Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830. (Von einem zahlreichen Haufen Volks; jeden Geschlechts und Al- ters gefolgt, kommt Bancbanus. Zu seinen beiden Seiten, etwas nach rückwärts, gehen die Grafen Simon und Pe- ter, ohne Waffen, Ketten an den Händen. Graf Peter und alles Volk kniet.) Bancbanus. Knie' nieder, Simon! -- Simon, beug' dein Knie! Es ist dein Herr, du kannst es ohne Schande. (Simon kniet nieder.) Mein königlicher Herr, und mein Gebieter! Wir nahen dir, die Bürger einer Stadt, Die ihrer Pflicht vergaß zu diesen Stunden; Doch schnell zur Reu', und rasch zurückgekehrt, Die Pforten öffnet, in den Staub sich beugt, Zu deiner Gnad' und Ungnad' sich ergebend. Ausliefert auch die Häupter der Empörung, Hier, Grafen Simon, der mein Bruder war -- Nein, ist, noch immer ist, mein theurer Bruder, Und Grafen Peter, meiner armen Erny -- Den Bruder meines früh verblich'nen Weib's. Dich bittend auch -- (Näher tretend.) Wir haben viel gelitten, Seit du nicht bei uns warst, mein Herr und König! Dahingegangen sind der Lieben Viele; Und eh' ich weiter rede, so erlaub', Daß ich, das Aug' gedrückt an deine Knie, In Thränen derer denke, die gewesen. (Er fällt vor ihm nieder, und umfaßt seine Knie.) König (nach einer Pause, zurücktretend). Bancban! Bancban! Du ungetreuer Knecht! Wie hast du deines Herren Haus verwaltet? (Von einem zahlreichen Haufen Volks; jeden Geſchlechts und Al- ters gefolgt, kommt Bancbanus. Zu ſeinen beiden Seiten, etwas nach rückwärts, gehen die Grafen Simon und Pe- ter, ohne Waffen, Ketten an den Händen. Graf Peter und alles Volk kniet.) Bancbanus. Knie’ nieder, Simon! — Simon, beug’ dein Knie! Es iſt dein Herr, du kannſt es ohne Schande. (Simon kniet nieder.) Mein königlicher Herr, und mein Gebieter! Wir nahen dir, die Bürger einer Stadt, Die ihrer Pflicht vergaß zu dieſen Stunden; Doch ſchnell zur Reu’, und raſch zurückgekehrt, Die Pforten öffnet, in den Staub ſich beugt, Zu deiner Gnad’ und Ungnad’ ſich ergebend. Ausliefert auch die Häupter der Empörung, Hier, Grafen Simon, der mein Bruder war — Nein, iſt, noch immer iſt, mein theurer Bruder, Und Grafen Peter, meiner armen Erny — Den Bruder meines früh verblich’nen Weib’s. Dich bittend auch — (Näher tretend.) Wir haben viel gelitten, Seit du nicht bei uns warſt, mein Herr und König! Dahingegangen ſind der Lieben Viele; Und eh’ ich weiter rede, ſo erlaub’, Daß ich, das Aug’ gedrückt an deine Knie, In Thränen derer denke, die geweſen. (Er fällt vor ihm nieder, und umfaßt ſeine Knie.) König (nach einer Pauſe, zurücktretend). Bancban! Bancban! Du ungetreuer Knecht! Wie haſt du deines Herren Haus verwaltet? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOENIG"> <pb facs="#f0146" n="138"/> <stage>(Von einem zahlreichen Haufen Volks; jeden Geſchlechts und Al-<lb/> ters gefolgt, kommt <hi rendition="#g">Bancbanus</hi>. Zu ſeinen beiden Seiten,<lb/> etwas nach rückwärts, gehen die Grafen <hi rendition="#g">Simon</hi> und <hi rendition="#g">Pe-<lb/> ter</hi>, ohne Waffen, Ketten an den Händen. Graf <hi rendition="#g">Peter</hi> und<lb/> alles Volk kniet.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker><hi rendition="#g">Bancbanus</hi>.</speaker><lb/> <p>Knie’ nieder, Simon! — Simon, beug’ dein Knie!<lb/> Es iſt dein Herr, du kannſt es ohne Schande.</p><lb/> <stage>(Simon kniet nieder.)</stage><lb/> <p>Mein königlicher Herr, und mein Gebieter!<lb/> Wir nahen dir, die Bürger einer Stadt,<lb/> Die ihrer Pflicht vergaß zu dieſen Stunden;<lb/> Doch ſchnell zur Reu’, und raſch zurückgekehrt,<lb/> Die Pforten öffnet, in den Staub ſich beugt,<lb/> Zu deiner Gnad’ und Ungnad’ ſich ergebend.<lb/> Ausliefert auch die Häupter der Empörung,<lb/> Hier, Grafen Simon, der mein Bruder war —<lb/> Nein, iſt, noch immer iſt, mein theurer Bruder,<lb/> Und Grafen Peter, meiner armen Erny —<lb/> Den Bruder meines früh verblich’nen Weib’s.<lb/> Dich bittend auch —</p><lb/> <stage>(Näher tretend.)</stage><lb/> <p>Wir haben viel gelitten,<lb/> Seit du nicht bei uns warſt, mein Herr und König!<lb/> Dahingegangen ſind der Lieben Viele;<lb/> Und eh’ ich weiter rede, ſo erlaub’,<lb/> Daß ich, das Aug’ gedrückt an deine Knie,<lb/> In Thränen derer denke, die geweſen.</p><lb/> <stage>(Er fällt vor ihm nieder, und umfaßt ſeine Knie.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König</hi> </speaker><lb/> <stage>(nach einer Pauſe, zurücktretend).</stage><lb/> <p>Bancban! Bancban! Du ungetreuer Knecht!<lb/> Wie haſt du deines Herren Haus verwaltet?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [138/0146]
(Von einem zahlreichen Haufen Volks; jeden Geſchlechts und Al-
ters gefolgt, kommt Bancbanus. Zu ſeinen beiden Seiten,
etwas nach rückwärts, gehen die Grafen Simon und Pe-
ter, ohne Waffen, Ketten an den Händen. Graf Peter und
alles Volk kniet.)
Bancbanus.
Knie’ nieder, Simon! — Simon, beug’ dein Knie!
Es iſt dein Herr, du kannſt es ohne Schande.
(Simon kniet nieder.)
Mein königlicher Herr, und mein Gebieter!
Wir nahen dir, die Bürger einer Stadt,
Die ihrer Pflicht vergaß zu dieſen Stunden;
Doch ſchnell zur Reu’, und raſch zurückgekehrt,
Die Pforten öffnet, in den Staub ſich beugt,
Zu deiner Gnad’ und Ungnad’ ſich ergebend.
Ausliefert auch die Häupter der Empörung,
Hier, Grafen Simon, der mein Bruder war —
Nein, iſt, noch immer iſt, mein theurer Bruder,
Und Grafen Peter, meiner armen Erny —
Den Bruder meines früh verblich’nen Weib’s.
Dich bittend auch —
(Näher tretend.)
Wir haben viel gelitten,
Seit du nicht bei uns warſt, mein Herr und König!
Dahingegangen ſind der Lieben Viele;
Und eh’ ich weiter rede, ſo erlaub’,
Daß ich, das Aug’ gedrückt an deine Knie,
In Thränen derer denke, die geweſen.
(Er fällt vor ihm nieder, und umfaßt ſeine Knie.)
König
(nach einer Pauſe, zurücktretend).
Bancban! Bancban! Du ungetreuer Knecht!
Wie haſt du deines Herren Haus verwaltet?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/146 |
Zitationshilfe: | Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/146>, abgerufen am 16.07.2024. |