Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.
Die Scheelsucht, die nur lob't, was klein, wie sie. Der Schwester glaub't, die ich ihn kenn' und liebe; Die ich ihn liebe, ja! denn wahrlich, Herr, Die Liebe nur erkennt und ist gerecht. Ihr geb't ihm Fehler. Sey's! doch schau't um Euch! Wo leb't der Mann hier Landes, ihm vergleichbar? Sprech' ich zuerst von seines Aeußern Gaben? Wie sie so herrlich sind, unübertroffen, Und alle dienstbar seinem kühnen Geist'. Sein blitzend' Aug', es blitz't auch auf die Feinde; Der frische Mund macht Ueberredung süß; Die Heldenbrust, der Glieder kräft'ger Bau, Verkündet ihn als Herrn und als Gebieter. Glaub't Ihr, ein Meuter wagte zu besteh'n, Mit dem Gefühl der Schuld in seiner Brust, Vor eines Solchen Blick? -- Fürwahr, fürwahr! Des Geistes hohe Gaben acht' ich alle, Doch erst, wenn so des Aeußern Trefflichkeiten, Herolden gleich, vor ihnen her trometen, Dann zieh'n sie ein als Könige der Welt. König. Du bist begeistert. Königin. Ja, ich bin's, und Weh' mir, Wenn ich's nicht wäre, wo es Würd'ges gilt. Sag't selbst, ist nicht mein Bruder tapfer, klug, Entschlossen und verschwiegen, listig, kühn, Kein Zaud'rer? König. Ja.
Die Scheelſucht, die nur lob’t, was klein, wie ſie. Der Schweſter glaub’t, die ich ihn kenn’ und liebe; Die ich ihn liebe, ja! denn wahrlich, Herr, Die Liebe nur erkennt und iſt gerecht. Ihr geb’t ihm Fehler. Sey’s! doch ſchau’t um Euch! Wo leb’t der Mann hier Landes, ihm vergleichbar? Sprech’ ich zuerſt von ſeines Aeußern Gaben? Wie ſie ſo herrlich ſind, unübertroffen, Und alle dienſtbar ſeinem kühnen Geiſt’. Sein blitzend’ Aug’, es blitz’t auch auf die Feinde; Der friſche Mund macht Ueberredung ſüß; Die Heldenbruſt, der Glieder kräft’ger Bau, Verkündet ihn als Herrn und als Gebieter. Glaub’t Ihr, ein Meuter wagte zu beſteh’n, Mit dem Gefühl der Schuld in ſeiner Bruſt, Vor eines Solchen Blick? — Fürwahr, fürwahr! Des Geiſtes hohe Gaben acht’ ich alle, Doch erſt, wenn ſo des Aeußern Trefflichkeiten, Herolden gleich, vor ihnen her trometen, Dann zieh’n ſie ein als Könige der Welt. König. Du biſt begeiſtert. Königin. Ja, ich bin’s, und Weh’ mir, Wenn ich’s nicht wäre, wo es Würd’ges gilt. Sag’t ſelbſt, iſt nicht mein Bruder tapfer, klug, Entſchloſſen und verſchwiegen, liſtig, kühn, Kein Zaud’rer? König. Ja. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#KOENIGIN"> <p><pb facs="#f0029" n="21"/> Die Scheelſucht, die nur lob’t, was klein, wie ſie.<lb/> Der Schweſter glaub’t, die ich ihn kenn’ und liebe;<lb/> Die ich ihn liebe, ja! denn wahrlich, Herr,<lb/> Die Liebe nur erkennt und iſt gerecht.<lb/> Ihr geb’t ihm Fehler. Sey’s! doch ſchau’t um Euch!<lb/> Wo leb’t der Mann hier Landes, ihm vergleichbar?<lb/> Sprech’ ich zuerſt von ſeines Aeußern Gaben?<lb/> Wie ſie ſo herrlich ſind, unübertroffen,<lb/> Und alle dienſtbar ſeinem kühnen Geiſt’.<lb/> Sein blitzend’ Aug’, es blitz’t auch auf die Feinde;<lb/> Der friſche Mund macht Ueberredung ſüß;<lb/> Die Heldenbruſt, der Glieder kräft’ger Bau,<lb/> Verkündet ihn als Herrn und als Gebieter.<lb/> Glaub’t Ihr, ein Meuter wagte zu beſteh’n,<lb/> Mit dem Gefühl der Schuld in ſeiner Bruſt,<lb/> Vor eines Solchen Blick? — Fürwahr, fürwahr!<lb/> Des Geiſtes hohe Gaben acht’ ich alle,<lb/> Doch erſt, wenn ſo des Aeußern Trefflichkeiten,<lb/> Herolden gleich, vor ihnen her trometen,<lb/> Dann zieh’n ſie ein als Könige der Welt.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Du biſt begeiſtert.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGIN"> <speaker><hi rendition="#g">Königin</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja, ich bin’s, und Weh’ mir,<lb/> Wenn ich’s nicht wäre, wo es Würd’ges gilt.<lb/> Sag’t ſelbſt, iſt nicht mein Bruder tapfer, klug,<lb/> Entſchloſſen und verſchwiegen, liſtig, kühn,<lb/> Kein Zaud’rer?</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker><hi rendition="#g">König</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [21/0029]
Die Scheelſucht, die nur lob’t, was klein, wie ſie.
Der Schweſter glaub’t, die ich ihn kenn’ und liebe;
Die ich ihn liebe, ja! denn wahrlich, Herr,
Die Liebe nur erkennt und iſt gerecht.
Ihr geb’t ihm Fehler. Sey’s! doch ſchau’t um Euch!
Wo leb’t der Mann hier Landes, ihm vergleichbar?
Sprech’ ich zuerſt von ſeines Aeußern Gaben?
Wie ſie ſo herrlich ſind, unübertroffen,
Und alle dienſtbar ſeinem kühnen Geiſt’.
Sein blitzend’ Aug’, es blitz’t auch auf die Feinde;
Der friſche Mund macht Ueberredung ſüß;
Die Heldenbruſt, der Glieder kräft’ger Bau,
Verkündet ihn als Herrn und als Gebieter.
Glaub’t Ihr, ein Meuter wagte zu beſteh’n,
Mit dem Gefühl der Schuld in ſeiner Bruſt,
Vor eines Solchen Blick? — Fürwahr, fürwahr!
Des Geiſtes hohe Gaben acht’ ich alle,
Doch erſt, wenn ſo des Aeußern Trefflichkeiten,
Herolden gleich, vor ihnen her trometen,
Dann zieh’n ſie ein als Könige der Welt.
König.
Du biſt begeiſtert.
Königin.
Ja, ich bin’s, und Weh’ mir,
Wenn ich’s nicht wäre, wo es Würd’ges gilt.
Sag’t ſelbſt, iſt nicht mein Bruder tapfer, klug,
Entſchloſſen und verſchwiegen, liſtig, kühn,
Kein Zaud’rer?
König.
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