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Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830.

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Genügt es denn der Sonne, daß sie Licht,
Geht sie nicht auf, uns Alle zu erleuchten?
Wenn Ihr dereinst am großen Tage steh't,
Umgeben von den Engeln Eurer Thaten,
Woll't Ihr dann nicht den Blick zurückesenden,
Und sagen: dieser Mann ist auch mein Werk?
Erny.
Es hör't sich gut, doch handelt Ihr nicht so.
Wer dürft' Euch trauen, wenn er wollte selbst?
Otto.
Ihr dürf't! Ihr soll't! -- O, dieser Augenblick
Ist fruchtbar an Entwürfen und an Thaten!
Gesteh' ich's Euch! Als man Euch herbeschied,
War finster meine Brust, und Gräßliches,
Das Aeußerste bewegte sich in mir.
Doch Euer Anblick bannte jene Schatten.
Lern't mich erst kennen, achten wohl zuletzt.
Des Leuchtthurm's Flamme seyd dem irren Schiffer,
Er sieht das Ufer nicht, von Nacht umfangen;
Doch steuert er getrost dem Schimmer zu,
Er weiß, dort, wo das Licht, ist Land und Rettung.
-- Ihr woll't? Ihr thut's? -- Geb't mir die Hand darauf!
Die Hand, um die ich bitte -- Eure Hand!
Erny.
Ha, was war das? Enthüll'st du selber dich? --
Tilg' erst den Schimmer dort aus deinem Auge,
Der, lauernd, sich gelung'ner Plane freu't.
Wirbst du nach Tugend und gehör'st der Sünde?

Genügt es denn der Sonne, daß ſie Licht,
Geht ſie nicht auf, uns Alle zu erleuchten?
Wenn Ihr dereinſt am großen Tage ſteh’t,
Umgeben von den Engeln Eurer Thaten,
Woll’t Ihr dann nicht den Blick zurückeſenden,
Und ſagen: dieſer Mann iſt auch mein Werk?
Erny.
Es hör’t ſich gut, doch handelt Ihr nicht ſo.
Wer dürft’ Euch trauen, wenn er wollte ſelbſt?
Otto.
Ihr dürf’t! Ihr ſoll’t! — O, dieſer Augenblick
Iſt fruchtbar an Entwürfen und an Thaten!
Geſteh’ ich’s Euch! Als man Euch herbeſchied,
War finſter meine Bruſt, und Gräßliches,
Das Aeußerſte bewegte ſich in mir.
Doch Euer Anblick bannte jene Schatten.
Lern’t mich erſt kennen, achten wohl zuletzt.
Des Leuchtthurm’s Flamme ſeyd dem irren Schiffer,
Er ſieht das Ufer nicht, von Nacht umfangen;
Doch ſteuert er getroſt dem Schimmer zu,
Er weiß, dort, wo das Licht, iſt Land und Rettung.
— Ihr woll’t? Ihr thut’s? — Geb’t mir die Hand darauf!
Die Hand, um die ich bitte — Eure Hand!
Erny.
Ha, was war das? Enthüll’ſt du ſelber dich? —
Tilg’ erſt den Schimmer dort aus deinem Auge,
Der, lauernd, ſich gelung’ner Plane freu’t.
Wirbſt du nach Tugend und gehör’ſt der Sünde?

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[87/0095] Genügt es denn der Sonne, daß ſie Licht, Geht ſie nicht auf, uns Alle zu erleuchten? Wenn Ihr dereinſt am großen Tage ſteh’t, Umgeben von den Engeln Eurer Thaten, Woll’t Ihr dann nicht den Blick zurückeſenden, Und ſagen: dieſer Mann iſt auch mein Werk? Erny. Es hör’t ſich gut, doch handelt Ihr nicht ſo. Wer dürft’ Euch trauen, wenn er wollte ſelbſt? Otto. Ihr dürf’t! Ihr ſoll’t! — O, dieſer Augenblick Iſt fruchtbar an Entwürfen und an Thaten! Geſteh’ ich’s Euch! Als man Euch herbeſchied, War finſter meine Bruſt, und Gräßliches, Das Aeußerſte bewegte ſich in mir. Doch Euer Anblick bannte jene Schatten. Lern’t mich erſt kennen, achten wohl zuletzt. Des Leuchtthurm’s Flamme ſeyd dem irren Schiffer, Er ſieht das Ufer nicht, von Nacht umfangen; Doch ſteuert er getroſt dem Schimmer zu, Er weiß, dort, wo das Licht, iſt Land und Rettung. — Ihr woll’t? Ihr thut’s? — Geb’t mir die Hand darauf! Die Hand, um die ich bitte — Eure Hand! Erny. Ha, was war das? Enthüll’ſt du ſelber dich? — Tilg’ erſt den Schimmer dort aus deinem Auge, Der, lauernd, ſich gelung’ner Plane freu’t. Wirbſt du nach Tugend und gehör’ſt der Sünde?

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Ein treuer Diener seines Herrn. Wien, 1830, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_diener_1830/95>, abgerufen am 21.11.2024.