kein Halleluja seyn/
So stellt davor sich wieder
Ein Miserere ein.

8.
Jhr aber/ die ihr noch in euren jungen Jahren/
Euch rath' ich als ein Freund gebt etwas bessern Kauff/
Soll euch nicht gleiches Glück wie jenen wiederfahren/
So zieht/ wenn einer kommt/ gelinder Sayten auf.
Gedenckt jetzt sind die Zeiten/
Davon man sagen kan/
Es werden sieben streiten
Um einen eintzgen Mann.


Auf die spröden Mädgen zu J * *
1.
Auch bisweilen streuben sich
Die absurden Mädgen/
Daß sie lauffen vor den Stich
Gar aus unsern Städgen.
Doch wenns ihnen kommt im Sinn/
Halten sie/ sie jeden hin/
Lassen sich den auch recht derbe stossen.
2.
Ja sie wollen schöner seyn/
Als die besten Damen,
Und der abgeschmackte Schein
Trägt Helenens Nahmen/
Da sie doch mit ihrer Pracht
Leuchten wie ein Rotz bey Nacht/
Oder wie ein schwartzer Schornstein-Fegen.
3.
Doch sie sind sehr rahr und theur
Mit den gelben Dingern/
Und gedeyn zum Ungeheur
Wenn man denckt zu fingern/
Decken gleich die Lappen zu/
Daß man nichts galantes thu/
Noch derselben Grösse was vermehre.
4. Ge-
D d 4

Vermiſchte Gedichte.
Und koͤnnen eure Lieder
Kein Halleluja ſeyn/
So ſtellt davor ſich wieder
Ein Miſerere ein.

8.
Jhr aber/ die ihr noch in euren jungen Jahren/
Euch rath’ ich als ein Freund gebt etwas beſſern Kauff/
Soll euch nicht gleiches Gluͤck wie jenen wiederfahren/
So zieht/ wenn einer kommt/ gelinder Sayten auf.
Gedenckt jetzt ſind die Zeiten/
Davon man ſagen kan/
Es werden ſieben ſtreiten
Um einen eintzgen Mann.


Auf die ſproͤden Maͤdgen zu J * *
1.
Auch bisweilen ſtreuben ſich
Die abſurden Maͤdgen/
Daß ſie lauffen vor den Stich
Gar aus unſern Staͤdgen.
Doch wenns ihnen kommt im Sinn/
Halten ſie/ ſie jeden hin/
Laſſen ſich den auch recht derbe ſtoſſen.
2.
Ja ſie wollen ſchoͤner ſeyn/
Als die beſten Damen,
Und der abgeſchmackte Schein
Traͤgt Helenens Nahmen/
Da ſie doch mit ihrer Pracht
Leuchten wie ein Rotz bey Nacht/
Oder wie ein ſchwartzer Schornſtein-Fegen.
3.
Doch ſie ſind ſehr rahr und theur
Mit den gelben Dingern/
Und gedeyn zum Ungeheur
Wenn man denckt zu fingern/
Decken gleich die Lappen zu/
Daß man nichts galantes thu/
Noch derſelben Groͤſſe was vermehre.
4. Ge-
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <lg n="7">
              <pb facs="#f0441" n="423"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Vermi&#x017F;chte Gedichte.</hi> </fw><lb/>
              <l>Und ko&#x0364;nnen eure Lieder</l><lb/>
              <l>Kein Halleluja &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>So &#x017F;tellt davor &#x017F;ich wieder</l><lb/>
              <l>Ein <hi rendition="#aq">Mi&#x017F;erere</hi> ein.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="8">
              <head> <hi rendition="#c">8.</hi> </head><lb/>
              <l>Jhr aber/ die ihr noch in euren jungen Jahren/</l><lb/>
              <l>Euch rath&#x2019; ich als ein Freund gebt etwas be&#x017F;&#x017F;ern Kauff/</l><lb/>
              <l>Soll euch nicht gleiches Glu&#x0364;ck wie jenen wiederfahren/</l><lb/>
              <l>So zieht/ wenn einer kommt/ gelinder Sayten auf.</l><lb/>
              <l>Gedenckt jetzt &#x017F;ind die Zeiten/</l><lb/>
              <l>Davon man &#x017F;agen kan/</l><lb/>
              <l>Es werden &#x017F;ieben &#x017F;treiten</l><lb/>
              <l>Um einen eintzgen Mann.</l>
            </lg>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <head> <hi rendition="#b">Auf die &#x017F;pro&#x0364;den Ma&#x0364;dgen zu <hi rendition="#aq">J</hi> * *</hi> </head><lb/>
            <lg n="1">
              <head> <hi rendition="#c">1.</hi> </head><lb/>
              <l><hi rendition="#in">A</hi>uch bisweilen &#x017F;treuben &#x017F;ich</l><lb/>
              <l>Die <hi rendition="#aq">ab&#x017F;ur</hi>den Ma&#x0364;dgen/</l><lb/>
              <l>Daß &#x017F;ie lauffen vor den Stich</l><lb/>
              <l>Gar aus un&#x017F;ern Sta&#x0364;dgen.</l><lb/>
              <l>Doch wenns ihnen kommt im Sinn/</l><lb/>
              <l>Halten &#x017F;ie/ &#x017F;ie jeden hin/</l><lb/>
              <l>La&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich den auch recht derbe &#x017F;to&#x017F;&#x017F;en.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="2">
              <head> <hi rendition="#c">2.</hi> </head><lb/>
              <l>Ja &#x017F;ie wollen &#x017F;cho&#x0364;ner &#x017F;eyn/</l><lb/>
              <l>Als die be&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Damen,</hi></l><lb/>
              <l>Und der abge&#x017F;chmackte Schein</l><lb/>
              <l>Tra&#x0364;gt <hi rendition="#aq">Helenens</hi> Nahmen/</l><lb/>
              <l>Da &#x017F;ie doch mit ihrer Pracht</l><lb/>
              <l>Leuchten wie ein Rotz bey Nacht/</l><lb/>
              <l>Oder wie ein &#x017F;chwartzer Schorn&#x017F;tein-Fegen.</l>
            </lg><lb/>
            <lg n="3">
              <head> <hi rendition="#c">3.</hi> </head><lb/>
              <l>Doch &#x017F;ie &#x017F;ind &#x017F;ehr rahr und theur</l><lb/>
              <l>Mit den gelben Dingern/</l><lb/>
              <l>Und gedeyn zum Ungeheur</l><lb/>
              <l>Wenn man denckt zu fingern/</l><lb/>
              <l>Decken gleich die Lappen zu/</l><lb/>
              <l>Daß man nichts <hi rendition="#aq">galantes</hi> thu/</l><lb/>
              <l>Noch der&#x017F;elben Gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;e was vermehre.</l>
            </lg><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw>
            <fw place="bottom" type="catch">4. Ge-</fw><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0441] Vermiſchte Gedichte. Und koͤnnen eure Lieder Kein Halleluja ſeyn/ So ſtellt davor ſich wieder Ein Miſerere ein. 8. Jhr aber/ die ihr noch in euren jungen Jahren/ Euch rath’ ich als ein Freund gebt etwas beſſern Kauff/ Soll euch nicht gleiches Gluͤck wie jenen wiederfahren/ So zieht/ wenn einer kommt/ gelinder Sayten auf. Gedenckt jetzt ſind die Zeiten/ Davon man ſagen kan/ Es werden ſieben ſtreiten Um einen eintzgen Mann. Auf die ſproͤden Maͤdgen zu J * * 1. Auch bisweilen ſtreuben ſich Die abſurden Maͤdgen/ Daß ſie lauffen vor den Stich Gar aus unſern Staͤdgen. Doch wenns ihnen kommt im Sinn/ Halten ſie/ ſie jeden hin/ Laſſen ſich den auch recht derbe ſtoſſen. 2. Ja ſie wollen ſchoͤner ſeyn/ Als die beſten Damen, Und der abgeſchmackte Schein Traͤgt Helenens Nahmen/ Da ſie doch mit ihrer Pracht Leuchten wie ein Rotz bey Nacht/ Oder wie ein ſchwartzer Schornſtein-Fegen. 3. Doch ſie ſind ſehr rahr und theur Mit den gelben Dingern/ Und gedeyn zum Ungeheur Wenn man denckt zu fingern/ Decken gleich die Lappen zu/ Daß man nichts galantes thu/ Noch derſelben Groͤſſe was vermehre. 4. Ge- D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/441
Zitationshilfe: Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/441>, abgerufen am 23.11.2024.