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Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819.

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Rhamnes (sich unter sie mischend.)
Heil, Sappho, theure Frau!
Sappho.
Dank, Freunde! Land'sgenossen, Dank!
Um euretwillen freut mich dieser Kranz,
Der nur den Bürger ziert, den Dichter drückt,
In eurer Mitte nenn' ich ihn erst mein!
Hier, wo der Jugend träumende Entwürfe,
Wo des Beginnens schwankendes Bestreben,
Wo des Vollbringens Wahnsinn-glüh'nde Lust
Mit eins vor meine trunk'ne Seele treten,
Hier, wo Cypressen von der Aeltern Grab
Mir leisen Geistergruß herüber lispeln;
Hier, wo so mancher Frühverblich'ne ruht,
Der meines Strebens, meines Wirkens sich erfreut,
In eurem Kreis, in meiner Lieben Mitte,
Hier dünkt mir dieser Kranz erst kein Verbrechen,
Hier wird die frev'le Zier mir erst zum Schmuck!
Einer aus dem Volke.
Wohl uns, daß wir dich, Hohe, unser nennen!
Habt die bescheid'ne Rede ihr vernommen?
Mehr als ganz Griechenland hat sie ihr Wort geschmückt.
Rhamnes (sich hinzudrängend.)
Sey mir gegrüßt, gegrüßt, du Herrliche!
Sappho
(vom Wagen herabsteigend und die Umstehenden freund-
lich grüßend.)

Mein treuer Rhamnes, sey gegrüßt! -- Artander,
Rhamnes (ſich unter ſie miſchend.)
Heil, Sappho, theure Frau!
Sappho.
Dank, Freunde! Land'sgenoſſen, Dank!
Um euretwillen freut mich dieſer Kranz,
Der nur den Bürger ziert, den Dichter drückt,
In eurer Mitte nenn' ich ihn erſt mein!
Hier, wo der Jugend träumende Entwürfe,
Wo des Beginnens ſchwankendes Beſtreben,
Wo des Vollbringens Wahnſinn-glüh'nde Luſt
Mit eins vor meine trunk'ne Seele treten,
Hier, wo Cypreſſen von der Aeltern Grab
Mir leiſen Geiſtergruß herüber liſpeln;
Hier, wo ſo mancher Frühverblich'ne ruht,
Der meines Strebens, meines Wirkens ſich erfreut,
In eurem Kreis, in meiner Lieben Mitte,
Hier dünkt mir dieſer Kranz erſt kein Verbrechen,
Hier wird die frev'le Zier mir erſt zum Schmuck!
Einer aus dem Volke.
Wohl uns, daß wir dich, Hohe, unſer nennen!
Habt die beſcheid'ne Rede ihr vernommen?
Mehr als ganz Griechenland hat ſie ihr Wort geſchmückt.
Rhamnes (ſich hinzudrängend.)
Sey mir gegrüßt, gegrüßt, du Herrliche!
Sappho
(vom Wagen herabſteigend und die Umſtehenden freund-
lich grüßend.)

Mein treuer Rhamnes, ſey gegrüßt! — Artander,
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[7/0017] Rhamnes (ſich unter ſie miſchend.) Heil, Sappho, theure Frau! Sappho. Dank, Freunde! Land'sgenoſſen, Dank! Um euretwillen freut mich dieſer Kranz, Der nur den Bürger ziert, den Dichter drückt, In eurer Mitte nenn' ich ihn erſt mein! Hier, wo der Jugend träumende Entwürfe, Wo des Beginnens ſchwankendes Beſtreben, Wo des Vollbringens Wahnſinn-glüh'nde Luſt Mit eins vor meine trunk'ne Seele treten, Hier, wo Cypreſſen von der Aeltern Grab Mir leiſen Geiſtergruß herüber liſpeln; Hier, wo ſo mancher Frühverblich'ne ruht, Der meines Strebens, meines Wirkens ſich erfreut, In eurem Kreis, in meiner Lieben Mitte, Hier dünkt mir dieſer Kranz erſt kein Verbrechen, Hier wird die frev'le Zier mir erſt zum Schmuck! Einer aus dem Volke. Wohl uns, daß wir dich, Hohe, unſer nennen! Habt die beſcheid'ne Rede ihr vernommen? Mehr als ganz Griechenland hat ſie ihr Wort geſchmückt. Rhamnes (ſich hinzudrängend.) Sey mir gegrüßt, gegrüßt, du Herrliche! Sappho (vom Wagen herabſteigend und die Umſtehenden freund- lich grüßend.) Mein treuer Rhamnes, ſey gegrüßt! — Artander,

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Zitationshilfe: Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grillparzer_sappho_1819/17>, abgerufen am 21.11.2024.