Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830. (Herzog Otto stürzt herein, in der rechten Hand ein zerbrochenes Schwert, auf dem linken Arm den kleinen Bela tragend. Hinter ihm jubelnd Krieger und Landleute.) Otto. Bancban, sie rauben mir dein Kind! (In die Mitte der Bühne gekommen, erblickt er den König. Er steht einen Augenblick still, dann fällt er, das Kind in den Armen, auf die Knie. Der Kleine läuft zu seinem Vater. Herzog Otto liegt auf dem Angesicht am Boden.) König. Mein Sohn! Mein wieder mir geborner, theurer Sohn! (Er hält ihn in den Armen.) Bancbanus (auf der andern Seite). Nu, herz't Euch satt, und ich muß trocken steh'n. Kann nicht einmal den Mund an seinen legen. König (den Knaben emporhaltend). Hier, Euer Fürst! Hier Euer künft'ger König! Verzeihung Jedem, was er auch gefehl't; Des Frevels Häuptern selbst, doch fern vom Lande. Säh' uns mein Weib aus weit entleg'nen Fernen, Sie winkte: Ja! nachtönend: Ich verzeih'! (Zum Gehen gewendet.) Bancbanus (auf Otto zeigend). Hier ist noch Einer, der gar bitter harrt. König. Steh't, Herzog, auf! Steh't auf vom Boden! (Herzog Otto ſtürzt herein, in der rechten Hand ein zerbrochenes Schwert, auf dem linken Arm den kleinen Bela tragend. Hinter ihm jubelnd Krieger und Landleute.) Otto. Bancban, ſie rauben mir dein Kind! (In die Mitte der Bühne gekommen, erblickt er den König. Er ſteht einen Augenblick ſtill, dann fällt er, das Kind in den Armen, auf die Knie. Der Kleine läuft zu ſeinem Vater. Herzog Otto liegt auf dem Angeſicht am Boden.) König. Mein Sohn! Mein wieder mir geborner, theurer Sohn! (Er hält ihn in den Armen.) Bancbanus (auf der andern Seite). Nu, herz’t Euch ſatt, und ich muß trocken ſteh’n. Kann nicht einmal den Mund an ſeinen legen. König (den Knaben emporhaltend). Hier, Euer Fürſt! Hier Euer künft’ger König! Verzeihung Jedem, was er auch gefehl’t; Des Frevels Häuptern ſelbſt, doch fern vom Lande. Säh’ uns mein Weib aus weit entleg’nen Fernen, Sie winkte: Ja! nachtönend: Ich verzeih’! (Zum Gehen gewendet.) Bancbanus (auf Otto zeigend). Hier iſt noch Einer, der gar bitter harrt. König. Steh’t, Herzog, auf! Steh’t auf vom Boden! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#BAN"> <pb facs="#f0150" n="142"/> <stage>(Herzog <hi rendition="#g">Otto</hi> ſtürzt herein, in der rechten Hand ein zerbrochenes<lb/> Schwert, auf dem linken Arm den kleinen <hi rendition="#g">Bela</hi> tragend.<lb/> Hinter ihm jubelnd <hi rendition="#g">Krieger</hi> und <hi rendition="#g">Landleute</hi>.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#OTTO"> <speaker><hi rendition="#g">Otto</hi>.</speaker><lb/> <p>Bancban, ſie rauben mir dein Kind!</p><lb/> <stage>(In die Mitte der Bühne gekommen, erblickt er den König. Er<lb/> ſteht einen Augenblick ſtill, dann fällt er, das Kind in den Armen,<lb/> auf die Knie. Der Kleine läuft zu ſeinem Vater. Herzog Otto liegt<lb/> auf dem Angeſicht am Boden.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Sohn!<lb/> Mein wieder mir geborner, theurer Sohn!</p><lb/> <stage>(Er hält ihn in den Armen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker> <hi rendition="#g">Bancbanus</hi> </speaker><lb/> <stage>(auf der andern Seite).</stage><lb/> <p>Nu, herz’t Euch ſatt, und ich muß trocken ſteh’n.<lb/> Kann nicht einmal den Mund an ſeinen legen.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König</hi> </speaker><lb/> <stage>(den Knaben emporhaltend).</stage><lb/> <p>Hier, Euer Fürſt! Hier Euer künft’ger König!<lb/> Verzeihung Jedem, was er auch gefehl’t;<lb/> Des Frevels Häuptern ſelbſt, doch fern vom Lande.<lb/> Säh’ uns mein Weib aus weit entleg’nen Fernen,<lb/> Sie winkte: Ja! nachtönend: Ich verzeih’!</p><lb/> <stage>(Zum Gehen gewendet.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#BAN"> <speaker> <hi rendition="#g">Bancbanus</hi> </speaker> <stage>(auf Otto zeigend).</stage><lb/> <p>Hier iſt noch Einer, der gar bitter harrt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Steh’t, Herzog, auf! Steh’t auf vom Boden!</p><lb/> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [142/0150]
(Herzog Otto ſtürzt herein, in der rechten Hand ein zerbrochenes
Schwert, auf dem linken Arm den kleinen Bela tragend.
Hinter ihm jubelnd Krieger und Landleute.)
Otto.
Bancban, ſie rauben mir dein Kind!
(In die Mitte der Bühne gekommen, erblickt er den König. Er
ſteht einen Augenblick ſtill, dann fällt er, das Kind in den Armen,
auf die Knie. Der Kleine läuft zu ſeinem Vater. Herzog Otto liegt
auf dem Angeſicht am Boden.)
König.
Mein Sohn!
Mein wieder mir geborner, theurer Sohn!
(Er hält ihn in den Armen.)
Bancbanus
(auf der andern Seite).
Nu, herz’t Euch ſatt, und ich muß trocken ſteh’n.
Kann nicht einmal den Mund an ſeinen legen.
König
(den Knaben emporhaltend).
Hier, Euer Fürſt! Hier Euer künft’ger König!
Verzeihung Jedem, was er auch gefehl’t;
Des Frevels Häuptern ſelbſt, doch fern vom Lande.
Säh’ uns mein Weib aus weit entleg’nen Fernen,
Sie winkte: Ja! nachtönend: Ich verzeih’!
(Zum Gehen gewendet.)
Bancbanus (auf Otto zeigend).
Hier iſt noch Einer, der gar bitter harrt.
König.
Steh’t, Herzog, auf! Steh’t auf vom Boden!
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |