Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716.Verliebte und galante Gedichte. Darf ich nicht die Finger treibenAn das Land der Lüste hin? Kan man das wol dreiste nennen/ Was die treue Hand verübt? Die zum Opffer sich verbrennen Hat man jederzeit geliebt. So kan auch mein Unternehmen/ Gar kein Trieb der Geilheit seyn; Denn zum Opffer sich bequehmen/ Nimmt nicht lüstern Geister ein. Jst es nicht des Schoosses Ehre? Wenn sie krönet meine Hand/ Weil ich ihr gantz zu gehöre/ Grüsse ich das schöne Land. Wo sind wol die zarten Wellen/ So des Lebens Perlen thaun/ Und der Wollust Lager-Stellen Als in ihrer Schooß zu schaun? Durch das Opffer treuer Finger Wird kein Heiligthum beschmitzt; So wird auch ihr Schooß nicht ringer Wenn sie meine Hand beschützt. Schützt den Eingang dieses Landes/ Hat ihr Mund ja selbst gesagt; Ehrt man nicht die Pracht des Strandes/ Vor den man sein Leben wagt? Sündigen denn meine Hände Wenn sie ihr Gebote thun/ Und als eigne Liebes-Pfände Bey des Schoosses Eingang ruhn? Jsrael geht durch die Wüsten Aus der strengen Dienstbarkeit/ Solte mich denn nicht gelüsten Auch zu seyn in Sicherheit? Jst nicht in den Rosen-Gründen Amors liebster Ruhe-Platz/ Und die dunckle Grufft zu finden So verwahret seinen Schatz? Tau-
Verliebte und galante Gedichte. Darf ich nicht die Finger treibenAn das Land der Luͤſte hin? Kan man das wol dreiſte nennen/ Was die treue Hand veruͤbt? Die zum Opffer ſich verbrennen Hat man jederzeit geliebt. So kan auch mein Unternehmen/ Gar kein Trieb der Geilheit ſeyn; Denn zum Opffer ſich bequehmen/ Nimmt nicht luͤſtern Geiſter ein. Jſt es nicht des Schooſſes Ehre? Wenn ſie kroͤnet meine Hand/ Weil ich ihr gantz zu gehoͤre/ Gruͤſſe ich das ſchoͤne Land. Wo ſind wol die zarten Wellen/ So des Lebens Perlen thaun/ Und der Wolluſt Lager-Stellen Als in ihrer Schooß zu ſchaun? Durch das Opffer treuer Finger Wird kein Heiligthum beſchmitzt; So wird auch ihr Schooß nicht ringer Wenn ſie meine Hand beſchuͤtzt. Schuͤtzt den Eingang dieſes Landes/ Hat ihr Mund ja ſelbſt geſagt; Ehrt man nicht die Pracht des Strandes/ Vor den man ſein Leben wagt? Suͤndigen denn meine Haͤnde Wenn ſie ihr Gebote thun/ Und als eigne Liebes-Pfaͤnde Bey des Schooſſes Eingang ruhn? Jſrael geht durch die Wuͤſten Aus der ſtrengen Dienſtbarkeit/ Solte mich denn nicht geluͤſten Auch zu ſeyn in Sicherheit? Jſt nicht in den Roſen-Gruͤnden Amors liebſter Ruhe-Platz/ Und die dunckle Grufft zu finden So verwahret ſeinen Schatz? Tau-
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Verliebte und galante Gedichte.
Darf ich nicht die Finger treiben
An das Land der Luͤſte hin?
Kan man das wol dreiſte nennen/
Was die treue Hand veruͤbt?
Die zum Opffer ſich verbrennen
Hat man jederzeit geliebt.
So kan auch mein Unternehmen/
Gar kein Trieb der Geilheit ſeyn;
Denn zum Opffer ſich bequehmen/
Nimmt nicht luͤſtern Geiſter ein.
Jſt es nicht des Schooſſes Ehre?
Wenn ſie kroͤnet meine Hand/
Weil ich ihr gantz zu gehoͤre/
Gruͤſſe ich das ſchoͤne Land.
Wo ſind wol die zarten Wellen/
So des Lebens Perlen thaun/
Und der Wolluſt Lager-Stellen
Als in ihrer Schooß zu ſchaun?
Durch das Opffer treuer Finger
Wird kein Heiligthum beſchmitzt;
So wird auch ihr Schooß nicht ringer
Wenn ſie meine Hand beſchuͤtzt.
Schuͤtzt den Eingang dieſes Landes/
Hat ihr Mund ja ſelbſt geſagt;
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Vor den man ſein Leben wagt?
Suͤndigen denn meine Haͤnde
Wenn ſie ihr Gebote thun/
Und als eigne Liebes-Pfaͤnde
Bey des Schooſſes Eingang ruhn?
Jſrael geht durch die Wuͤſten
Aus der ſtrengen Dienſtbarkeit/
Solte mich denn nicht geluͤſten
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Tau-
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Zitationshilfe: | Celander [i. e. Gressel, Johann Georg]: Verliebte-Galante/ Sinn-Vermischte und Grab-Gedichte. Hamburg u. a., 1716, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/gressel_grabgedichte_1716/70>, abgerufen am 16.02.2025. |