Grillparzer, Franz: Sappho. Trauerspiel in fünf Aufzügen. Wien, 1819.
Zu ganzen Haufen Blumen. Schmückt das Haus Und Hof und Halle, Säule, Thür und Schwelle, Ja selbst die Blumenbeere schmückt mit Blumen! Thut Würze zum Gewürz, denn heute feyert Das Fest der Liebe die Gebietherinn. Mädchen (ihre Blumen vorweisend.) Hier, sieh! (Sie fangen an die Säulen und Bäume umher mit Krän- zen und Blumenketten zu behängen.) Eucharis. Recht gut! recht gut! doch du Melitta, Wo hast du, Mädchen, deine Blumen? Melitta (ihre leeren Hände betrachtend.) Ich? Eucharis. Ja du! Ey seht mir doch die Träumerinn, Kommst du allein hierher mit leeren Händen? Melitta. Ich will wohl hohlen. Eucharis. Ich will hohlen, spricht sie, Und regt sich nicht vom Platz und will und hohlt nichts. Du kleine Heuchlerinn, bekenne nur, Was hast du denn? Was war das heut bey Tisch, Daß die Gebietherinn so oft nach dir Mit leisem Lächeln schlau hinüberblickte,
Zu ganzen Haufen Blumen. Schmückt das Haus Und Hof und Halle, Säule, Thür und Schwelle, Ja ſelbſt die Blumenbeere ſchmückt mit Blumen! Thut Würze zum Gewürz, denn heute feyert Das Feſt der Liebe die Gebietherinn. Mädchen (ihre Blumen vorweiſend.) Hier, ſieh! (Sie fangen an die Säulen und Bäume umher mit Krän- zen und Blumenketten zu behängen.) Eucharis. Recht gut! recht gut! doch du Melitta, Wo haſt du, Mädchen, deine Blumen? Melitta (ihre leeren Hände betrachtend.) Ich? Eucharis. Ja du! Ey ſeht mir doch die Träumerinn, Kommſt du allein hierher mit leeren Händen? Melitta. Ich will wohl hohlen. Eucharis. Ich will hohlen, ſpricht ſie, Und regt ſich nicht vom Platz und will und hohlt nichts. Du kleine Heuchlerinn, bekenne nur, Was haſt du denn? Was war das heut bey Tiſch, Daß die Gebietherinn ſo oft nach dir Mit leiſem Lächeln ſchlau hinüberblickte, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#EUC"> <p><pb facs="#f0040" n="30"/> Zu ganzen Haufen Blumen. Schmückt das Haus<lb/> Und Hof und Halle, Säule, Thür und Schwelle,<lb/> Ja ſelbſt die Blumenbeere ſchmückt mit Blumen!<lb/> Thut Würze zum Gewürz, denn heute feyert<lb/> Das Feſt der Liebe die Gebietherinn.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAED"> <speaker> <hi rendition="#g">Mädchen</hi> </speaker><lb/> <stage>(ihre Blumen vorweiſend.)</stage><lb/> <p>Hier, ſieh!</p><lb/> <stage>(Sie fangen an die Säulen und Bäume umher mit Krän-<lb/> zen und Blumenketten zu behängen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#EUC"> <speaker><hi rendition="#g">Eucharis</hi>.</speaker><lb/> <p>Recht gut! recht gut! doch du Melitta,<lb/> Wo haſt du, Mädchen, deine Blumen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker> <hi rendition="#g">Melitta</hi> </speaker><lb/> <stage>(ihre leeren Hände betrachtend.)</stage><lb/> <p>Ich?</p> </sp><lb/> <sp who="#EUC"> <speaker><hi rendition="#g">Eucharis</hi>.</speaker><lb/> <p>Ja du! Ey ſeht mir doch die Träumerinn,<lb/> Kommſt du allein hierher mit leeren Händen?</p> </sp><lb/> <sp who="#MEL"> <speaker><hi rendition="#g">Melitta</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich will wohl hohlen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EUC"> <speaker><hi rendition="#g">Eucharis</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich will hohlen, ſpricht ſie,<lb/> Und regt ſich nicht vom Platz und will und hohlt nichts.<lb/> Du kleine Heuchlerinn, bekenne nur,<lb/> Was haſt du denn? Was war das heut bey Tiſch,<lb/> Daß die Gebietherinn ſo oft nach dir<lb/> Mit leiſem Lächeln ſchlau hinüberblickte,<lb/></p> </sp> </div> </div> </body> </text> </TEI> [30/0040]
Zu ganzen Haufen Blumen. Schmückt das Haus
Und Hof und Halle, Säule, Thür und Schwelle,
Ja ſelbſt die Blumenbeere ſchmückt mit Blumen!
Thut Würze zum Gewürz, denn heute feyert
Das Feſt der Liebe die Gebietherinn.
Mädchen
(ihre Blumen vorweiſend.)
Hier, ſieh!
(Sie fangen an die Säulen und Bäume umher mit Krän-
zen und Blumenketten zu behängen.)
Eucharis.
Recht gut! recht gut! doch du Melitta,
Wo haſt du, Mädchen, deine Blumen?
Melitta
(ihre leeren Hände betrachtend.)
Ich?
Eucharis.
Ja du! Ey ſeht mir doch die Träumerinn,
Kommſt du allein hierher mit leeren Händen?
Melitta.
Ich will wohl hohlen.
Eucharis.
Ich will hohlen, ſpricht ſie,
Und regt ſich nicht vom Platz und will und hohlt nichts.
Du kleine Heuchlerinn, bekenne nur,
Was haſt du denn? Was war das heut bey Tiſch,
Daß die Gebietherinn ſo oft nach dir
Mit leiſem Lächeln ſchlau hinüberblickte,
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